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Jerez: Mit Hybrid-Antrieb zum 30. Motorrad-GP

Kolumne von Günther Wiesinger
2016 fand in Jerez de la Frontera zum 30. Mal ein Motorrad-GP statt

2016 fand in Jerez de la Frontera zum 30. Mal ein Motorrad-GP statt

Natürlich war ich schon beim ersten Jerez-GP vor 30 Jahren dabei. Seitdem wuchs nicht nur die Stadt Jerez auf die vierfache Grösse an, auch die Fortbewegungsmittel bei der Anreise haben sich verändert.

Zum 30. Mal fand der Motorrad-GP in Jerez statt. 1987 fiel der Startschuss. Die prächtige Rennstrecke in Andalusien war damals ein grosser Schritt in die Zukunft. Boxenanlage und Fahrerlager setzten neue Massstäbe im modernen Rennstreckenbau.

Damals ist wohl der Begriff Wintertest entstanden, denn bis dahin war es sinnlos, irgendwo in Europa im Winter Testfahrten absolvieren zu wollen.

Die südlichste verfügbare Rennstrecke bis dahin war der Circuit Paul Ricard in Le Castellet bei Le Beausset, nahe der Küste in Südfrankreich, aber dort war an Testfahrten im November, Dezember oder Februar nicht zu denken. Zu kalt, zu windig.

Vor 30 oder 40 Jahren fand das WM-Finale irgendwann Mitte September oder sogar früher statt, der Saisonauftakt womöglich erst im Mai.

Am 30. August 1981 wurde das Finale sogar bereits am 30. August in Brünn ausgetragen. 1982 begann die Saison am 9. Mai in Nogaro/F. 1984 startete die GP-Saison zwar am am 24. März in Kyalami, aber nur in den Klassen 250 und 500 ccm, die restlichen WM-Klassen (80, 125, SW) traten erst ab 15. April (Misano) in Aktion. Sieben oder acht Monate Winterpause waren also nicht ungewöhnlich.

Seit 1987 war ich bei allen 30 Grand Prix in Jerez dabei.

Ich war sogar schon 1986 dort, als Mitte März ein EM-Lauf stattfand. Dort traf ich erstmals Helmut Bradl und dessen Bruder Max, der damals erkannte, dass sein fahrerisches Talent für keine grossartige internationale Karriere reichen würde. Also beendete er sie, überliess seine 250er-Honda dem jüngeren Bruder als Ersatzmaschine und liess sich als dessen Mechaniker beschäftigen.

Helmut wurde in diesem Jahr 250-ccm-Vizeeuropameister, ein Jahr später stieg er in die WM ein, 1988 sass er bereits auf einer Werks-Honda NSR 250.

Andalusien: 65 Golfplätze

Jerez ist immer eine Reise wert. Die Vegetation ist im April weit fortgeschritten, alle Bäume blühen, unzählige Mohnblumen gedeihen am Wegesrand, auch diesmal konnte man um 23 Uhr noch im Freien das Abendessen einnehmen.

Andalusien hat seinen Reiz nicht verloren. 65 Golfplätze existieren in dieser Region. Es stehen zwar Tausende Wohnungen und Häuser seit der Immobilienkrise von 2008 leer, aber die sonnenhungrigen Urlauber und Auswanderer aus Mittel- und Nordeuropa fallen immer noch in Scharen auf den Flughäfen in Malaga, Sevilla, Jerez oder Almeria ein.

Jerez ist bekannt für die Sherry-Produktion. Bei Tio Pepe lagern allein 60 Millionen Liter dieses Getränks in riesigen Bodegas.

Als ich den Marketing-Chef von Tio Pepe einmal fragte, warum er kein Motorradteam sponsore, entgegnete er: «Kommt nicht in Frage. Wenn der Fahrer stürzt, würden alle vermuten, er habe zu viele Gläser Tio Pepe gekippt.»

Die Stadt Jerez ist in den letzten 30 Jahren auf die vierfache Grösse angewachsen, es sind zehn oder 20 neue Hotels entstanden, unzählige Einkaufszentren, aber die alten, gemütlichen Restaurants sind erhalten geblieben, die Preise sind überschaubar. Lammfleisch, Rindfleisch, Fisch, Paella, eine bekömmliche Hauptmahlzeit ist immer noch für 9 oder 12 Euro zu haben. Und ein Café con leche für 1,20 Euro.

Früher gab es Direktflüge von Zürich nach Sevilla, manchmal gab es auch Verbindungen mit Air Berlin über Mallorca nach Jerez. Aber jetzt bevorzuge ich den Swiss-Direktflug von Zürich nach Malaga, von dort ist Jerez rund 2 Autostunden entfernt.

Diese Fahrt verlief diesmal etwas kurzweiliger als üblich, weil mir Hertz erstmals einen Toyota Auris Hybrid zuteilte.

Also, wie fährt sich so ein grünes Fahrzeug?

Man erweckt den Antrieb zum Leben, indem man Bremse und Gas gleichzeitig betätigt. Man wundert sich über den winzigen 5-Zentimeter-Stummel von Automatic-Wählhebel, dann geht’s los.

Auf einem farbigen 4,2-Zoll-Display wird über den Ladezustand der im Heck befindlichen Nickel-Metallhybrid-Batterie informiert. Vorne brummt ein Downsizing-Turbo-Triebwerk mit vier Zylindern, 1200 ccm und 116 PS.

Wenn man vom Gas geht oder die Bremse betätigt, sieht man nur noch grüne Antriebsstränge, es wird Energie rekuperiert und gespeichert.

Wer es eilig hat, wird mit dem Normverbrauch von 4,8 Liter nicht auskommen, aber 5,3 Liter sind selbst bei zügiger Fahrt möglich.

Wer aber in erster Linie das Instrument ganz links im Auge behält (Charge, Eco, Power), der wird vielleicht sogar mit 4,5 Litern das Auslangen finden.

Im Power-Modus liefert die Batterie Extra-Schub. 55 Prozent der Auris-Modelle werden in Deutschland als Hybrid-Version geliefert.

Mit 7000 Euro fällt der Aufpreis gegenüber dem normalen Verbrennungsmotor recht happig aus. Ein MotoGP-Fan kauft sich um so einen Betrag lieber ein Zweit-Motorrad, denke ich. Aber zumindest muss man beim Hybrid-Auris nicht bangen, ohne Strom liegen zu bleiben.

Vielleicht unterhalten wir uns in 30 Jahren wieder über dieses Thema. Dann werden die Teenager vielleicht gar nicht mehr wissen, dass in grauer Vergangenheit einmal fossile Brennstoffe existiert haben.

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