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Marc Márquez: Alle Vorteile genützt

Von Günther Wiesinger
Moto2-Weltmeister Marc Márquez

Moto2-Weltmeister Marc Márquez

Marc Márquez ist ein Ausnahmekönner. Und sein Team hat in der Moto2-WM die Lücken des Reglements eiskalt ausgenützt. Jetzt wird sich einiges ändern.

Inzwischen sind sich auch Race Director Mike Webb, Technical Director Danny Aldridge und Honda bewusst, dass Moto2-Weltmeister Marc Márquez in dieser Saison ein Schlupfloch des technischen Reglements ausgenützt und sich dadurch einen Vorteil verschafft hat.

Das Team Repsol CatalunyaCaixa von Emilio Alzamora hat in der vergangenen Saison für den japanischen Hersteller TSR (baut auch Fahrwerke und leitete für Honda die Werkseinsätze beim Acht-Stunden-Rennen in Suzuka) einen externen Schaltautomat entwickelt, der sich je nach Rennstrecke und Übersetzung speziell programmieren lässt und die Zündunterbrechung beim Schalten auf ein Minimum reduziert.

Erst als Márquez den Titel praktisch in der Tasche hatte, wurde dieses «quick shift system» auch anderen Teams angeboten. Nach dem Motegi-GP verwendeten es auch Marc-VDS, Die Pons-Truppe mit dem WM-Zweiten Pol Espargaró und Kiefer Racing.

Klar ist: Die Verwendung eines externen Schaltautomats ist laut Reglement nicht verboten. Völlig unbestritten ist ausserdem: Márquez war der beste Fahrer im Feld, auch einer der leichtesten.

Es ist aber nicht im Sinne des Reglemente, dass man die Moto2 mit dem Motto «Zurück zu den Wurzeln» ins Leben ruft, dann Einheitsreifen, Einheits-Elektronik, Einheits-Motoren und Einheits-Öl vorschreibt, aber sich schliesslich ein Team durch die exklusive Entwicklung eines High-Tech-Elektronik-Systems Vorteile verschafft.

Dazu muss man wissen: In der von Honda gelieferten Einheits-Elektronik befindet sich ein Schaltautomat. Aber im Reglement wurde offenbar vergessen, dessen Verwendung auch zwingend vorzuschreiben. Das Alzamora-Team liess sich die Legalität des TSR-Systems im Frühjahr von Race-Director Mike Webb bescheinigen, hielt diesen Trick aber wohlweislich bis September gegenüber der Konkurrenz geheim.

«TSR hat dieses System 2011 allen Teams angeboten, aber es hat nicht ordentlich funktioniert», erklärte Gerold «Ignaz» Bucher, der deutsche Data-Recording-Techniker von Marquez. «Wir haben es als einzige weiter verwendet und es mit TSR zur Perfektion entwickelt. Aber das war nicht alles. Wir haben auch auf anderen Gebieten das Maximum herausgeholt. Wir wussten, dieser 600-ccm-Honda-Motor muss kühl laufen. Deshalb haben wir uns spezielle Kühlschläuche besorgt. Wir haben herausgefunden, nur bei 75 Grad bringt er die optimale Leistung. Bei 85 Grad war man schon am Limit. Deshalb haben wir uns spezielle Wasserkühler gekauft und eine Keramikabdeckung für die Auspuffanlage installiert. So hatten wir immer gute Power. Und wir haben an der Aerodynamik gefeilt; wir waren mit Suter im Windkanal.»

Bucher, seit mehr als 20 Jahren im Geschäft, kommt richtig ins Schwärmen, wenn er über die fahrerischen Vorzüge von Marc Márquez zu plaudern beginnt. «Marc ist unheimlich aggressiv, deshalb wird er auch in der MotoGP-Klasse seinen Mann stehen», ist Bucher überzeugt. «Er war beim ersten Test in Valencia nach 20 Runden nur noch eine Sekunde langsamer als Pedrosa. Dabei war er noch nicht am Limit. Er hatte zu starke Wheelie-Probleme.»

HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto hat durch die von SPEEDWEEK aufgedeckte Problematik Handlungsbedarf erkannt. «Wir möchten für 2013 allen Moto2-Teams ein einheitliches quick-shift-system anbieten», erklärte Nakamoto nach dem Valencia-GP. Denn die Teams sind überzeugt, das TSR-System bringe gegenüber den herkömmlichen Schaltautomaten zwei bis drei Zehntelsekunden pro Runde. Laut Race-Director Webb soll die Verwendung dieses Schaltsystems auch im Reglement zwingend vorgeschrieben werden. «Wir wissen nicht, ob Márquez sein externes quick shift system auch für Zwecke verwendet hat, die wir nicht überwachen können», sagte Webb.

Was die Gleichbehandlung in der Moto2-WM betrifft, haben die gegnerischen Teams ohnedies ihre Verdächtigungen. Sie vermuten, Honda habe bei Márquez absichtlich möglichst lange weggeschaut, um ihn als Weltmeister ins Repsol-Team holen zu können. Und dass ausgerechnet erst nach den zwei Moto2-Jahren von Leichtgewicht Marquez ein Gesamtgewicht von 215 kg für Fahrer, Motorrad und Bekleidung eingeführt wird, führten bei den schwereren Fahrern wie Scott Redding zum Verdacht, der spanische WM-Promoter Dorna habe Márquez für 2011 und 2012 noch einen Vorteil zuschanzen wollen.

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