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Ex-Ferrari-Chef Sergio Marchionne: Alles schlimmer
​Der langjährige Fiat-Spitzenmanager Sergio Marchionne liegt im Zürcher Universitäts-Spital auf der Intensivstation. Der Zustand des Italieners wird als kritisch und unumkehrbar bezeichnet.
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Mit jeder Nachricht wird es schlimmer. Ende Juni nahm der Italo-Kanadier Sergio Marchionne an einer Veranstaltung von Jeep teil. Augenzeugen bemerkten, dass der sonst so energiegeladene Fiat/Chrysler-CEO und Ferrari-Präsident ungewohnt müde wirkte. Anschliessend war von einer Schulter-Operation die Rede, ebenfalls Ende Juni. In Italien wird seither offen darüber spekuliert, dass Marchionne in Tat und Wahrheit an Krebs erkrankt sei. Dies wird weder von der Familie noch von Fiat/Chrysler bestätigt. Das Zürcher Krankenhaus beruft sich auf die ärztliche Schweigepflicht.
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Ebenso unklar bleibt, was nach dem Eingriff schiefgegangen ist. Die Turiner "Stampa" berichtet von einer rapiden Verschlechterung in der Phase nach dem Eingriff. Der Fiat-Sanierer soll ins Koma gefallen sein. Das schnelle Handeln von John Elkann, dem Vorstands-Chef des Fiat/Chrysler-Konzerns, deutet darauf hin, dass mit einer Rückkehr des charismatischen Marchionne nicht zu rechnen ist. Elkann wandte sich in einem Brief an die Belegschaft, der wie eine Trauerrede klingt. Elkann spricht von einer "erleuchtenden Führungspersönlichkeit, für mich persönlich ein Mentor, eine Vertrauensperson, ein Freund. Wir sind in einer Situation, die noch unvorstellbar war. Ich spüre ein starkes Gefühl der Ungerechtigkeit. Ich teile den Schmerz seiner Familie." Elkann sprach "vom schwierigsten Brief, den ich je verfassen musste". Die italienische Agentur Ansa berichtet von einem "gleichbleibend unumkehrbaren Zustand". John Elkann hat alle von Marchionne gehaltenen Posten neu besetzt. Auf den Posten des CEO von Fiat/Chrysler setzt er den Engländer Mike Manley, der bisher für die Marke Jeep verantwortlich gewesen ist. Der neue Vorstands-Chef von Ferrari heisst Louis Carey Camilleri. Der in Alexandria geborene Camilleri war früher Chef des Tabakmultis Philip Morris. Neuer Ferrari-Präsident ist John Elkann selber, Enkel der Industrie-Legende Gianni Agnelli. Elkann ist auch Präsident von Fiat. Marchionne schaffte etwas, das nur wenige Wirtschaftsexperten für möglich gehalten hätten: Er brachte Fiat wieder auf Kurs. Der Sohn eines Polizisten brach die verkrusteten Unternehmensstrukturen in Turin auf, strich gnadenlos Stellen und zeigte gegenüber der Politik und den Gewerkschaften Rückgrat. Der Mann, der in der Regel mit schwarzem Pulli auftrat, wusste – diese Rosskur ist notwendig. Er verheiratete Fiat mit Chrysler. Er brachte Ferrari an die Börse. Und er beendete die Karriere des langjährigen Ferrari-Präsidenten Luca Montezemolo. Fiat/Chrysler erwirtschaftete 2017 einen Gewinn von 3,5 Milliarden Dollar, im Frühsommer konnte Marchionne stolz bestätigen, dass das Unternehmen schuldenfrei sei. Die Italiener nennen es das Wunder von Turin. Im Frühsommer auch stellte Sergio Marchionne seine Vision für die kommenden Jahre vor. Der 66-Jährige hatte grosse Pläne, selbst wenn er 2019 als CEO von Fiat/Chrysler abtreten wollte. Den Posten des Ferrari-Präsidenten wollte er gerne behalten, Ferrari war für ihn Herzensangelegenheit. Vor dem Uni-Spital haben sich italienischen Journalisten versammelt. Claudio D’Amico, Mediensprecher von Fiat/Chrysler, ist in Zürich angekommen. Auskunft gibt er der stündlich wachsenden Journalistenschar keine – zur Verzweiflung der Medienschaffenden. Denn in ihrer Heimat gibt es im Fernsehen auf auf den Online-Portalen nur ein Thema, jede Zeitung berichtet auf Seite 1 über Marchionne. Sergio Marchionnes Zustand setzt den Aktienkursen zu: Ferrari-Wertpapiere verloren am Montagmorgen zu Handelsbeginn in Mailand fünf Prozent, auch die Aktien von Fiat/Chrysler verloren an Wert. Inzwischen haben sich die Minuswerte bei drei Prozent eingependelt. Der italienische Journalist Giuseppe Gandolfo von Mediaset ist nur einer von zahlreichen TV-Journalisten, die live aus Zürich berichten. Er vergleicht die Situation vor dem Uni-Spital mit jener damals bei Michael Schumacher in Grenoble.
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