Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Fausto Gresini: Vor einem Jahr an Covid verstorben

Von Günther Wiesinger
Am 23. Februar 2021 ist der zweifache Weltmeister Fausto Gresini (60) an der Covid-19-Seuche verstorben. Heute fand in Imola eine Gedenkfeier statt, es gibt jetzt im Autodromo eine Curva Gresini.

Nach fast zwei Monaten hat Fausto Gresini am 23. Februar 2021 den Kampf gegen die heimtückische Covid-19-Infektion verloren: Der Tod des 60-jährige MotoGP-Teambesitzers und ehemaligen Rennfahrers traf das Team mitten uns Herz. «Es ist die Nachricht, die wir nie verbreiten wollten, aber die wir leider mit euch teilen müssen», hiess es vor einem Jahr in der traurigen Botschaft von Gresini Racing. 

Fausto Gresini, am 23. Januar 1961 in Imola geboren, war über fast vier Jahrzehnte hinweg ein wertvoller Bestandteil der Motorrad-Weltmeisterschaft. Der italienische Motorradrennfahrer hat zwischen 1983 und 1994 insgesamt 132 Rennen in der Motorrad-Weltmeisterschaft bestritten und gewann 1985 und 1987 den WM-Titel in der 125-ccm-Klasse. 1985 verwies er Pierpaolo Bianchi und Gustl Auinger auf die WM-Plätze 2 und 3, zwei Jahre später setzte er sich gegen Bruno Casanova und Paolo Casoli durch. Danach wurde Gresini erfolgreicher Teambesitzer und ein wichtiger Anknüpfungspunkt im Fahrerlagers und von Vermarkter Dorna, denn er nahm mit seinen Piloten an allen drei GP-Klassen teil. Seit 2019 setzt Gresini Racing sogar ein MotoE-Weltcup-Team ein.

Die ersten Erfolge als Rennfahrer gelangen Fausto Gresini 1978 mit 17 Jahren auf einer 50-ccm-Minarelli. 1983 folgte auf einer Werks-Garelli der Aufstieg in die 125-ccm-Weltmeisterschaft. Im selben Jahr gelang dem talentierten kleinen Italiener am 7. August im schwedischen Anderstorp sein erster Podestplatz bei einem WM-Rennen, als er hinter Bruno Kneubühler und vor Gustl Auinger Platz 2 eroberte. Ein Jahr später gelang Fausto am selben Schauplatz in Schweden sein erster GP-Triumph vor Auinger, Lazzarini und Vitali.

Gresini blieb als Rennfahrer der 125-ccm-Klasse während seiner gesamten aktiven Karriere erhalten. Er sorgte für etliche Rekorde. Zum Beispiel mit elf WM-Laufsiegen in Folge saisonübergreifend 1986/87. Diesen Rekord teilt er sich mit dem unvergesslichen Angel Nieto. Dazu feierte er als erster Pilot zehn GP-Siege in elf Rennen innerhalb einer Saison (1987).

Gresini bestritt die 125er-WM zuerst auf MBA und Garelli (1983 und 1984), dann vier Jahre lang nur auf einer Werks-Garelli, ehe er 1989 eine Aprilia wählte und die letzten fünf aktiven Jahre mit der neuen Honda verbrachte. Zur Erinnerung: 1988 wurden die 125-ccm-Zweizylinder verbannt und durch die Einzylinder ersetzt. Dadurch sollte die Markenvielfalt erhöht werden. Honda kehrte nach dem Ausstieg von 1966 durch dieses neue Reglement in die 125er-WM zurück.

Nachdem Gresini 1994 auf Honda die WM nur noch auf Platz 16 beendet hatte, entschloss er sich nach 132 Grands Prix und 47 Podestplätzen zum Rücktritt. Neben den 21 GP-Siegen stehen 15 zweite und elf dritte Plätze zu Buche.

Bereits 1997 kehrte der leidenschaftliche Motorradsportfan Gresini mit einem eigenen Rennstall als Teambesitzer an die Rennstrecken zurück. Er entdeckte und förderte zahlreiche Talente und setzte Alex Barros 1997 auf einer privaten V2-Honda in der 500-ccm-Klasse ein. Der neunte WM-Gesamtrang im ersten Jahr machte HRC auf diesen aufstrebenden Halbliter-Rennstall aufmerksam.

Werksmaschinen von Honda für die nächste Saison waren der Lohn. In den folgenden Jahren blieb das private 500-ccm-Team weiter erfolgreich. Mit Daijiro Kato wurde 2001 der WM-Titel in der 250-ccm-Klasse gewonnen. Doch Kato starb im Krankenhaus am 6. April 2003 zwei Wochen nach einem verheerenden Sturz im MotoGP-Rennen beim Japan-GP in Suzuka.

Einen zweiten WM-Titelgewinn steuerte Toni Elias 2010 im ersten Jahr der Moto2-WM bei. Außerdem belegten Fahrer des Gresini-Teams dreimal den zweiten Platz in der MotoGP-Klasse (Sete Gibernau 2003 und 2004, sowie Marco Melandri 2005). Den jüngsten WM-Titelgewinn verzeichnete Gresini 2018 mit Jorge Martin in der Moto3-WM auf Honda.

Dass Fausto so viele GP-Schlachten erfolgreich geschlagen hat und dann von diesem Virus dahin gerafft wurde, traf seine Familie, Freunde, Fans und Kollegen wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

«Am 26. Januar hat mir Fausto aus dem Krankenhaus noch geschrieben: 'Ich bin über dem Berg'», berichtete ein trauriger LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello vor einem Jahr im Interview mit SPEEDWEEK.com.  

In Italien bleibt der allseits beliebte Fausto Gresini unvergessen. Heute am Vormittag fand in seiner Heimatstadt Imola bereits um 8.45 Uhr auch eine Gedenkzeremonie in der «Curva Gresini» (vorher «Variante Alta») mit Frau Nadia, Sohn Lorenzo und dem Bürgermeister Marco Panieri sowie Elena Peanazzio und Don Pierpaolo Pasini statt, den beiden Managern des «Autodromo Internazionale Enzo e Dino Ferrarri» in Imola. 

Fausto Gresini war verheiratet mit Frau Nadia und hinterliess die vier Kinder Luca, Lorenzo, Alice und Agnese.

Gresini Racing tritt in diesem Jahr in der MotopGP-WM auf Ducati mit Enea Bastianini und Fabio Di Giannantonio an, in der Moto2 mit Alessandro Zacchone und Filip Salac. Das Moto3-Team wurde aus Kostengründen zugesperrt. 

Gresinis Erfolge als Rennfahrer

1983 – 125-ccm-WM-9. auf MBA und Garelli
1984 – 125-ccm-WM-3. auf MBA und Garelli
1985 – 125-ccm-Weltmeister auf Garelli
1986 – 125-ccm-Vizeweltmeister auf Garelli
1987 – 125-ccm-Weltmeister auf Garelli
1988 – 125-ccm-WM-21. auf Garelli
1989 – 125-ccm-WM-5. auf Garelli
1990 – Italienischer 125-ccm-Meister auf Honda
1990 – 125-ccm-WM-7. auf Honda
1991 – 125-ccm-Vizeweltmeister auf Honda
1992 – 125-ccm-Vizeweltmeister auf Honda
1993 – 125-ccm-WM-11. auf Honda
1994 – 125-ccm-WM-16. auf Honda

21 Grand-Prix-Siege

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