Pol Espargaró (KTM): Was isst ein MotoGP-Ass?

Von Adam Wheeler
Pol Espargaraó möchte sich bald schon vegetarisch ernähren

Pol Espargaraó möchte sich bald schon vegetarisch ernähren

Red Bull-KTM-Werksfahrer Pol Espargaró verrät, was er an einem MotoGP-Renntag zu sich nimmt, womit er sich anschließend belohnt und wie er generell mit dem Thema Ernährung im Spitzensport umgeht.

Als Red Bull-KTM-Ass Pol Espargaró 2006 als als 15-Jähriger sein WM-Debüt gab, war das Thema Ernährung für ihn keine Priorität. Das hat sich spätestens seit seinem Aufstieg in die MotoGP-WM grundlegend verändert, wie der Moto2-Weltmeister von 2013 im Interview erzählt.

Wissen und Bewusstsein in Bezug auf Ernährung und Unverträglichkeiten im Spitzensport scheint heute wichtiger denn je. Ist das ein Thema, über das du nachdenkst oder mehr wissen möchtest?

Ich glaube, dass es wichtig ist, so viel wie möglich über den eigenen Körper zu wissen. Wir haben viele gute Ärzte und können mithilfe von Bluttests und anderen Untersuchungen viel darüber herausfinden, was wir essen sollten und was nicht. Durch dein Gefühl bekommst du selbst eine Ahnung, aber die Wissenschaft hilft dir dabei.

Viele Menschen können sich heute ziemlich leicht wie Athleten ernähren, Analysen helfen uns aber sehr dabei, zu definieren, was uns auf dem Bike nutzt. In unserem Sport beträgt die Renndauer nur vierzig Minuten, also müssen wir nicht ständig essen. Wir verbrauchen die Energie, sehr schnell. Das bedeutet, dass wir nicht wirklich Nahrungsergänzungsmittel oder ein ultrastrenges Ernährungsprogramm benötigen. Trotzdem gibt es natürlich eine gewisse Routine. Ich esse mindestens zwei Stunden bevor ich mich auf das Bike setze. Das ist vor einem Rennen okay, denn das beginnt um 14:00 Uhr. Im Falle des freien Trainings am Samstag um 13:30 Uhr bedeutet das aber, dass ich ungewöhnlich früh zu Mittag essen muss!

Hast du irgendwelche Unverträglichkeiten oder sonstige Probleme?

Nicht wirklich. Ich habe keine Probleme mit Brot oder Gluten und kann über den Tag verteilt viel davon essen. Trotzdem ziehe ich leichte und gesunde Gerichte ohne Saucen vor. Ziemlich einfache Sachen. Die sind vielleicht nicht großartig, erfüllen aber ihren Zweck.

Wie darf man sich das bei dir zu Hause vorstellen?

Wir haben ein Gerät, mit dem ich viele verschiedene Gerichte zubereiten kann. Damit ist es sehr einfach, gesunde Dinge zu kochen. Und dazu noch leckere Desserts!

Im Winter gebe ich nicht so viel acht darauf, was ich esse. Wir folgen einer mediterranen Ernährung, die ist eigentlich schon recht gesund. Ich mag kein Fast Food und esse es nicht. Im Winter esse ich also, was ich essen möchte, und nicht das, was ich essen sollte. Ich glaube, dass ist ein guter Weg, um in dieser Zeit die Disziplin in unserem Sport etwas hinter mir zu lassen und einfach das Leben ein bisschen zu genießen. Dann, so ungefähr einen Monat vor dem Saisonstart, stelle ich wieder auf eine extrem strikte Ernährung um, damit ich auf das Gewicht, das ich brauche, komme.

Was bedeutet «extrem strikt»?

Einfache Sachen. Keine Saucen. Unveränderte und natürliche Nahrungsmittel. Wenn ich ein Omelette esse, dann aus Bio-Eiern. Viel Fisch. Kein fettes Fleisch. Ich liebe Nudeln und davon gibt es hunderte verschiedene Arten. Ich backe zu Hause mein eigenes Brot, das macht Spaß. Ich habe viele verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Körnern und anderen Zutaten gebacken.

Musstest du diese Dinge, als du mit 15 Jahren in die Weltmeisterschaft kamst, noch lernen oder hast du dich bereits damals gut ernährt und davon profitiert?

Als ich bei den 125ern mit dem Rennfahren begann, bin ich in meine eigene Wohnung gezogen. Damals war ich siebzehn, glaube ich, und musste schnell lernen, für mich selbst zu kochen. Zu dieser Zeit kümmerte ich mich nicht viel um meine Ernährung. Das änderte sich eigentlich erst, als ich in der Moto2 schneller wurde und dann in die MotoGP aufstieg.

Ich gab nicht besonders viel darauf acht und stellte nicht viele Fragen dazu, was oder wie viel ich essen sollte. [Er schmunzelt.]

Als ich bei den 125ern fuhr, aß ich viel Tiefkühlgerichte. Damals ging ich immer in das gleiche Geschäft und füllte meinen Einkaufswagen mit dem Zeug. Mein Kühlschrank zu Hause war fast leer, dafür war das Tiefkühlfach bis zum Bersten gefüllt. Die Mikrowelle war im Dauereinsatz. Das Essen war nicht so schlecht, aber auch nicht großartig.

Dein Bruder Aleix besitzt ein Sushi-Restaurant. Wie hält er es mit dem Essen und war er dir ein gutes Vorbild?

Aleix war in Sachen Ernährung immer besser als ich. Zurzeit ernähren wir uns anders, da wir uns körperlich voneinander unterscheiden und er das Radfahren liebt. Dazu muss er sehr leicht sein, also isst er viel Gemüse. Aleix konzentriert sich sehr stark auf seine Ernährung und legt schneller zu als ich. Dafür bin ich etwas muskulöser als er. Er gab schon immer darauf acht.

Ein Restaurant zu besitzen, ist sicher ein Risiko, aber er liebt Sushi und hat mir damit einen großen Gefallen getan, denn das Essen dort ist richtig lecker. Damit könnte es für mich aber bald vorbei sein, denn ab Januar möchte mich vegetarisch ernähren. Ich bin bereits mit Ernährungsberatern und anderen Spezialisten im Gespräch und probiere verschiedene Dinge aus.

Warum?

Mir gefällt es nicht, wie wir mit den Tieren umgehen. Ich esse ohnehin nicht viel Fleisch. Trotzdem wird es schwierig werden, da ich doch viel Fisch und Huhn esse. Am schwierigsten wird es werden, mich auch dann daran zu halten, wenn wir in der Weltgeschichte herumreisen, Zeit auf Flughäfen verbringen und wenn keine vegetarischen Gerichte verfügbar sind. Aber das Leben steckt voller Schwierigkeiten und ich werde es auf jeden Fall versuchen.

Erinnerst du dich an irgendwelche Momente, in denen dir die Kraft ausging oder in denen du darüber nachdachtest, wie du dir über die Ernährung mehr Energie holen könntest?

Ja, und zwar als ich zu KTM stieß. Es war ein neues Projekt und das Bike verlangte nach viel Körpereinsatz. Also musste ich so fit wie möglich sein. Jedes kleine Detail – Essen, Training, Ernährungszusätze – musste genau passen. Ich durfte – und wollte – im Rennen keine Zehntelsekunde verlieren, weil ich körperlich nicht auf der Höhe war. Am Anfang trainierte ich extrem viel und jetzt sogar noch mehr – viel mehr als in meinem ersten Jahr in der MotoGP.

Jedes Jahr finde ich mehr heraus und es macht viel Spaß, neue Dinge zu erfahren. Das motiviert. Mein Plan, Vegetarier zu werden gibt mir Motivation und das gefällt mir.

An der Strecke hast du dein Wohnmobil und dann gibt es noch die Red Bull Energy Station. Isst du immer hier im «Holzhaus»?

Mein Frühstück esse ich im Wohnmobil und nehme mein Mittagessen hier oder dort ein, denn normalerweise esse ich nur etwas weißen Reis und Hähnchen. Am Ende des Tages komme ich wieder hierher in die Energy Station, denn das Essen ist unglaublich gut.

Okay, erzähl uns von deiner Ernährung an einem typischen MotoGP-Rennsonntag!

Nach dem Aufstehen esse ich nicht viel, denn das Warm-up beginnt bereits um 9:30 Uhr morgens. Um ein richtig schönes Frühstück zu essen, müsste ich viel früher aufstehen, als ich es mache. Ich ziehe es stattdessen vor, mich auszuruhen, das Warm-up dauert ohnehin nicht so lange. Danach gibt es für mich ein paar Brötchen mit etwas Öl und Truthahn – immer genau gleich zubereitet. Das ist ein bisschen langweilig. Zu Mittag esse ich dann etwas Reis und Hähnchen. Wenn wir am Samstag ein langes FP4 fahren, nehme ich ein paar Nahrungsergänzungsmittel wie Energy-Gels oder -Riegel und etwas Koffein zu mir.

Und wie sieht es mit dem Trinken aus? Besonders an Orten wie Thailand und Malaysia muss das schwierig sein.

Ich trinke schon normalerweise viel, aber am Rennsonntag noch mehr. Ich trinke und trinke Wasser, bis ich auf die Toilette muss. Das Wasser fließt nur so durch mich hindurch! Das mache ich sogar bei kalten Bedingungen, da es wichtig ist, nicht auszutrocknen – auch für die Psyche. Vierzig Minuten bevor es Zeit ist, sich fertigzumachen, höre ich zu trinken auf, sonst müsst ich auch aus der Startaufstellung laufen.

Manchmal sieht man, wie Fahrer zurück in die Box marschieren und das hat wahrscheinlich mit den Nerven zu tun und damit, dass der Körper Energie ablassen will. Am Sonntagmorgen findet man mich also oft auf der Toilette. Manchmal verwende ich beim Rennen ein «Camelbak», um extra Wasser mit dabei zu haben.

Hast du eine kulinarische Schwäche?

Und ob, Desserts! Und es wird immer schwieriger, zu widerstehen. Manchmal esse ich im Winter im Ofen gebackene Bananen mit Zucker. Ein Gedicht! Als Kind mochte ich keine Desserts – unglaublich, ich weiß! Neuerdings habe ich eine Schwäche für Schokotörtchen mit flüssigem Kern und Nutella kann ich sowieso nicht widerstehen: Das esse ich nach einem besonders harten Training im Winter und wenn ich etwas Zucker brauche. Wahrscheinlich bin ich so versessen darauf, weil ich mich die meiste Zeit davon fernhalten muss.

Wie «belohnst» du dich dann?

Am Sonntag nach dem Rennen gibt es kein Halten mehr: Wenn ich ein gutes Ergebnis erzielt habe, kann ich unglaublich viel essen. Während des gesamten Wochenendes esse ich nicht besonders viel und so kann ich mir am Sonntag ordentlich was gönnen. Andererseits, wenn das Ergebnis nicht so stimmt, ist mein Magen wie zu und ich will ein oder zwei Tage kaum essen. Schon komisch, wie der Körper funktioniert.

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