Marc Marquez: «Das Ende des Albtraums»

Niemand glaubt an Verluste

Kolumne von Günther Wiesinger
Der Sachsenring bleibt GP-Schauplatz

Der Sachsenring bleibt GP-Schauplatz

Die Pressekonferenz des ADAC Sachsen am 13. September war ein Eigentor. Das ist längst allen Beteiligten klar.

Die spanische Firma Dorna Sports verfügt seit 1992 über die kommerziellen Motorrad-GP-Rechte und verlangte bisher 1,5 Millionen Euro pro Jahr vom ADAC als Gebühr für den Motorrad-GP von Deutschland auf dem Sachsenring. Künftig sollten 4 Mio bezahlt werden, im Laufe der Verhandlungen ist die Lizenzgebühr auf 3 Millionen reduziert worden. Trotzdem hat der ADAC Sachsen am 13. September das Handtuch geworfen.

Er trug als sportlicher Ausrichter das finanzielle Risiko und gibt an, 2010 beim Grand Prix 600 000 Euro Verlust erwirtschaftet zu haben. Für 2012 drohte angeblich ein Defizit von € 850 000.–, deshalb der Rückzieher.

Wie kommt es bei 230 000 Zuschauern an drei Tagen zu solchen Verlusten? Der Sachsenring ist keine permanente Rennstrecke. Tribünenaufbau, mobile Stromversorgung und Beschallung kosten 1,5 Mio.

Der ADAC hat den GP von Deutschland nach 1997 vom Nürburgring in den Freistaat Sachsen verlagert. Ein mutiger Schritt, der durch das riesige Publikumsinteresse belohnt worden ist. Das Land Sachsen hat seither 46 Mio Euro in den Ausbau der Strecke investiert. Immerhin bringt der Grand Prix 26 Mio in die Region.
Nach Wochen der Ungewissheit ist klar: Der deutsche WM-Lauf wird am 8. Juli 2012 auf dem Sachsenring ausgetragen.

Ein Tapetenwechsel auf den EuroSpeedway Lausitz war nie ein ernsthaftes Thema. «Wir wollten den Grand Prix nie vom Sachsenring wegholen», betont EuroSpeedway-Geschäftsführer Bert Poensgen. «Eine Veranstaltung mit so vielen Zuschauern würden wir in Berlin-Brandenburg nicht zusammenbringen, zumindest in der Anfangsphase nicht. Durch seine Historie ist der Sachsenring-GP ein Event, der seinesgleichen sucht.»

Im ersten Zorn haben Fans über die «geldgierige» Dorna gewettert. Aber dieser Konzern finanziert die notleidenden GP-Teams aller drei Klassen mit 40 Mio im Jahr. Und die Gebühr von 3 Mio pro Grand Prix zahlen alle anderen GP-Veranstalter auch, die meisten sogar erheblich mehr, besonders in jenen Ländern, wo mehrere moderne Rennstrecken um die Rechte wetteifern.

Die ADAC-Sachsen-Funktionäre hofften zuerst ein bisschen blauäugig, die Dorna möge ihre Forderungen um 0,5 Mio Euro reduzieren. Mit moderat erhöhten Ticketpreisen hätte der WM-Lauf dann zu einer schwarzen Null führen können, hiess es.

Aber die vom ADAC Sachsen kritisierten Politiker im Freistaat Sachsen und in den regionalen Kommunen reagierten rasch. Sie brachten die Möglichkeit ins Spiel, den Grand Prix auf eigenes Risiko gemeinsam mit der Sachsenring Rennstrecken Management GmbH zu veranstalten.

Nach diesem mutigen Vorstoss entschied sich der stümperhaft agierende ADAC Sachsen am 30. September reumütig, bei der ADAC-Zentrale in München wieder für die Austragung des WM-Laufs zu bewerben. Trotz des mutmasslich drohenden finanziellen Verlusts.

In der Startkurve wird ein grösseres Kiesbett gefordert, dieses Projekt kostet
1 Million Euro. Der Freistaat Sachsen hat bereits seine Bereitschaft signalisiert, hier als Geldgeber einzuspringen.

Die ADAC-Zentrale in München verfügt über die deutschen Motorrad-GP-Rechte. Die EuroSpeedway-Lausitz-Betreiber haben ausgerechnet, dass sie bei 45 000 Zuschauern am Renntag ohne Verlust aussteigen würden. Also müsste das in Sachsen bei 100 000 Besuchern am Sonntag auch möglich sein.

Diese Milchmädchenrechnung ergibt Einnahmen von mindestens 6 Millionen Euro, wenn man einen durchschnittlichen Ticketpreis von 60 Euro zu Grunde legt. Kein Wunder, wenn der ADAC Sachsen dieses «Verlustgeschäft» nach reiflicher Überlegung wieder selber machen will.
 

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