Marc Marquez: «Das Ende des Albtraums»

Movistar-Yamaha: Nur vier Siege 2017

Von Günther Wiesinger
Nach den glorreichen Wintertests galt Maverick Viñales als Favorit für die MotoGP-WM 2017. Aber nach dem Le-Mans-GP riss seine Siegesserie ab. Und Rossi hat seit Assen nicht gewonnen.

Auch nach dem Wechsel des zermürbten Jorge Lorenzo zu Ducati Corse hatte Valentino Rossi im neu formierten Movistar-Yamaha-Team mit dem neuen Teamkollegen Maverick Viñales nicht viel zu lachen. Der Neuzugang wurde WM-Dritter, Rossi WM-Fünfter.

Viñales triumphierte dreimal, Rossi einmal. Viñales eroberte in seiner ersten Yamaha_Saison insgesamt sieben Podestplätze, Rossi sechs. Viñales gelangen 2017 fünf Pole-Positions, Rossi null, bei den schnellsten Rennrunden schlug Maverick viermal zu, Rossi ging leer aus.

Vor der Saison sah es so aus, als verfüge das Movistar Yamaha MotoGP Team mit Valentino Rossi und Maverick Viñales 2017 über die schlagkräftigste Paarung in der Königsklasse.

Aber Repsol-Honda mit Marc Márquez und Dani Pedrosa sowie Ducati Corse mit Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso gingen ebenfalls mit starken Fahrerpaarungen in die Saison. Repsol-Honda gewann schließlich in dieser Saison die Fahrer-WM, die Marken-WM und die Team-WM.

Das Yamaha-Werksteam hat auf jeden Fall nach dem Abgang von Lorenzo auf jeden Fall den bestmöglichen Ersatz engagiert, denn Viñales gehört mit seinen 22 Jahren zur ganz jungen Generation, er hat schon 20 GP-Siege errungen, er war Moto3-Weltmeister 2013 und in allen drei WM-Klassen «Rookie of the Year», er war in der Vergangenheit stärker als die gleichaltrigen Jack Miller und Alex Rins, die bei Suzuki und Honda fuhren beziehungsweise fahren.

Viñales war in den letzten zwei Jahren in der MotoGP-WM schon Gesamtvierter und Gesamtdritter. Er bleibt mit Sicherheit ein WM-Kandidat für die nächsten Jahre.

Valentino Rossi wird am 16. Februar 39 Jahre alt. Seit 2009 hat er keinen Weltmeistertitel mehr gewonnen, aber seine 115 GP-Siege sind legendär, auch wenn die Siegesserie beim Assen-GP 2017 abgerissen ist.

Wenn es nach der Papierform geht, werden Márquez, Dovizioso, Viñales, Rossi und vielleicht Lorenzo den Titel 2018 unter sich ausmachen, die Ducati Desmosedici war 2017 auf fast allen Strecken konkurrenzfähig.

Das Movistar-Yamaha-Team hat 2015 alle drei WM-Titel (Fahrer-, Konstrukteurs- und Team-WM) gewonnen, 2016 gelang nur der Gewinn der Team-WM, weil Dani Pedrosa bei Honda schwächelte. 2017 ging Yamaha in allen drei Meisterschaften leer aus, in der Marken-WM wurde Ducati nur um elf Punkte besiegt.

Yamaha-Hauptsponsor Movistar ist eine Tocherfirma des größten spanischen Mobilfunkanbieters Telefónica, eine Marke, die auch in Südamerika erhebliche Marktanteile besitzt und 2014 bei Yamaha eingestiegen ist.

Bis Ende 2005 war Movistar/Telefónica Sponsor von Gresini-Honda, als mit Sete Gibernau grosse Erfolge erzielt wurden. Für 2006 wollte Movistar den aufstrebenden 250-ccm-Weltmeister Dani Pedrosa zu Gresini-Honda vermitteln, denn die Nummer 26 war schon in den kleinen Klassen (125 ccm, 250 ccm) von Movistar finanziert worden, davor schon im spanischen Movistar-Honda-125-Cup.

Doch HRC ließ nicht mit sich reden. Pedrosa wurde 2006 neben Nicky Hayden ins Repsol-Honda-MotoGP-Werksteam gesteckt, darauf zog sich Telefónica für viele Jahre völlig beleidigt aus dem Zweiradsport zurück. Die Millionen wurden fortan Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso zugeschanzt.

Auch nach der Verpflichtung von Lorenzo 2008 ließ sich der Mobilfunkgigant nicht überreden, erst 2014, nachdem zuvor für fast 20 Millionen Euro noch ein Radprofi-Rennstall gegründet worden war.

Vor der Saison 2014 wurde ein Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben, der bis Ende 2018 läuft. Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Factory Racing, ließ durchblicken, man habe in der zweiten Jahreshälfte 2017 erste Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt. Für 2019 muss Yamaha dann vielleicht einen Rossi-Nachfolger verpflichten.

Yamaha beteiligt sich seit 1961 als Hersteller an der FIM Motorrad-Weltmeisterschaft. Das heutige Werksteam existiert in dieser Konstellation seit 1999. Damals entstand mit Yamaha Factory Racing eine eigene Rennfirma nach dem Muster von HRC, bei Ducati Corse und Aprilia Racing wird es ähnlich gehandhabt. Vorher hatte Yamaha die Teamführung jahrelang an private Rennställe ausgelagert – an Agostini, Roberts, Rainey und so weiter.

Was die Hauptsponsoren betrifft, hat das Yamaha-Werksteam in der «premier class» eine bewegte Vergangenheit. So ist Sponsor Fiat zum Beispiel Ende 2010 ausgestiegen, trotz des Titelgewinns von Lorenzo, weil Rossi zu Ducati ging.

Übrigens: Yamaha erlebte in der MotoGP-Ära auch schmachvolle Jahre: Zum Beispiel 2003, damals gelang mit Marco Melandri und Carlos Checa das ganze Jahr kein Podestplatz. Checa landete in der WM auf dem siebten Rang, Melandri auf dem 15.

Die Yamaha-MotoGP-Fahrerpaarungen bisher:
2002: Carlos Checa, Max Biaggi
2003: Carlos Checa, Marco Melandri
2004: Valentino Rossi, Carlos Checa
2005: Valentino Rossi, Colin Edwards
2006: Valentino Rossi, Colin Edwards
2007: Valentino Rossi, Colin Edwards
2008: Valentino Rossi, Jorge Lorenzo
2010: Valentino Rossi, Jorge Lorenzo
2011: Jorge Lorenzo, Ben Spies
2012: Jorge Lorenzo, Ben Spies
2013: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi
2014: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi
2015: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi
2016: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi
2017: Valentino Rossi, Maverick Viñales
2018: Valentino Rossi, Maverick Viñales

Titelgewinne seit 2002:
2004, 2005, 2008, 2009: Rossi
2010, 2012 und 2015: Lorenzo

Die Sponsoren seit 1999:
1999 bis 2002: Marlboro
2003: Fortuna
2004 und 2005: Gauloises
2006: Camel
2007 bis 2010: Fiat
2011 bis 2013: Yamaha Factory Racing
2014 bis 2017: Movistar

Die MotoGP-Erfolge des Yamaha-Werksteams seit 2002:
Anzahl Rennen: 325
Siege: 112
zweite Plätze: 112
dritte Plätze: 76
WM-Punkte: 8374
Anzahl Podestplätze: 301
Pole-Positions: 99.
Schnellste Rennrunden: 79

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