Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Echte Siege schmecken anders

Kolumne von Vanessa Georgoulas
Ein Blick sagt mehr als tausend Worte: Mark Webber und Sebastian Vettel

Ein Blick sagt mehr als tausend Worte: Mark Webber und Sebastian Vettel

Warum Sebastian Vettels Überholmanöver von Sepang nicht viel mit echtem Racing zu tun hat.

Aus journalistischer Sicht ist Sebastian Vettel ein Glücksfall: Der dreifache Weltmeister sorgt nicht nur mit seinen Erfolgen für die grossen Schlagzeilen, er liefert auch jene Geschichten, die dem Hochleistungssport Formel 1 ein menschliches Gesicht geben; Sei es durch zärtliche Namen, die er seinen Dienstwagen verleiht, revolutionäre Helmdesigns, die er spazieren fährt, oder durch gut plazierte und noch besser formulierte Witze, mit denen er seine Wortspenden garniert.

Und dann gibt es auch noch jene seltenen Momente, in denen Vettel mit einem Überholmanöver die Formel-1-Welt in ein moralisches Dilemma stürzt. So richtig böse sein mag dem Burschen, der sich kurz nach der Siegerehrung reumütig und zerknirscht in Selbstkritik übte, eigentlich niemand ausser Mark Webber. Die von ihm verhätschelten Medien genauso wenig wie sein Team, das gleichermassen vom Heldenstatus seines Wunderkindes profitiert.

Natürlich war Teamchef Christian Horner sichtlich verärgert über den Ungehorsam seines Schützlings, seine öffentliche Kritik an Vettel fiel dennoch sehr verhalten aus. Manch anderer Teamchef hätte in dieser Situation klarere Worte gefunden.

Genauso zögerlich klingt der öffentliche Tadel: Die Kritik an «Baby-Schumi» wirkt vor allem im deutschsprachigen Raum oft bemüht und widerwillig vorgetragen, nicht selten wird im gleichen Atemzug die Rennfahrer-Natur Vettels gelobt. Dabei hat das Manöver von Sepang nicht viel mit echtem Racing zu tun. Wie die Welt weiss, war Mark Webber auf Geheiss im Sparmodus unterwegs, einen Angriff seines Teamkollegen hatte er in diesem Moment nicht erwartet. Er wurde überrumpelt, und schaffte es trotz Wut im Bauch die Fassung zu bewahren – DAS ist eine wahre Rennfahrer-Natur.

Auch hat sich der Heppenheimer mit seiner Missachtung der Stallorder nicht als echter Racer präsentiert. Denn Vettel hat nur etwas dagegen, wenn er hinterherfahren muss. Wir erinnern uns: Kurz vor seinem kopflosen Manöver forderte der Heppenheimer sein Team über Boxenfunk forsch dazu auf, den lahmen Webber vor ihm aus dem Weg zu schaffen.

So haftet dem Triumph von Vettel etwas Lächerliches an. Er erinnert die Schreiberin an die eigenen Ampel-Duelle, die durch die Gunst des Überraschungseffekts gegen weitaus stärker motorisierte und sichtlich verdutzte Porsche-Lenker gewonnen wurden. Wir Beide wissen: Echte Siege schmecken anders.

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