Cal Crutchlow (Ducati): Ist der Tiefpunkt erreicht?

Von Günther Wiesinger
Cal Crutchlow

Cal Crutchlow

Startplatz 15 für Cal Crutchlow, der 2013 noch mit vier Podstplätze (bei Tech3-Yamaha) geglänzt hat. Mit Ironie und Zynismus überspielt der Ducati-Pilot seine depressive Phase.

Platz 15 auf dem MotoGP-Startplatz beim Heim-GP in Silverstone. Viel tiefer kann Cal Crutchlow bei Ducati nicht mehr sinken.

Teamkollege Andrea Dovizioso steht auf dem zweiten Startplatz, er prügelte seine Ducati GP14 nicht weniger als 2,267 sec schneller um den Kurs.

Manche Gegner berichten, Crutchlow habe sichtlich jede Motivation verloren, er mache dauernd Fehler, schüttle dauernd den Kopf und zeige in aller Deutlichkeit seinen Frust.

«Es war wie an jedem anderen Tag», fasste Cal vor einer kleinen Journalistenschar zusammen. «Wir sind nicht schnell genug. Wir sind nicht fähig, die Pace der anderen Ducati-Jungs zu fahren. Ich glaube, ich bin in Silverstone noch nie so langsam im Kreis gefahren. Wahrscheinlich war ich damals sogar mit dem Superbike schneller. Das ist enttäuschend. Ich habe kein Gefühl für das Motorrad und für die Reifen. Ich kann nur hoffen, dass wir im Warm-up noch irgendetwas finden. Vielleicht gibt uns die Daten-Analyse heute am Abend noch ein paar Aufschlüsse. Wir sind auf jeden Fall zu weit hinten den anderen Ducati-Fahrern und zu weit hinter den anderen Piloten, die normalweise nicht besser sind als ich. Wenn wir ein besseres Gefühl zum Motorrad finden könnten, wäre ich sicher vor einigen dieser Gegner platziert.»

«Ich hatte keine Chance für den Aufstieg ins Q2, denn ich hatte massive Vibrationen mit dem weichen Hinterreifen. Ich wäre zwar ohne diese Vibrationen nicht der schnellste Fahrer in dieser Session gewesen. Aber ich wollte keine Risiken mehr eingehen, denn ich bin in zwei Runden fast drei- oder viermal gestürzt. Aber das ist ein Problem bei Bridgestone seit ein paar Rennen, es spielt keine Rolle, ob du hinten den weichen oder harten Reifen montierst. Das macht keinen Unterschied. Ein Reifen ist gut, ein andere Reifen ist schlecht. Nicht nur bei Ducati, auch bei Honda und bei Yamaha. Sie haben dieselben Probleme wie wir. Wir wissen nicht, woran das liegt, es dürfte ein Problem mit der Qualitätskontrolle geben. Ich habe auf die zweite Quali-Runde verzichtet, denn ich hatte ein paar üble Rutscher. Und ich wäre sowieso nicht unter die ersten drei gekommen...»
«Ich weiss nicht, woran es liegt, aber es ist seit Wochen dasselbe Lied, ich habe selbst mit brandneuen Reifen nicht genug Grip», seufzte der WM-Fünfte aus dem Vorjahr. «Anderseits fühlen sich die Reifen nach einer Runde an, als seien sie schon 30 Runden alt. Ich rolle also nur rum und schaue, ob ich irgendwie Grip finde. Ich kann keine Schräglagen fahren. Und wenn du keine Schräglage hast, kannst du das Bike nicht einlenken. Aber wie gesagt: Iannone kann es, Dovi kann es. Nur ich bin mit diesem Motorrad im Moment nicht fähig, schnell zu fahren.»

«An den niedrigen Temperaturen liegt es nicht», meint Crutchlow. «Die Reifen vermitteln mir sowieso immer das gleiche Gefühl, heiss oder kalt. Aber die Reifentemperatur ist an diesem Wochenende für viele Fahrer ein Problem, nicht nur für mich. Ich habe nie im Leben erwartet, dass ich eines Tages zwei Sekunden langsamer fahre als mein Teamkollege. Was soll ich dazu sagen? Ich weiss nicht, was wir tun könnten, um für morgen eine Veränderung herbeizuführen. Das ist die Situation. Heim-GP hin oder her. Ich bin hier, um ein Rennen zu fahren, ob es daheim ist oder nicht. So langsam zu sein, ist enttäuschend. Aber ich sehe keine Möglichkeit, uns zu verbessern.»

Cal Crutchlow flüchtet sich schon das ganze Jahr in die Ironie und den Zynismus.

Als ihn Kollege Michael Scott fragte, ob es wenigstens eine Erleichterung sei, diesmal die Trainings und das Quali unversehrt überstanden zu haben, entgegnete er trocken und sichtlich zerknirscht: «Lasst uns den Sonntag abwarten.»

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