Formel 1: Adrian Newey über sein Unglück

Philipp Öttl (14.): «Muss mit Rückschlägen umgehen»

Von Günther Wiesinger
Philipp Öttl erlebte vor einer Wochen in Argentinien den Tiefpunkt seiner GP-Karriere. Tiefer konnte er nicht mehr sinken. An seinem 18. Geburtstag ging's wieder aufwärts.

Philipp Öttl sagt, er habe während des Rennens in Argentinien (Platz 21) bereits einen leichten Aufwärtstrend gespürt, in Jerez fand der Bayer aus dem Interwetten-Padock-Team dann endgültig aus seiner Abwärtsspirale heraus.

Die Plätze 20, 20 und 21 bei den ersten drei WM-Rennen in diesem Jahr hatten bei weitem nicht seinen Vorstellungen entsprochen. Nach den vier Podestplätzen im Herbst hatte sich Philipp, der heute in Jerez seinen 18. Geburtstag feierte, wohl zu viel Druck gemacht, sich verkrampft und die Freude am Fahren vorübergehend verloren.

In Jerez liess Öttl auf der Kalex-KTM sein Können gleich im ersten Training mit der neuntbesten Zeit aufblitzen. Das gab Mumm und Selbstvertrauen für den Samstag, auch wenn zwischendurch im FP2 und FP3 wieder Rückschläge auftraten.

Im Zeittraining sicherte sich Öttl den 14. Startplatz, und das kann sich durchaus sehen lassen, denn der WM-Zweite Fenati kam über Startplatz 10 auch nicht hinaus.

Philipp, die ist die Steigerung vom Argentinien-GP mit Startplatz 32 und Jerez zustande gekommen? Du warst hier bei den Wintertests mal auf Platz 6. Hat dich diese Erkenntnis angespornt?

Zuerst muss ich mal erwähnen, dass mein Trainer Franz Dietzinger da ist, das gibt mir Selbstvertrauen. Er baut mich auf, er unterstützt mich auch mental, er kennt sich in allen Bereichen aus.
Ausserdem kenne ich diese Piste gut, wir hatten ein Set-up vom Testen, wir haben es wegen der Hitze etwas verändert, das hat gut funktioniert.
Ich habe mein Vertrauen gleich im ersten Training wieder ein bisschen zurückgefunden, das hat mir gleich geholfen. Dann haben wir zwei richtig schlechte Trainings gehabt – zweimal mit den Plätzen 29.
Ausserdem haben wir seit Katar, seit es ja wirklich schlecht gelaufen ist, nie aufgegeben. Das zahlt sich jetzt aus.
Ich sage nicht, dass das Tief jetzt überstanden ist. Das haben wir schon nach dem ersten Training gesagt, als wir Neunter waren.
Aber ich habe mich hier in den Trainings mit anderen Fahrern zusammengetan, mit Fahren, die richtig schnell fahren, mit Ajo und Bagnaia.
Und ich habe einfach versucht, dranzubleiben. Ich dachte, wenn er 1:48,0 min fährt, fahre ich auch 1:48,0.

Du hattest in Texas und Argentinien irgendwie die Freude am Rennfahren verloren?

Ja, mich hat alles genervt. Auch das Fahren. Auch noch hier in Jerez.
Aber ich bin dann den beiden hinterher gefahren. Ich habe absichtlich ein bisschen früher gebremst, weil ich dachte, wenn ich später bremse, rutscht die Maschine wieder weg, dann geht der Ärger von Neuem los.
Ich bin also einfach dran geblieben. Und das ohne Hänger. Das war wichtig, dadurch habe ich im Quali schnell fahren können.
In den Rennen davor habe ich das nicht machen können, weil ich viel zu langsam war und einfach das nötige Vertrauen nicht hatte.
Hier in Jerez hatte ich Vertrauen, ich kenne die Strecke besser. Deswegen kam auch ein besserer Platz zustande.
Es stört mich auch nicht, wenn ich momentan einen Windschatten brauche. Das Hinterherfahren kratzt mich nicht.
Vorher habe ich allein immer zu weit in die Kurven reingebremst, dadurch habe ich mir den Schwung weggenommen.

Zu verkrampft gewesen?

Ja, zu verkrampft. Jetzt bin ich hinter den anderen nachgefahren und habe wieder gelernt, sauber zu fahren. Ohne Krampf.

Du hast letztes Jahr ab Misano im Herbst zehn Podestplätze herausgefahren und willst dieses Jahr in der WM unter die ersten zehn kommen. Du hast dir zuviel Druck gemacht?

Ja, ich bin im Herbst zum Rennen nach Valencia gekommen und habe gesagt: «Es ist ja ganz leicht. Ich werde Zehnter.» Dann ist es auch passiert.
Aber in diesem Jahr ist es anders. Ich kann zwar auch jetzt unter die Top-Ten fahren, aber es ist alles viel enger beisammen. Es ist auch alles noch einmal schneller geworden.

Es gibt jetzt sechs schnelle Werks-Honda, zwei neue Husqvarna, die Mahindra sind zahlreicher und besser...

Ja, es haben alle ein gutes Motorradl.
Aber ich denke: Wenn du gut fährst und ein gutes Motorradl hast, bist du schnell. Wenn das Motorrad nicht ganz so konkurrenzfähig ist, kannst du noch ein bisschen was kompensieren.

Du darfst dich halt auch nicht auf Top-Ten-Plätze versteifen? Du bist erst 18.

In der Situation, wo wir in Katar, Texas oder Argentinien waren, da weißt du selber nimmer... Da verstehst du die Welt nicht mehr.
Letztes Jahr warst du noch super, beim Testen warst du gut...
Ich dachte: Beim Testen, das ist nicht meine Sache, da werde ich 15. Im Rennen fahre ich dann in die Top-Ten. Das ist nicht eingetreten.
Jetzt war ich hier in Jerez einmal auf dem 9. und einmal auf dem 14. Platz.
Ich muss auch lernen, mit solchen Rückschlägen wie bei den ersten Rennen umzugehen.

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