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Collin Veijer: Es geht nur über Spanien und Italien

Von Nora Lantschner
Mit dem 18-jährigen Collin Veijer (Liqui Moly Husqvarna Intact GP) stellen die Niederlande einen Moto3-Titelanwärter 2024. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com blickt er auf seine Anfänge zurück.

Nachdem Lukas Tulovic für 2024 mit einem MotoE-Platz vorliebnehmen musste, ist in dieser Saison gar kein deutscher Stammfahrer mehr in den drei GP-Klassen zu sehen. Das gab es seit Beginn der Dorna-Ära im Jahr 1992 noch nie! Zuvor existierten keine richtigen Fixstarter, es gab keine Verträge der GP-Promoter mit den Teams für eine komplette Saison.

Die niederländischen Nachbarn dagegen verfügen mit Collin Veijer, der seine Landsleute im Vorjahr in Sepang mit dem ersten GP-Sieg seit Hans Spaan in der 125er-Klasse beim Brünn-GP 1990 erlöste, über einen WM-Anwärter in der Moto3-Klasse.

Der Karriereweg des Husqvarna-Werksfahrers führte jedoch nach dem Gewinn der niederländischen Minibike-Meisterschaft im Alter von acht Jahren schon früh in den Süden. Unter anderen war Veijer 2017 MiniGP-Europameister und 2018 Gesamtzweiter der italienischen CIV-PreMoto3-Serie, ehe er über den Red Bull MotoGP Rookies Cup (Vizemeister 2022) den Sprung in die WM schaffte.

Collin, du bist die große niederländische GP-Hoffnung und hast selbst gemerkt, dass das Interesse der Medien gerade zu Hause immer größer wird. Verspürst du manchmal etwas Druck? Motocross-Stars gibt es in den Niederlanden einige, dein Husqvarna-Markenkollege Kay de Wolf war zum Beispiel in Valencia in deiner Box, im MotoGP-Paddock bist du aber der aktuell wohl einzige Sieganwärter.

Ja, im Motocross-Sport sind wir nicht so schlecht dabei. Als einer der wenigen niederländischen GP-Fahrer versuche ich, in diesem Paddock mein Bestes zu geben, mein Land zu vertreten und dieselben Ergebnisse wie sie zu erreichen. Der einzige Unterschied ist, dass wir in den Niederlanden nicht so viel trainieren können wie die Motocrosser. Deshalb lebe ich in Spanien.

Ist es das, was ein junger Fahrer tun muss, um eine Chance zu haben? Die Übermacht der Spanier und Italiener ist kein Geheimnis, du hast es aber aus den Niederlanden zum GP-Sieger geschafft. Aus Deutschland kommt dagegen nach dem Moto2-Aus deines Intact-Teamkollegen Lukas Tulovic 2024 gar kein GP-Stammfahrer mehr.

Wir gingen erstmals nach Spanien, als ich acht Jahre alt war, um einen Pocketbike-Cup zu bestreiten. Schon dort traf ich auf Fahrer wie Piqueras oder Rueda – also alles Jungs, gegen die ich jetzt Rennen fahre. Ich kenne sie sehr gut und ich glaube, das ist der Weg, um ein Niveau zu erreichen, auf dem sie sich befinden, wenn du mit ihnen groß wirst. Der einzige Unterschied war, dass ich im Vergleich kaum trainieren konnte. Ich konnte aber mithalten, der Level war also nicht so schlecht.

Danach folgte der Schritt nach Italien, ich bekam dort einen Vertrag mit einem Motorenhersteller. Dort blieb ich letztendlich sieben Jahre. Ich glaube, der größte Unterschied zu den Niederlanden und Ländern wie Spanien und Italien sind das Training und der Level.

Das ist aus deiner Sicht also der einzige Weg, um WM-Niveau zu erreichen?

Ja. In den Niederlanden gibt es mit Sicherheit Jungs, die talentiert sind. Sie holen aber nichts heraus, weil sie einfach dort bleiben und dort eine Meisterschaft gewinnen. Es ist immer nett, einen Titel zu gewinnen, aber wenn man dann nach Italien gehen würde, wäre man wahrscheinlich auf dem letzten Platz…

Wer traf in deinem Fall die Entscheidung, wenn du erst acht Jahre alt warst?

Mein Vater traf die Entscheidung, nachdem ich schon eine niederländische Meisterschaft und alle Rennen in der Saison gewonnen hatte. Es gab dort keine Konkurrenz, also wusste mein Vater, dass wir nach Spanien gehen mussten. Ich glaube, insgesamt waren es acht Jahre in Spanien und Italien, die ich alle mit meinem Vater und meinem Onkel verbrachte. Sie fuhren früher auch, es ist eine ziemliche Familiensache bei uns.

Wir waren ziemlich viel weg von zu Hause, es hat am Ende aber funktioniert. Für mich war es nicht besonders schwierig, weil es für mich einfach normal war, nach Spanien oder Italien zu gehen. Für die anderen in meiner Klasse war es mit Sicherheit ein bisschen merkwürdig, wenn ein Junge immer wieder weg ist. Für mich war es aber sehr normal.

Wie wurde das mit deiner Schule arrangiert?

Tja, das war sehr schwierig, weil ich nicht sehr gerne lerne… (Er grinst.) Mein Englisch war schon gut, ich wollte einfach nur Rennfahren und war nicht wirklich auf die Schule fokussiert. Man muss es aber machen. Ich war auf einer öffentlichen Schule, wie die anderen Kinder auch, wir hatten nur mit dem Direktor der Schule gesprochen und versuchten, eine Lösung zu finden.

Du hast gesagt, als Kind war das alles für dich sehr normal. Wenn du jetzt als GP-Sieger zurückblickst, siehst du vielleicht mehr, wie lang der Weg doch schon war? Und sagst dir selbst: «Es hat sich gelohnt!»

Ich glaube, dass es sich wirklich bezahlt gemacht hat, wenn man bedenkt, wo ich jetzt stehe. Klar weiß man zu dem Zeitpunkt nicht, ob man es schaffen wird. Ich glaube aber, dass ich einen ersten großen Schritt gemacht habe auf dem Weg dahin, wo ich sein wollte.

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