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Lügen-Vorwürfe: Robin Mulhauser gegen PTR Honda

Von Ivo Schützbach
Jetzt droht eine Schlammschlacht: Der Schweizer Robin Mulhauser und das Supersport-WM-Team von Simon Buckmaster haben sich getrennt. Die Parteien überziehen sich gegenseitig mit Anschuldigungen.

Seit dem gestrigen Dienstag geht es rund auf der Facebook-Seite von Robin Mulhauser. «Das Team PTR hat beschlossen, unseren Vertrag zu brechen. Aus Gründen, die keinen Sinn ergeben», schreibt der Westschweizer, der seine erste Saison in der Supersport-WM bestreitet. «Ich bin schockiert und frustriert, die Entscheidung hat weder Hand noch Fuß.»

SPEEDWEEK.com hat sich mit Mulhauser und seinem ehemaligen Teamchef Simon Buckmaster unterhalten. Die Aussagen widersprechen sich in vielen Punkten, der Wahrheitsgehalt ist zu diesem Zeitpunkt nicht nachprüfbar.

«Er hat den Vertrag gebrochen», behauptet Buckmaster. «Er erschien nicht zu Besprechungen mit dem Team und erschien nicht zum Pitwalk. Dann ist er in Misano beim Einbiegen in die Box mit zirka 40 km/h gestürzt, er war mehrfach viel zu schnell, ich habe ihm das gesagt. Wäre da nicht ein Pfeiler gestanden, hätte das Bike Mechaniker erwischt, die gerade an einer anderen Maschine arbeiteten. Sein ganzes Verhalten war inakzeptabel.»

Welchen exakten Punkt im Vertrag hat er gebrochen? «Darauf will ich nicht eingehen», so Buckmaster. «Das ist nicht für die Öffentlichkeit, er weiß es, ich habe es ihm gesagt. Und er hat nicht bezahlt. Er sagt er habe, aber er hat nicht. Fünf Überweisungen klappten problemlos, die sechste nicht. Er hat mir die Bestätigung von der Bank geschickt, da standen aber die falschen Daten drauf. Ich weiß noch nicht einmal, ob er die Bezahlung getätigt hat oder Leute aus seinem Umfeld.»

Der Teamchef weiter: «Ich sage nicht, dass Robin ein schlechter Kerl ist. Er will nur nicht wirklich Motorradrennen fahren, er hat keine Hingabe. Er nimmt alles auf die leichte Schulter und hat einen reichen Onkel – ich glaube, es ist ein Onkel. Es ist eine Schande. Es gibt so viele talentierte Fahrer, die hart arbeiten. Sie haben nicht die Unterstützung wie er – und er vergeudet sie. Er meinte, dass ich es nur wegen des Geldes getan habe, aber das stimmt nicht. Wir sind ein hingebungsvolles und sehr erfolgreiches Team. Das Mindeste, was ich von einem Fahrer erwarte, ist dieselbe Hingabe. Erfolg lässt sich nicht garantieren, aber man kann garantieren, dass man sein Bestes gibt. Egal auf welchem Platz ein Fahrer ins Ziel kommt, man kann immer sehen, ob er sein Bestes gegeben hat. Robin Mulhauser hat das nicht einmal versucht.»

Buckmaster meint, dass er Mulhauser nicht gefeuert habe: «Ich setzte ihm am 3. Juli eine 28-tägige Frist, die Vorgaben zu erfüllen. Das hat er nicht getan und sich damit selbst gefeuert.»

«Das ist alles Bullshit»

Mulhauser schilderte seine Sicht der Dinge: «Simon hat dir bestimmt erzählt, dass ich nicht bezahlt habe? Das ist alles Bullshit. Wir haben die schriftliche Bestätigung von der Bank, dass wir bezahlt haben. Ich kann dir den E-Mail-Verkehr zeigen. Er hat uns darum gebeten, die letzte Zahlung früher zu leisten, weil er ‹unerwartete Ausgaben› hatte, wie er es nannte. Jeder hat mitbekommen, dass der Truck-Auflieger ausgebrannt ist, dafür brauchte er Geld. Wir haben überwiesen, er behauptet aber, das Geld wäre nie angekommen. Das kann nicht sein, die fünf Zahlungen davor gingen an dasselbe Konto, es hat sich nichts geändert. Ich habe keine Möglichkeit zu kontrollieren, ob er das Geld bekommen hat oder nicht. Fakt ist, ich habe das Geld nicht mehr. Wo ist es? Hat es jemand gestohlen? Das ist alles Mist. Ich hatte noch nie mit jemandem Schwierigkeiten – und jetzt behauptet dieser Typ, dass ich nicht bezahlt hätte. Meine Bank sagt, dass die Überweisung korrekt ablief. Mir hat er den gleichen Mist wie dir erzählt und gesagt, die Kontonummer hätte nicht gestimmt.»

Mulhauser, der in sieben Rennen dieses Jahr nur einmal in die Punkte fuhr und 29. im Gesamtstand ist, erwägt rechtliche Schritte gegen Simon Buckmaster. Problematisch für den Schweizer: Als Gerichtstand ist vertraglich England vereinbart.

«Ich habe jetzt einen Anwalt, wir prüfen, was möglich ist», hielt Mulhauser fest. «Wenn ich dort klagen will, muss ich einen Anwalt in England nehmen. Er wirft mir vor, dass ich Briefings verpasst hätte, weil ich meinen Flieger heim erwischen musste. Und dass ich bei einem Pitwalk nicht dabei gewesen sei. So ein Mist, ich habe noch nie gehört, dass es einen Vertragsbruch darstellt, wenn man einen Pitwalk verpasst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Leute jetzt auf mich zukommen und mir erzählen, dass sie von ihm über den Tisch gezogen wurden. Wir sind uns aber nicht sicher, ob wir vor Gericht gewinnen würden. Es stimmt, dass ich einen Pitwalk und zwei Briefings verpasste. Und es steht im Vertrag, dass ich bei diesen dabei sein muss. Dieser Typ hat schon so viele Leute abgezogen, er weiß, wie er seine Verträge formulieren muss. Ich hätte nie gedacht, dass er wegen so einem Mist den Vertrag auflöst. Ich habe ihm 100.000 Euro bezahlt und er sagt, es ist vorbei. Nach dem letzten Rennen in Misano haben wir die Hände geschüttelt und er wünschte mir schöne Ferien. Und jetzt das. Ich bin schockiert.»

CIA Landlords Insurance Honda ist mit vier Fahrern das größte Team im Supersport-Paddock. Wer Mulhauser ab dem Rennen auf dem Lausitzring am 20. August ersetzen wird, ist offen. Wie es mit dem Fribourger weitergeht, ebenfalls.

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