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Toto Wolff: «Ferrari wie Mercedes vor einigen Jahren»

Von Mathias Brunner
Maurizio Arrivabene von Ferrari mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff

Maurizio Arrivabene von Ferrari mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff

​Der Wiener Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sagt: «Was derzeit bei Ferrari passiert, das erinnert mich stark an die Situation von Mercdes vor einigen Jahren.» Hält die Dominanz von Mercedes an?

Ferrari ist nun 21 Grands Prix ohne Sieg, mehr als ein Jahr lang. Wir stehen vor dem Malaysia-GP (2. Oktober), wo Sebastian Vettel 2015 eine 34 (vierunddreissig) Grands Prix lange Durststrecke von Ferrari beendet hat. Noch schlimmer war es zu Beginn der 90er Jahre: Von Spanien 1990 bis Deutschland 1994 blieb Ferrari damals 58 Rennen ohne GP-Triumph!

Ferrari hat noch sechs Rennen, um die enttäuschende Bilanz 2016 aufzuhübschen. Teamchef Maurizio Arrivabene hat längst auf Stehsatz umgestellt: «Wir wollen noch gewinnen. Wir wollen wieder an Red Bull Racing vorbei. Wir haben alle Zutaten, um erfolgreiche zu sein. Wir brauchen nur Zeit.»

Alles gehört, aber viele Tifosi möchten endlich Taten sehen.

Fakt ist: In der neuen Turbo-Ära hat Mercedes-Benz das Sagen. Seit Beginn 2014 sind die Silberpfeile in 53 Rennen nur sieben Mal geschlagen worden – 2014 drei Mal von Daniel Ricciardo (Red Bull Racing), 2015 drei Mal von Sebastian Vettl (Ferrari), 2016 einmal von Max Verstappen (Red Bull Racing).

In der Formel 1 gibt es immer wieder Hochphasen einzelner Teams: Das sind keine Zufallstitel, sondern Erfolgswellen – so wie vor den Mercedes-Titeln 2014 und 2015 für Hamilton vier Jahre lang bei Red Bull Racing (2010 bis 2013 vier Titel mit Sebastian Vettel), so wie die beiden Renault-Titel von Fernando Alonso (2005 und 2006), so wie die unerreichten fünf Titel hintereinander von Michael Schumacher und Ferrari (2000 bis 2004), wie die beiden Titel von Mika Häkkinen für McLaren-Mercedes zuvor und wie davor die Erfolgsserie von Williams (Damon Hill Weltmeister 1996, Jacques Villeneuve 1997) und zuvor von Benetton und Michael Schumacher, davor wiederum von Williams mit Nigel Mansell 1992 und Alain Prost 1993, als Nachfolger der grossen McLaren-Ära mit Ayrton Senna und Alain Prost.

Und weil eben die Formel 1 solchen Wellenbewegungen unterworfen ist, kann höchstens ein neues Reglement wie 2017 die Karten neu mischen. Ist das ein Vorteil für Ferrari? Oder doch nicht?

Toto Wolff, Motorsportchef von Weltmeister Mercedes-Benz, sagt meinem Kollegen Pino Allievi von der Gazzetta dello Sport: «In gewisser Weise erinnert mich Ferrari an das Mercedes vor einigen Jahren. Wir haben uns schwer getan damit, die richtigen Leute auf die richtigen Stellen zu setzen. Das ist eine harte, zeitraubende Arbeit. Für uns hat sich die aber ausbezahlt.»

Die Tifosi fürchten: Während sich Mercedes-Benz und Red Bull Racing seit Monaten mit ihren eingespielten Gruppen von Technikern auf die Arbeit am 2017er Auto konzentrieren, wird Ferrari von den ganzen personellen Wechseln abgelenkt. Denn die alte Faustregel der Formel 1 hat noch immer Gültigkeit: Erfolg stellt sich erst dann ein, wenn eine Gruppe aussergewöhnlicher Menschen mit allen notwendigen Mitteln über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten kann.

Pino Allievi, der Ferrari seit Jahren auswendig kennt: «Der 2017er Wagen von Ferrari basiert auf Ideen von James Allison, jenes Allison, der nicht mehr Technikchef in Maranello ist. Ein Mann, der früher von den gleichen Leuten vergöttert wurde, die ihn nun kritisieren. Die Aerodynamik wird 2017 wieder wichtiger, aber das ist ein Bereich, in dem Ferrari nie besonders stark gewesen ist.»

Ein alter Weggefährte von Allievi, der langjährige Ferrari-Technikchef Mauro Forghieri, hat dem italienischen Journalisten Leo Turrini gesagt: «Ich habe mich mit Aldo Costa unterhalten, einem guten Freund (langjähriger Technikchef von Ferrari, heute Chefkonstrukteur von Mercedes, M.B.). Er hat mir versichert: Die Mercedes fahren in den Rennen sechs bis sieben Zehntelsekunden unter den Möglichkeiten, die der Silberpfeil hätte!»

«Ich fürchte, er hat Recht! Und ich glaube auch nicht an die Worte von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne, dass es beim Motor keinen Unterschied mehr gebe zwischen Ferrari und Mercedes-Benz. In Sachen Top-Leistung mag das stimmen, aber der Mercedes-V6 hat wesentlich mehr Drehmoment, und das macht eben den Unterschied aus.»

«Zudem spüre ich ein Unbehagen in der Umgebung. Mir gefällt Teamchef Maurizio Arrivabene sehr gut, er hat Leidenschaft, er gibt der Scuderia eine Seele. Aber Marchionne hat eine grundfalsche Atmosphäre erzeugt. Kannst du dich an Gordon Murray erinnern, den grossen Designer aus den 80er Jahren? Er hat mir gesagt, dass viele junge Kollegen, talentierte, mutige Leute, Offerten von Ferrari ausgeschlagen hätten, erschrocken von der Instabilität bei Ferrari, abgeschreckt von zu viel Politik.»

«Ich weiss, die Tifosi hören das nicht gerne: Aber Arrivabene und der neue Technikchef Mattia Binotto haben ein Recht darauf, die notwendige Zeit zu erhalten, um Ferrari wieder an die Spitze zu führen. Wenn sie diese Zeit nicht erhalten, dann erleben wir nochmals zehn Jahre ohne Titel.»

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