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Coronakrise England: Fataler Irrtum Herden-Immunität

Von Mathias Brunner
​Selbst Fans von Premier Boris Johnson dämmert: Der britische Regierungs-Chef hat die Gefahr Corona verkannt. GP-Journalist Jonathan Noble sagt: «Das Prinzip Herden-Immunität war ein fataler Irrtum.»

Vor kurzem hat der englische Formel-1-Journalist und Buchautor David Tremayne angeprangert, wie träge die britische Regierung um Boris Johnson auf die Gefahr Corona reagiert hat. Inzwischen steigt die Zahl Covid-19-Erkrankter bedrohlich schnell, und die überfordert wirkenden Politiker haben die Industrie um Hilfe gebeten. Es herrscht vor allem ein erschreckender Mangel an Beatmungsgeräten, inzwischen wird bei Red Bull Racing und Mercedes produziert.

Experten fürchten: Das wird vielleicht für Tausende Briten zu spät kommen. Auch weil die Regierung dem Volk nicht klar genug vor Augen gehalten hat, was es geschlagen hat. Grossbritannien steht an diesem Morgen des 1. April bei 25.150 Covid-19-Kranken und bei 1789 Todesfällen.

Seit rund 20 Jahren begleitet der Engländer Jonathan Noble den Formel-1-Tross, früher in Diensten von Autosport, nun für motorsport.com. Jon sagt: «Wir befinden uns in Ausgangssperre, abgesehen von Supermärkten und Apotheken sind alle Läden dicht, Pubs und Restaurants sind geschlossen. Wir dürfen einmal am Tag nach draussen, um einzukaufen oder um uns fit zu halten. Mehr als zwei Menschen dürfen nicht beieinander stehen.»

«Die Verbreitung des Virus ist deshalb so gewaltig, weil die Regierung zu langsam gehandelt hat. Das Prinzip Herden-Immunität war ein fataler Irrtum. Da wurde tatsächlich angenommen, es entstehe ein Schutz vor Corona, wenn ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung krank und dann immun werde. Also wurde viel zu lange darauf verzichtet, die Menschen voneinander zu trennen. Erst als der Regierung vor Augen geführt wurde, dass dieses Vorgehen in einer Katastrophe enden würde, ist dieser Plan fallengelassen worden – Experten rechneten aus, wie das Gesundheitssystem kollabieren und mehr als eine Viertelmillion Menschen sterben würden. Da haben wir wichtige Wochen verschenkt.»

«Nicht alles hier ist schlecht gemacht worden. So wurden Hilfspakete geschnürt, um die Wirtschaft zu stützen, das war wichtig. Aber abgesehen von der schleppenden Reaktion sind ein Mangel an Tests sowie viel zu wenig Ausrüstung für das medizinische Personal anzuprangern.»

«Noch hält das Gesundheitssystem dem Druck stand. Aber ich weiss nicht, wo das hinführt, wenn wir im Laufe der kommenden Wochen immer mehr Covid-19-Fälle haben.»

«Die Ausgangssperre hätte schon vor Wochen verhängt werden müssen. Und das ist nicht alles. Wir hätten an den Grenzen viel strenger sein müssen, um die Anzahl Menschen zu verringern, die ins Land kommen. Wir hätten auch wie erwähnt erheblich mehr Corona-Tests durchführen müssen.»

«Was mein Leben angeht, so hat sich unter der Woche nicht viel geändert. Ich arbeitete schon zuvor von zuhause aus. Was natürlich fehlt, ist Ebbe und Flut durch die ganzen Reisen zu den Rennen rund um die Welt. Weil wir am Wochenende ohnehin nichts unternehmen können, fühlen sich Samstag und Sonntag nicht mehr als etwas Besonderes an, ein merkwürdiges Gefühl.»

«Ich bin sehr froh, dass all meine Lieben und Freunde gesund sind. Wir waren früh sehr vorsichtig im Umgang mit Menschen, und wir haben versucht, die ganzen Empfehlungen strikte einzuhalten, was die Hygiene angeht.»

«Was nicht einfach sein wird: Mental stark zu bleiben. Du musst bei deiner Familie ein Gefühl des Optimismus aufrechterhalten und darfst dich in diesen schwierigen Zeiten nicht stressen lassen – einfacher gesagt als getan. Denn ich gehe davon aus: In den kommenden Wochen wird alles noch schlimmer. Wie schlimm genau, das wage ich nicht vorherzusagen.»

«Natürlich hoffen auch hier die Menschen, dass sich die Situation bis im Sommer entspannt. Ohne Regierungshilfe wäre die Lage für beispielsweise die britischen Rennstrecken aussichtslos. Für viele Rennställe wird es kritisch, wenn der Sport nicht zur Normalität zurückfindet. Ihre Zukunft wird auch davon abhängen, wie lange die Regierung gewillt ist, Firmen zu stützen.»

«Was die Formel 1 angeht, so befürchte ich – es wird viel später losgehen als viele Menschen hoffen. Es wird Monate brauchen, um den Virus so unter Kontrolle zu bringen, dass wir nicht mit einer zweiten Welle rechnen müssen. Ich bin da leider sehr skeptisch. Vor September sehe ich kaum Möglichkeiten, und auch dann könnte ich mir vorstellen, dass wir Rennen ohne Zuschauer erleben werden.»

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