Nico Rosberg: Verzicht auf 100 Millionen Euro

Nico Rosberg (Mercedes): «Alles ist anders – klasse!»

Von Mathias Brunner
Silberpfeil-Star Nico Rosberg freut sich über die neue Turbo-Ära: «Das ist eine zeitgemässe Technik, und für uns ist das die grosse Chance für den Sprung nach ganz vorne.»

Nico Rosberg ist im wörtlichesten Sinne aufgedreht. Der dreifache GP-Sieger hat heute in Jerez so viele Runden gedreht wie kein anderer Fahrer (97) und ist von den Fortschritten mit dem Silberpfeil sehr angetan.

Nico, du hast heute am meisten Runden gedreht. Was bedeutet das für dich?

Zunächst einmal ist das eine ganz tolle Teamleistung. Gestern ging ja in die Hose mit dem technischen Problem, das zum Abflug von Lewis geführt hat. Gerade beim ersten Test einer Saison bist du mit den Ersatzteilen ganz knapp dran. Im Grund war es schon eine Herkulesleistung, den Wagen überhaupt fertig zu bekommen. Die Produktion von Ersatzteilen kommt dann noch hinzu. Wir haben die Teile gestern nach England geflogen, im Werk wurde die ganze Nacht lang geschuftet, heute morgen um fünf wurden die wieder hier nach Spanien geflogen. Das alles auf die Reihe zu bekommen, das ist eine wirklich eindrucksvolle Teamleistung.

Viele Runden zu fahren, das ist ganz wichtig, weil alles so neu ist. Du musst so viel lernen derzeit. Es gibt so viele kleine Schwierigkeiten, die da auftauchen können. Die Tatsache, dass wir so ausgiebig zum Fahren gekommen sind, die zeigt, dass wir auf gutem Weg sind.

Was ist denn für dich als Fahrer alles neu?

Alles, einfach alles. Das beginnt schon beim Lenkrad. Alle Knöpfe sind alles. Und dann der Bildschirm! Ich habe ja schon fast den Schirm eines Smartphones vor mir, und ich kann ganz genau einstellen, wo ich was haben will. Das ist alles proppevoll, aber du brauchst das alles. Es dauert einfach, bis dir das ins Blut übergegangen ist – wo muss ich hingucken, welche Knöpfe muss ich drehen, welche drücken? Das ist alles echt kompliziert.

Was hat sich beim reinen Fahren am meisten verändert?

Das Fahren empfinde ich jetzt gar nicht als so anders. Es sind vor allem die Gänge, die dir auffallen. Du nutzt höhere Gänge – in der Spitzkehre bin ich im dritten Gang, im letzten Jahr war ich da im ersten. Die Bremsen sind nicht mehr mechanisch gesteuert, sondern elektronisch. Die Feineinstellung ist da nicht ganz einfach.

Wie machen sich die zusätzlichen 160 PS durch die Energierückgewinnung bemerkbar?

Das ist unglaublich! Das ist schon ein deutlich spürbarer Schub, aber Mitte der Gerade verlierst du dann diese 160 PS, weil das System dann wieder umschaltet auf Laden, und das merkst du sehr deutlich. Ist ja auch klar, das sind ja auch 15 bis 20 Prozent der Gesamtleistung!

Du hast so viele Möglichkeiten im Cockpit. Was muss man denn wann tun, um schnell zu sein?

Das ist tatsächlich sehr kompliziert, und hier erweist sich der Simulator als unerlässlich. Dort kannst du die ganzen Prozedere schon mal üben. Das ist für mich einer der Gründe gewesen, warum ich so oft im Simulator gesessen bin. Da kannst du gar nicht genug arbeiten. Und das wird auch bis Melbourne so weitergehen.

Was kannst du über den Speed sagen?

Also sehr schnell waren wir bislang nicht unterwegs! Die Autos sind schwerer geworden und bauen weniger Abtrieb auf, natürlich macht sich das auf der Stoppuhr bemerkbar. Es wird noch etwas dauern, bis wir da aufs Niveau von 2013 zurück kommen.

Gibt es das berühmte Turbo-Loch, also die verzögerte Gasannahme?

Ja, klar. Und die Fahrbarkeit ist auch einer jener Bereiche, an dem alle derzeit wie verrückt arbeiten. Du willst ja ein möglichst sauberes Beschleunigungsverhalten haben. Das ist bei uns gewiss noch nicht optimiert, aber dieses Problem haben alle.

Freust du dich eigentlich über diesen Schnitt im Reglement?

Ja, ich finde das schon klasse. Ich finde es auch zeitgemäss – Spritsparen, Hybridtechnik, das sind aktuelle Themen. Heute habe ich nur die Hälfte des Sprits verbraucht als vor einem Jahr! Ich hänge mich da gerne rein in die neue Technik, mir macht das unheimlichen Spass. Für uns ist das auch eine grosse Chance, den Schritt ganz nach vorne zu schaffen.

Die Mercedes-Fahrer sind am meisten auf der Bahn hier, Renault beispielsweise hat Probleme. Bedeutet das nun, dass Mercedes im Winter den besten Job gemacht hat?

Das weiss ich nicht. Es ist etwas früh, das zu sagen. Ich kann nur für uns sprechen, und für uns läuft es gut.

Wir hören heute, die Ärzte von Michael Schumacher versuchen nach und nach, den Patienten aus dem Koma zurückzuholen. Was sagst du zur ganzen traurigen Sache?

Da muss man mit Äusserungen sehr vorsichtig sein, weil man so viele seltsame Geschichten gehört hat. Wenn die Ärzte tatsächlich anfangen, Michael langsam aus dem Koma zu holen, dann wäre das gewiss eine gute Nachricht. Natürlich wünsche ich ihm alles nur erdenklich Gute.

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