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Kevin Orgis: Hilft Ernährungsumstellung bei Armpump!?

Von Thorsten Horn
Kevin Orgis

Kevin Orgis

Gleich in seiner ersten 1000er-Saison gewann Kevin Orgis den Titel in der Pro Superstock. Von dort geht es jetzt in die IDM Superbike. Gern würde er erneut eine Erhöhung der Ausgangszielstellung vornehmen.

Nach seiner Moto3-Zeit in Deutschland wechselte Kevin Orgis, mangels eines adäquaten Betätigungsfeldes hierzulande, 2018 nach Spanien. Hier wurde die kleinste WM-Klasse irgendwann zu klein, sodass er über die 600er-Klasse bzw. die Moto2 seinen Traum von der WM weiterverfolgte. Als die Kosten nicht mehr zu stemmen waren (Papa René Orgis darf, will bzw. muss sich zudem mit Leon gleich um zwei rennfahrende Söhne kümmern), kehrte er bzw. kehrten sie 2023 nach Deutschland zurück.

Die IDM-Rahmenserie Pro Superstock 1000 wurde als neues Betätigungsfeld für Kevin auserkoren, womit der damals noch 23-jährige Sachse erstmals mit 1000 Kubikzentimeter unter dem Hintern unterwegs war. Klar, dass er im Vorfeld nicht viel zu seinen Zielen sagen konnte, doch während der für ihn immer besser verlaufenden Saison schraubte er diese höher und höher. Am Ende zählte nur noch der Titel, was auch so eintrat.

Folgerichtig und konsequent wechselt er in diesem Jahr in die Top-Klasse IDM Superbike und steht in Sachen Zielsetzung vor einem ähnlichen Problem. Dazu sagte er nun im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zunächst: «Wir hatten letztes Jahr unsere erste Saison in einer 1000er-Klasse. Das heißt, wir mussten extrem viel lernen. Ich denke, dass wir dieses Jahr deutlich stärker in die Saison starten, denn wir haben die ganzen Erfahrungen aus dem letzten Jahr mitnehmen können.»

Gleichwohl wusste er, dass besonders das Thema Elektronik in der 1000er-Superstock-Klasse extrem wichtig war. «Da mussten wir uns erst intensiv reinarbeiten. Auch von daher war es umso erstaunlicher, dass wir uns so gut behaupten konnten. Dadurch bin ich guter Dinge für 2024, obwohl ich mir im Winter den Arm gebrochen hatte, was mich ein bisschen zurückgeworfen hatte, aber nicht viel.»

Natürlich ist die Elektronik in der Superbike noch mal um einiges komplexer. Das weiß auch sein Vater und Teamchef René Orgis, der Kevins letztjährige BMW M 1000 RR zusammen mit dem Mechaniker Lucas John aufs Superbike-Reglement umbaut. Dazu sagt er: «Der größte Aspekt ist nun noch einmal für uns das Thema Elektronik. Dazu gehören Wheelie Control, Traktionskontrollen, Vorsteuerung und so weiter, was alles in Einklang zu bringen ist. Wir hatten im vorigen Jahr das ganze Rennwochenende immer gut zu tun, das Fahrwerk gut abzustimmen, um eine gute Rundenzeit zu fahren. Jetzt kommt das ganze andere noch dazu. Das heißt, es geht einem irgendwann die Zeit aus, sodass es immer ein Kompromiss ist, wie man das Motorrad abstimmt.»

In Bezug auf seine Ziele geht Kevin Orgis nun nicht ganz so ahnungslos wie 2023 in die nächste Klasse und sagt dazu: «Ich freue mich schon riesig darauf, weil wir letztes Jahr schon ein paar Gaststarts in der IDM Superbike gemacht hatten und dabei gesehen haben, dass wir ziemlich gut mithalten konnten, obwohl wir noch nicht das entsprechende Material hatten. Ich will mich jetzt bei der Saisonvorbereitung bestmöglich an das geänderte Motorrad gewöhnen, um dann beim Saisonauftakt auf dem Sachsenring bestmöglich da rein starten zu können.»

«Meine konkrete Zielsetzung lautete Ende letzten Jahres, nachdem wir uns über den Aufstieg im Klaren waren, die Top-10. Inzwischen bin ich aber schon so weit, dass ich mir auch vorstellen kann, um die Top-5 herum zufahren und ich vielleicht auch mal am Podium schnuppern kann. Allerdings muss man erst mal abwarten, wie das Fahrerfeld letzten Endes aussieht.»

Dabei verweist er noch einmal darauf, dass er vor Jahresfrist gar keine Vorstellung hatte, wo er sich einreihen könnte. Auch damals gab er zunächst die Top-10 als sein Ziel aus, passte dieses dann aber im Verlauf der Saison ein ums andere Mal an. «Das ist das jetzt für mich wieder ein Probejahr», hält der Azubi bis voraussichtlich Frühjahr 2026 bei der Motorradsparte der BMW Niederlassung Chemnitz dazu fest.

Und wie sieht es mit einer internationalen Karriere aus? «Die MotoGP-Linie ist etwas in den Hintergrund gerückt, weil schon die Moto2 in Spanien zu teuer geworden ist. Aber da ich jetzt auf der Superbike-Schiene unterwegs bin, ist die World-Superbike ein attraktives Ziel geworden. Was mich aber auch interessiert, ist die EWC. Das sind noch meine Zukunftsziele, am besten als Profi-Rennfahrer. Mit dem Geld zu verdienen, was man liebt, wäre natürlich extrem schön.»

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com blickt er bei diesem Thema auch noch einmal auf seine Zeit auf der iberischen Halbinsel zurück: «In Spanien herrscht eine ganz andere Mentalität, wie die Leute dort an den Sport herangehen. Die sitzen mit drei, vier Jahren das erste Mal auf dem Motorrad. Schon daher hat man dort eine viel höhere Leistungsdichte. Wenn man in diesem Umfeld lernen darf, mit dem enormen Druck umzugehen, kommt man deutlich selbstbewusster wieder nach Deutschland zurück, um sich in den Rennen besser behaupten zu können. Das sind einfach gewisse Vorteile. Aber wir hatten auch ein paar Nachteile mit Strecken auf denen wir lange nicht bzw. nie zuvor gefahren sind. Ich denke da vor allem ans Schleizer Dreieck, welches als Naturrennstrecke auf sonst öffentlichen Straßen sehr speziell ist.»

Wie bei vielen anderen auch, trat mit dem Wechsel auf die 1000er bei ihm Armpump-Problem verstärkt auf. «Das ging bei mir schon mit dem Wechsel auf die 600er los und kommt wohl bei Rennfahrern öfter nach einem Klassenwechsel vor. Mit der 1000er sind das Gewicht und die Kräfte noch einmal größer geworden. Da hatte ich voriges Jahr richtige Probleme», meint er dazu.

Seinen Kampf dagegen erklärt er mit folgenden Worten: «Ich habe voriges Jahr von einer Physiotherapeutin den Tipp bekommen, neben dem üblichen bzw. speziellen Trainingsmethoden und Erwärmungsübungen vorm Rennen, es mit einer Ernährungsumstellung zu versuchen. Sprich, ein, zwei Wochen vorm Rennwochenende verzichte ich weitgehend auf Kohlenhydrate und Zucker, weil das wohl die Muskeln verklebt und die dann nicht mehr richtig durchblutet werden. Das habe ich dann vor Assen und vor Hockenheim mal probiert und es hat funktioniert. Ich muss aber dazu sagen, dass es dazu wohl keine 100-prozentige Lösung gibt, auch keine OP.»

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