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Geheimer Honda-Trick: So könnte er funktionieren

Kolumne von Günther Wiesinger
Honda plant ein reinrassiges Moto3-Werksteam. Dazu wird eventuell ein Trick nötig: Laufen die 2013-Honda-Motoren künftig unter der Bezeichnung GEO?

15. Juli 2012. Seit diesem Tag hat die ruhmreiche Honda Racing Corporation in der Moto3-Weltmeisterschaft nichts mehr zu lachen.

Seither haben KTM und Kalex-KTM 24 Siege hintereinander eingefahren.

2012 haben für Kalex-KTM noch Jonas Folger (Brünn) und Luis Salom (Indy, Aragón) gewonnen, bei den letzten 20 Rennen standen nur noch KTM-Werksfahrer auf der obersten Stufe des Siegerpodests: Danny Kent (2), Sandro Cortese (2x); dann die Sieger von 2013: Luis Salom (7x), Maverick Viñales (2x), Alex Rins (6x) und Alex Márquez (1x) heissen die Sieger.

Eine bittere Pille für den erfolgsverwöhnten HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto. «KTM ruiniert den Motorsport», wetterte er beim Silverstone-GP im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Dann fügte er mit drohendem Unterton an: «KTM soll sich nicht einbilden, Honda sei nicht in der Lage, ein Moto3-Siegermotorrad zu bauen, wenn wir das möchten.»

Chancengleichheit war die bisherige Maxime

Die GP-Macher Dorna, IRTA und FIM sehen die Moto3-Weltmeisterschaft mit ihren 55 PS starken 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-Motoren als preiswerte Einsteigerklasse, es soll dort keine echten Prototypen geben, eher Fliessband-Renner, die Chancengleichkeit soll im Vordergrund stehen, deshalb gibt es die Vorschrift, dass jeder Hersteller bis zu 15 Fahrer ausrüsten muss, wenn der Bedarf vorhanden ist.

Und: Nächstes Jahr werden die pro Fahrer erlaubten sechs Moto3-Motoren von Dorna und IRTA bei den Herstellern gekauft und dann für den Preis von 60.000 Euro an die Teams und Fahrer weitervergeben; die Triebwerke werden erstmals verlost.

So kann kein Hersteller irgendein Team oder irgendeinen Fahrer bevorzugen.

Aber seit Monaten heckt die Honda Racing Corporation offenbar einen listigen Plan aus. HRC hat das Estrella Galicia 0,0-Team abgeworben, das für 2014 bereits wieder KTM-Maschinen bestellt hatte.

Am 24. September hat Teambesitzer Emilio Alzamora den KTM-Rennchef Pit Beirer informiert, dass er nach einem KTM-Jahr aller Voraussicht nach zu Honda zurückkehrt.

Sofort war von einem offiziellen Honda-Werksteam für die beiden Siegfahrer Alex Rins und Alex Márquez die Rede.

Honda hatte mit diesem Schachzug listigerweise so lange gewartet, bis die meisten Teams zu KTM oder Mahindra übergelaufen waren. Gresini wechselt von Honda zu KTM, CIP von Honda zu Mahindra, Tascaracing steigt in die Moto2-WM auf.

Der Honda-Plan hatte aber einen Haken: Es liessen sich nicht alle bisherigen Kundenteams abschütteln.

Mit dem Team Italia, RTG und Ongetta CBC Corse hofften drei weitere Teams auf Honda-Material. Und auf eine kräftige Überarbeitung der lahmen Honda NSF250R.

Honda setzte auf eine Hinhaltetaktik. Das Team Italia kündigte deshalb vorübergehend den Rückzug aus der WM an. Blieben nur noch zwei ganz hartnäckige Kundenteams: Ongetta (Masbou, zweiter Fahrer offen) und das RTG mit dem Neuzugang Vazquez sowie John McPhee. Diesen beiden Teams wurden von HRC-Manager Tomo Sato beim Misano-GP mündlich Werksmaschinen versprochen – aber nur für je einen Fahrer! Aber technische Details wurden nicht verlautbart, auch keine verlässlichen Preise.

Aus den alten Honda-Motoren könnte GEO werden

Alzamora hat längst bei Honda für die Moto3-WM unterschrieben. Kommuniziert wurde diese Neuigkeit immer noch nicht.

Aber inzwischen ist ein geheimnisvoller Plan von Honda durchgesickert, der im Hersteller-Bündnis MSMA inzwischen heftig diskutiert wird.

Honda will zwecks Bildung eines waschechten Werksteams die Buchstaben des Gesetzes durch ein taktisches Manöver umgehen.

Die bisher in der WM eingesetzten Honda-NSF250R-Motoren sollen vom Honda-Exklusiv-Partner «GEO Technology» revidiert und dann an Chassis-Partner FTR abgegeben werden. Sie werden dann nicht mehr unter der Bezeichnung Honda laufen, sondern zum Beispiel als FTR-GEO.

Honda müsste dann nicht alle Wünsche von Kundenteams befriedigen und könnte für das Alzamora-Team reinrassige Werks-Prototypen bauen, dazu eventuell je einen für Ongetta und einen für das RTG, teilweise mit der Spitzen-Technologie aus der MotoGP-Maschine RC213V. Allerdings: Die Drehzahl ist in der Moto3 auf 14.000/min limitiert.

Jetzt stellt sich die Frage: Können sich Ongetta und das RTG überhaupt so ein 400.000-Euro-HRC-Paket leisten? Oder müssen sie ohnedies mit den existierenden FTR-Honda, pardon: FTR-GEO weiterfahren?

Ob Dorna, IRTA und FIM dieses Vorgehen billigen werden, das dem Geiste des Reglements völlig zuwider läuft, bleibt offen.

Die Moto3-Hersteller KTM (18 Fahrer für 2014) und Mahindra (sechs Fahrer für 2014) haben sich verbündet und verlangen jetzt Aufklärung. Lassen sich die Honda-Pläne mit dem Reglement in Einklang bringen?

«Wir bleiben gelassen», versichert Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM. «Wir sind ja froh, wenn wir uns mit einem Werk wie Honda messen können.»

Ein kleiner Schönheitsfehler: Honda-Kandidat Alex Rins wird in die Moto2-WM bei SAG mit Kalex aufsteigen, wenn er am Sonntag Weltmeister wird. Er liegt als WM-Zweiter nur zwei Punkte hinter Leader Salom.

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