Wunschdenken: WM, BSB und IDM unter einen Hut bringen

Von Rudi Hagen
13 Teams bei der WM in Oschersleben in der Startkurve

13 Teams bei der WM in Oschersleben in der Startkurve

In der WM wird mit 600ccm-Motoren gefahren, in der TT mit getunten 600ern und in der BSB und in der IDM sind 1000 ccm Standard. Wie geht es weiter mit den Sidecars?

Zum ersten Mal seit der Umstellung des Hubraums der Motoren auf 600 ccm machte die Seitenwagen-Weltmeisterschaft Station in Deutschland. In der Motorsport Arena Oschersleben wurden nach le Mans die Läufe 2 und 3 im Rahmenprogramm der Endurance-WM durchgeführt.

Das sorgte im Sprintrace am Samstag für eine ordentliche Zuschauerzahl auch beim Sidecar-Rennen, weil direkt im Anschluß die EWC gestartet wurde. Am Sonntag waren allerdings nicht mehr Fans auf den Rängen vor Ort, wie bei einem mittleren Kreisligaspiel im Fußball.

Wie waren die Sidecar-WM-Läufe aus sportlicher Sicht?

Nun, in Oschersleben waren 14 Teams am Start, zehn von ihnen mit einem F1-Chassis, vier mit einem kurzen F2. Abgesehen davon, dass mit einem F2-Gerät keinerlei Aussicht auf einen Podestplatz, geschweige denn auf den WM-Titel zu rechnen ist, waren zumindest zwei von ihnen absolut chancenlos. Die einen, weil sie fortwährend technische Probleme hatten und die anderen, weil sie einfach zu langsam sind.

Zwei andere F2-Gespanne muss man aber loben. Die jungen Briten Lewis Blackstock/Patrick Rosney kämpften auf ihrer kurzen Suzuki LCR unverdrossen und fuhren im Sprintrennen auf Platz 8 und im Gold Race über 20 Runden auf Rang 7. Vor allem in den Kurven prügelte das von den Birchall-Brüdern unterstützte Team ihre F2 immer wieder ans obere Slide-Limit.

Das reine Frauenduo Estelle Leblond und Beifahrerin Mélanie Farnier überzeugte eher durch saubere Kurvenfahrten. Immerhin ließen die jungen Französinnen mit ihren Platzierungen 10 und 9 in beiden gestandene Teams mit deren F1-Gespannen hinter sich.

Ansonsten war für diejenigen Langeweile angesagt, die Überholmanöver oder Positionskämpfe sehen wollen. Beide Läufe waren reine Prozessionsrennen im vorderen Bereich. Ben und Tom Birchall waren auf ihrer Yamaha LCR einfach unschlagbar. Einzig im Gold Race waren die britischen Brüder mal nicht vorne, nämlich in der ersten Kurve. Da führten Pekka Päivärinta/Kirsi Kainulainen (FIN), wurden von den Birchalls allerdings schon wieder in der anschließenden Hasseröder einkassiert.

Die Abstände zwischen den Birchalls, den Finnen, den folgenden Briten John Holden/Mark Wilkes und Bennie Streuer/Ilse de Haas aus den Niederlanden betrug jeweils mehr oder weniger als eine halbe Minute. Viel Spannung blieb da nicht. Im Mittelfeld und nach hinten heraus gab es den einen oder anderen Zwei- oder Dreikampf, aber WM-Stimmung kam dadurch nicht auf.

Was ist das Fazit?

Es fehlen in der Serie, die ja eine Weltmeisterschaft ist und in der ja auch die Besten dabei sein sollen, so starke Fahrer wie beispielsweise Tim Reeves (44, GB), Ricky Stevens (32, GB), Ben Holland (32, GB), Steve Kershaw (30, GB) aus der Britischen Superbike oder der Franzose Sébastien Delannoy, Markus Schlosser (45, CH), André Kretzer (31, D) und auch Mike Roscher (52, D).

Die Schwierigkeit ist, dass in der BSB wie in der IDM auch weiterhin mit 1000er-Motoren gefahren werden darf. Wünschenswert wäre es, neben der IDM die starken Teams der professionellen BSB für die 600ccm-Motoren zu interessieren. Wie man hört, gibt es dort bereits entsprechende Überlegungen.

In der IDM wird die Dreirad-Fraktion zwar gerne gesehen, weil sie ein gewisses Fan-Potential hat, bei der Motorrad-Industrie spielen die Gespanne aber eher keine Rolle. Hier ist es vornehmlich die Interessengemeinschaft Gespannrennen (IGG), die als eingetragener Verein die Interessen ihrer Mitglieder in der IDM und beim DMSB vertritt.

Die Umstellung von 1000 auf 600 ccm in der WM wurde von der IGG immer wieder stark kritisiert. Sie favorisieren auch weiterhin Motoren mit 1000 ccm, befürworten aber auch eine Beibehaltung einer Zweiklassen-Wertung in der WM wie im Vorjahr.

Wichtig für den Gespannsport wäre Einigkeit in jeder Hinsicht und vor allem ein offenes Ohr für die jeweils andere Seite, Gesprächs- und Kompromissbereitschaft.

Seitenwagen-WM Stand nach 3 Rennen:

1. Ben Birchall/Tom Birchall (GB), 75 Punkte (25/25/25)
2. Pekka Päivärinta/Kirsi Kainulainen (FIN), 60 (20/20/20)
3. Bennie Streuer/Ilse de Haas (NL), 42 (16/13/13)
4. Michael Grabmüller/Sophia Kirchhofer (A/CH), 34 (13/10/11)
5. . John Holden/Mark Wilkes (GB), 32 (0/16/16)
6. Scott Lawrie/Ben Hughes (GB), 32 (11/11/10)
7. Lewis Blackstock/Patrick Rosney (GB), 27 (10/8/9)
8. Estelle Leblond/Mélanie Farnier (F), 22 (9/6/7)
9. Jakob Rutz/Manuel Hirschi (CH), 19 (8/5/6)
10. Peter Kimeswenger/Jens Lehnertz (A/D), 13 (0/9/4)
11. Günther Bachmaier/Helen Deeley (A/GB), 12 (0/4/8)
12. Janez Remše/Robbie Shorter (SLO/NZE), 12 (0/7/5)
13. Franck Barbier/Goulven Crochemore (F), 7 (7/0)
14. Tony Baker/Fiona Baker-Holden (GB), 6 (6/0)
15. Francois Leblond/Bruno Picquoin (F), 5 (5/0/0)
16. Eckart Rösinger/Steffen Werner (D) 0

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