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Peter Öttl: Die neuen Pirelli-Reifen verändern viel

Von Thomas Kuttruf
Mit seinen Moto3-Reitern Collin Veijer und Tatsuki Suzuki erlebte Husqvarna-Teamchef Peter Öttl einen prima Saisonstart. Der frisch angedockte Japaner hinterließ weniger Fragezeichen als die neuen Pirelli-Reifen

Der Oberbayer Peter Öttl zählt zu den festen Instanzen im Fahrerlager des Motorrad-Straßenrennsports. Etliche Jahre selbst in der Rolle des Athleten am Gas, später aus der Vaterrolle hinein ins Teamchef-Leben, hat Peter Öttl nichts ausgelassen. Seitdem sein Junior Philipp das Fahrerlager gewechselt hat – er startet bekanntlich in der Superbike-WM auf Yamaha und ist formell gesehen der aktuell ranghöchste Straßenrennfahrer aus Deutschland – ist Öttl Senior in beiden WM-Formaten verankert. 2023 gelang ihm im Hauptberuf mit seinem Husqvarna-Werksteam der Gewinn der Moto3-Teamweltmeisterschaft. Möglich wurde der bedeutende Erfolg durch seine sehr erfahrene Technik-Crew, die den beiden Racern Veijer und Sasaki erstklassige Einsatzgeräte unterschoben.

Der Niederländer Veijer steigt auch heuer wieder für das Liqui Moly Husqvarna IntactGP Team ins Leder. Suzuki statt Sasaki. An Boxentafel Nr.2 mussten nur wenige Buchstaben getauscht werden. Peter Öttl setzt Vertrauen in den zuletzt für die Honda-Teams von Leopard Racing und SIC58 gesetzten Japaner.

Der Auftakt des Renngeschehens beim Grand Prix von Katar lief für das deutsche Team in Bezug auf die Fahrer vielversprechend. Beide Moto3-Huskys mischten während des gesamten Rennens, in der zum Teil elfköpfigen Spitzengruppe mit, beide überstanden die in der Klasse gefürchteten Scharmützel (im Gegensatz zu den beiden Ajo-Piloten Rueda und Perez sowie Ivan Ortola und Adrian Fernandez) und beide sicherten sich auf den Plätzen fünf und sieben viele WM-Punkte.

Im Gespräch mit der SPEEDWEEK-Redaktion bestätigte Peter Öttl den sehr guten Saisonstart. Neben dem Abschneiden seiner Piloten beschäftigte den Routinier aber die Reifenthematik. Zwar fanden bereits letztes Jahr erste Tests mit der Einheitsware von Pirelli statt, aber unter Rennbedingungen war es für alle Starter der beiden kleinen Klasse eine Premiere.

Peter Öttl: «Mit den Resultaten bin ich sehr zufrieden. Um ehrlich zu sein, hatte ich Collin sogar noch etwas stärker gesehen. Tatsuki dagegen war sogar ein bisschen stärker als für den Auftakt gedacht. In Summe war das klasse und so mit zwei Fahrern in der Moto3 ins Ziel zu kommen, mit letztlich null Abstand zum Sieger, das ist ein super Start.»

Ausführlich berichtete der Fahrerlager-Veteran von den Erfahrungen mit Pirelli: «Was uns alle sehr beschäftigt hat, ist die Situation mit den Reifen. Die Situation hat sich durch den Wechsel auf Pirelli komplett geändert. Auf der einen Seite sind die neuen Reifen richtig gut. Die Pace ist der Wahnsinn. Wir haben die Rundenzeiten um rund zwei Sekunden verbessert. Ein riesiger Unterschied ist aber auch das Verhalten beim Verschleiß. Über die Renndistanz geht die Performance zurück, und zwar deutlich. Mit den Dunlops, mit denen wir über Jahre immer das Gleiche erlebt haben, die hatten nur Unterschiede in der Pace, abhängig von der Mischung. Egal was du gefahren bist, die Leistung der Gummis war sehr konstant. Es war möglich, in der letzten Runde so schnell zu sein wie in der ersten. Das funktioniert nicht mehr. Die neue Generation bedeutet, dass wir nun auch in der Moto3 erstmals über «Tyre Management» reden. Wir müssen uns mit einer Sache auseinandersetzen, die es so noch nie gab, zumindest nicht in der Klasse Moto3. Das wirft schon einiges über den Haufen in Sachen Abstimmung. Es ist eine neue Variabel. Das wird vor allem im ersten Jahr für Veränderungen und Überraschungen sorgen. Natürlich wird das mit mehr Erfahrung auch wieder kontrollierter, aber jetzt ist es schon ein besonderes Thema.», so schilderte der Teamchef seine Sicht nach der Zieldurchfahrt.

Neue Reifen kleben gut. Darüber wird sich niemand beschweren, denn alle Piloten (auch die der Moto2) sind in der Lage, die Potenziale ihre Prototypen-Fahrwerke noch weiter auszureizen.

In Sachen Haltbarkeit scheiden sich die Geister. Zum einen werden die Fahrer noch früher mit dem Reifen als wichtiger Teil eines siegfähigen Pakets und als Teil der Renntaktik konfrontiert. Auf der anderen Seite sollten die Fahrer in der kleinsten Liga sich mehr mit den Grundlagen des Rennfahrens auf WM-Niveau beschäftigen.
Kann man einen Fahrer überhaupt zu früh mit dem komplexen Gummi-Sachverhalt beschäftigen? Oder wäre doch sinnvoller, sich das Ausbildungskapitel Reifen für die Moto2-Kategorie aufzusparen? Zwei Fragen, drei Meinungen.

Noch immer sind die Slicks schwarz und rund. Fest steht aber, der Wechsel von Dunlop zu Pirelli ist ein großer Schritt. Und die Superkleber rollen nicht ohne Auswirkungen an: Sie bringen mehr Speed und damit auch mehr Probleme.

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