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Stefan Bradl: «Leere Versprechungen bei Forward»
Stefan Bradl erlebte bei Forward-Yamaha 2015 eine verheerende erste Saisonhälfte. Er wurde mmer wieder vertröstet. «Irgendwann habe ich gemerkt, dass es am Geld fehlt», resümiert Bradl.
MotoGP
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Stefan Bradl hat die MotoGP-WM 2015 nur an 18. Stelle beendet. Er heimste in acht Rennen mit Forward-Yamaha neun Punkte ein, in neun Rennen mit dem Aprilia-Werksteam acht (für Platz 10 in Sepang und Platz 14 in Brünn). Auf dem Sachsenring musste er zuschauen – wegen des Kahnbeinbruchs von Assen.
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Es war die mit Abstand schlechteste MotoGP-Saison des Bayern. Insgesamt hat Bradl (26) bisher an 69 MotoGP-Rennen teilgenommen, bei 42 fuhr er unter die Top-Ten, immerhin hat er total 17 Top-5-Ergebnisse erzielt und 425 MotoGP-WM-Punkte erobert. 2012 errang der LCR-Honda-Pilot als WM-Achter vier Top-5-Plätze und 135 Punkte. 2013 gelangen ihm acht Top-5-Resultate und 156 Punkte, er wurde WM-Siebter.
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In der Saison 2014 blieb Bradl hinter den Erwartungen: WM-Neunter, sechs Nuller in 18 Rennen, nur 117 WM-Punkte, immerhin bei fünf Rennen in den Top 5.
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Immerhin: Seit Walter Zeller (BMW) in den Jahren 1955 bis 1957 (er war 7., 2. und 6.) kam bis Stefan Bradl nie mehr ein Deutscher Fahrer in der Königsklasse dreimal hintereinander in die Top-Ten. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com blickt Bradl auf die Saison 2015 zurück.
Stefan, in der Saison 2015 hat es nicht viele Rennen gegeben, nach denen du zufrieden vom Motorrad gestiegen bist? Nein. Höchstens in Barcelona, Sepang und Brünn; das waren die besten Ergebnisse. Aber die Erwartungshaltung war natürlich vor Beginn der Saison ganz anders als sie schliesslich eingetroffen ist. Meine Frustration war deshalb gross. Es gab zwar immer wieder Momente, da hat es funktioniert, oft nur in einzelnen Trainings. Aber bei Forward hat mir komplett der Rückhalt gefehlt. Deshalb fiel es mir in der ersten Saisonhälfte schwer, das Ganze durchzuziehen und die Motivation aufrecht zu halten. Ich habe gemerkt, dass die Teamstruktur bei Forward nicht passt und ich nicht den Rückhalt habe, den ich erwartet habe. Ich habe mich bei Forward nicht wohl gefühlt. Es war ein krasser Unterschied zu den LCR-Jahren davor. Das hat mir zugesetzt. Als ich dann vor dem Indy-GP den Wechsel zum Aprilia-Werksteam zustande gebracht habe, habe ich wieder das vorgefunden, was ich eigentlich vermisst gehabt habe. Auch wenn die Rennergebnisse nicht den Erwartungen entsprachen, war es so, dass ich wieder Spass an dem gefunden habe, was ich mache. Ich hatte wieder Freude am Rennen fahren. Das tut mir jetzt gut. Ich habe einen ruhigen Winter im Vergleich zum letzten Jahr, als alles ungewiss war, als ich überhaupt nicht gewusst habe, was in der Open-Class bei Forward-Yamaha auf mich zukommt. Sobald jetzt die Mandelentzündung abgeheilt ist, kann ich das Training wieder voll aufnehmen. Ich habe diesmal nach dem WM-Finale kaum eine Pause gemacht. Schliesslich hatten wir nachher noch den Drei-Tage-Test Ende November in Jerez.
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Du warst aber in der Anfangsphase bei Forward recht zuversichtlich. Du bist vor einem Jahr in Jerez mit der Open-Yamaha gute Zeiten gefahren und warst dann beim ersten Sepang-Test in Malaysia im Februar noch starker Achter. Ja, da bin ich noch relativ unbelastet und ohne Vorurteile ans Werk gegangen. Ich habe meine Arbeit verrichtet und mich gefreut, dass nach drei LCR-Honda-Jahren eine Abwechslung vorhanden war. Wenn alles funktionierte, war das Yamaha-Paket ja durchaus schlagkräftig. Nachher habe ich ein paar Veränderungen und Verbesserungen verlangt, auch bei der Elektronik. Irgendwann habe ich bemerkt: Okay, es ist nichts passiert. Es sind vom Teamchef viele leere Versprechungen gemacht worden. Dadurch habe ich gemerkt: Es geht hier nicht so professionell zu, wie es von aussen den Eindruck macht und wie ich es von LCR gewöhnt war. Nach dem achten Platz beim Sepang-Test im Februar 2015 warst du noch zuversichtlich. Aber du hattest dort bewährtes Vorjahresmaterial, die anderen Teams haben sich gesteigert, bei Ducati kam nachher zum Beispiel die GP15. Richtig, der erste Sepang-Test war noch ganz gut; da war ich noch sehr zufrieden. Aber von diesem Zeitpunkt an ist es zurück gegangen. Wir haben nachher kein neues Material gekommen, nur einmal eine Kleinigkeit für Mugello, so viel ich mich erinnern kann. Aber das war's dann schon. Neue Entwicklungsteile habe ich nie gesehen. Mit der Marelli-Einheits-Elektronik haben wir uns auch von Wochenende zu Wochenende abgeplagt. Ich kann mich erinnern, in Le Mans haben wir am ersten Tag komplett verwachst. In Jerez gab es im FP2 einen heftigen Sturz, weil die ECU versagt hat. Ich habe dann gemerkt: Ich muss das so nehmen, wie es ist. Ich habe natürlich mit den Beteiligten viel geredet. Ich habe einige Sachen beanstandet. Wenn ich gefragt habe, was ist mit den Verbesserungen, wurde ich von den Teamverantwortlichen immer mit Ausreden vertröstet. Ich habe oft leere Versprechungen bekommen. Das hat mir nicht so gefallen.
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Nach den Misserfolgen in Jerez und Le Mans warst du moralisch angeschlagen. Aber die Situation im Team hat sich nicht gebesssert? Es gab dann vor dem Mugello-GP ein Gespräch von Teambesitzer Cuzari mit der Mannschaft, er sagte, er vermisst den nötigen Einsatz und die nötige Begeisterung. Zu den Veränderungen, die ich gefordert habe, zählte der Einsatz des zweiten Motorrads, das meist nur tatenlos in der Box stand und nicht startklar gemacht wurde. Es ist ja eigentlich nicht die Aufgabe des Fahrers, dem Team zu sagen, wir müssen in der MotoGP-WM zwei einsatzbereite Fahrzeuge in der Box stehen haben. Wenn wir im Training mit zwei Motorrädern arbeiten können, kommen wir schneller vorwärts. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass gar kein zweiter Satz Bremsscheiben vorhanden war. Meine Mannschaft hat während des Trainings immer die Bremsen rübermontieren müssen, wenn wir mit dem zweiten Motorrad rausgefahren sind; das hat wertvolle Zeit gekostet. Ich habe also gesehen, es fehlt an Material. Ich habe mich dann einmal mit meinem Vorgänger Aleix Espargaró unterhalten. Der hat mir bestätigt, das seien lauter Sachen, die 2014 bei ihm auch nicht geändert wurden. Er hat damals auch gesehen, dass es am Budget fehlte und deshalb zum Beispiel an den Bremsen gespart wurde. Das habe ich dann mit der Zeit auch rausgefunden. Es ist klar, dass dem Fahrer solche Einzelheiten nicht beim ersten oder zweiten Test auffallen. Das findet man erst raus, wenn man die Teammitglieder besser kennen lernt und sich mit diesem Team ein bisschen befasst. Welche Verbesserungsvorschläge hast du zum Beispiel sonst noch gemacht bei Forward? Ich habe vorgeschlagen, dass wir das zweite Motorrad nicht nur startklar haben müssen, sondern dass wir es auch gleich auf ein unterschiedliches Set-up bringen, damit wir im Training Vergleiche machen können, dass wir bei den Reifen unterschiedliche Versionen probieren können, beim Chassis-Set-up was anderes testen und so weiter. Bei den ersten drei, vier Grand Prix haben wir an den Rennwochenenden in den Trainings immer nur mit einem Motorradl gearbeitet. Ich habe auch rausgefunden, dass die Motoren von der Laufzeit oft am Limit waren, obwohl es neue gab. Aber es hiess dann: Die neuen Motoren müssen wir sparen, damit wir sie am Ende der Saison noch benutzen können. Mit der Zeit hat sich dann herausgestellt: Der Grund für diese Zustände war meistens Geldmangel.
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