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24h Le Mans: Analyse des Langstrecken-Klassikers

Kolumne von Martina Müller
SPEEDWEEK.com machte sich Gedanken zur diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans. Dabei siegte zwar Porsche, doch für die so gehypten Hybrid-Rennwagen der LMP1-Klasse war das Rennen ein grandioses Desaster.

Auch noch lange nach der Zieldurchfahrt, lag noch eine wahrhaft merkwürdige Stimmung in der überhitzen Luft von Le Mans. Natürlich: Porsche hatte mit dem 919 Hybrid von Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley den legendären Langstrecken-Klassiker an der französischen Sarthe gewonnen. Diese Tatsache wird auch noch in etlichen Jahren in den Statistiken der Geschichtsbüchern nachzulesen sein. Und natürlich: Sowohl der Deutsche als auch seine beiden neuseeländischen Teamkollegen haben aufgrund ihrer unglaublich starken Leistung im Cockpit den Sieg absolut verdient. Doch für die vom Le-Mans-Veranstalter ACO (Automobile Club de l’Ouest) und unisono auch vom Motorsport-Weltverband FIA so favorisierte LMP1-Hybrid-Klasse, waren die diesjährigen 24 Stunden von Le Mans an Peinlichkeit fast nicht zu überbieten.

Alle fünf teilnehmenden LMP1H-Rennwagen der beiden Hersteller Porsche (zwei 919 Hybrid) und Toyota (drei TS050 Hybrid) gingen in der Hitze von Le Mans regelrecht ein. Da auch der einzig verbliebene private LMP1 vom ByKolles Racing Team schon frühzeitig die Segel streichen musste, hätte beinahe sogar noch ein Fahrzeug aus der für 2017 neu aufgelegten Fast-Einheits LMP2 das Rennen gewonnen. Erst gut eine Stunde vor Rennende konnte dieses so desaströse anmutende Schreckgespenst verjagt werden, indem Timo Bernhard im LMP1-Porsche die Spitze übernahm - und die Ehre der großen Klasse rettete .

Toyota hatte schon 2016 ganz knapp den Le-Mans-Sieg verpasst. So lagen die Sympathien dieses Jahr umso mehr beim japanischen Werksteam mit Sitz in Köln. Und sicherlich werden viele Beobachter wieder die fehlende Unterstützung des Renngotts dafür verantwortlich machen, dass es schon wieder nicht für einem Sieg an der Sarthe gereicht hat. Doch allein diese Interpretation wäre zu einfach: Denn 2017 Jahr hat es Toyota absolut selbst vermasselt. Zwei der drei Werkswagen waren wegen technischer Defekte (Kupplung bzw. vorderes Hybrid-System) schon vorzeitig aus der Entscheidung. Der dritte TS050 wurde zwar schuldlos von einem LMP2 von der Strecke geräumt, doch auch daran hat indirekt das Hybrid-Reglement seinen Anteil. Als der Wagen in den ökologisch sinnvollen Spritpar-Modus wechselte und dadurch gewünscht verlangsamte, konnte der hinterherfahrende kleine Prototyp einfach nicht mehr schnell genug reagieren und crashe ins Toyota-Heck. Da wird Rennsport zum Bremssport…

Auch Porsche hatte sich dieses Jahr technisch nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Ein Auto strandete wegen fehlendem Öldruck auf der 13,629 Kilometer lagen Strecke - der andere (an Ende zwar siegreiche) 919 verbrachte eine Stunde wegen des Wechsels des vorderen (Hybrid-) Antriebs in der Box. So haben sich die großen Automobil-Hersteller den heutigen Motorsport sicherlich nicht vorgestellt.

Diesbezüglich könnte man die diesjährigen 24 Stunden von Le Mans dann tatsächlich doch wieder als Technik-Wettkampf verstehen bzw. einwerten. Denn da Porsche lediglich circa eine Stunde für den Austausch der entsprechenden Bauteile brauchte, dauerte die Lösung des ähnlichen Problems bei Toyota gut 30 Minuten länger, was den Wagen von Buemi/Davidson/Nakajima final nur auf Platz neun einlaufen ließ.

Hybrid-Technik und technologischer Fortschritt hin oder her: Am Ende waren es dann also doch wieder die typischen Langstrecken-Faktoren, welche die 24 Stunden von Le Mans entschieden haben. Sprich: Die Leistung der Mechaniker in der Box und die Schnelligkeit der Fahrer im Cockpit. Das Rennen in Le Mans legt selbst fest, wer gewinnen darf – heißt es ja immer wieder. 2017 hat es sich für die traditionellen Werte entschieden. Und damit hat sich die 85. Ausgabe des 'Grand Prix d'Endurance' selbst ein Zeichen gesetzt. Oder wie es so schön heißt: Am Ende gewinnen immer die Guten…


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