Stefan Pierer: Grosse Pläne mit Husqvarna

Von Günther Wiesinger
KTM-Firmenchef Stefan Pierer will seine Zweitmarke Husqvarna klar positionieren, auf der Strasse im Retro-Segment. Das Motorsport-Engagement muss nicht für immer sein.

Stefan Pierer, Vorstandvorsitzender der KTM Sportmotorcycles GmbH (vormals KTM Power Sports AG und KTM AG), hat seinem Konzern vor eineinhalb Jahren auch die schwedische Marke Husqvarna einverleibt und sie mit neuem Leben erfüllt.

Auch im Motorsport spielt Husqvarna jetzt eine Rolle, sogar in der Moto3-Strassen-Weltmeisterschaft wurden mit dem Briten Danny Kent zwei Podestplätze errungen.

Auch im Offroadsport gab es Wettbewerbserfolge, es existiert auch eine offene Konkurrenz zwischen KTM und Husqvarna, obwohl sich beide Fabrikate unter einem Dach befinden. Husqvarna sammelt vor allem Erfolge in der Enduro-WM und mit Graham Jarvis in den Extreme-Enduros, er hat 2013 und 2014 alle wichtigen Rennen gewonnen.

Husqvarna: Motorsport nur in der Anfangsphase?

«Im Offroad gibt es nur ein Gegeneinander, das ist unvermeidbar, das läuft auch bereits, im Sport und bei den Serienmaschinen», sagt Stefan Pierer. «Im Strassenrennsport wird Husqvarna 2015 weiter in der Moto3-WM-Klasse mitmischen. Aber auf dem Strassensektor wird sich Husqvarna bei den Serienmotorrädern einem anderen Thema widmen. Das heisst dann nicht 'ready to race', sondern Retro, modern, cool, cruisen. Ich schliesse nicht aus, dass wir das Thema Motorsport bei Husqvarna eines Tages aus dem Konzept rausnehmen. Aber vorläufig läuft es mit, so wie Derbi und Gilera einst bei Aprilia mitgelaufen sind. Und der Motorsport hilft uns in dieser Phase, den Bekanntheitsgrad zu stärken. Unsere Husqvarna sind ja auch optisch schöne Motorräder.»

«Aber was die Positionierung für die Zukunft betrifft, da bauen wir auf unserem Baukastensystem auf. Auf den Messen in Köln und Mailand haben wir erste Prototypen gezeigt. Dieser Retro-Style ist mittlerweile ein Riesenmarkt. Die BMW R nineT verkauft sich wie geschnittenes Brot, bei Triumph die alte Bonneville auch. Wir haben bei Husqvarna eine moderne Interpretation gewählt. Designer Gerald Kiska hat wieder schöne Sachen gemacht. Wir bauen auf unseren Einzylinder-Plattformen auf. Es wird aber als Alternative auch einen 1300-ccm-Cruiser mit dem V2-Motor der Super-Duke, natürlich noch nicht im nächsten Jahr. Wir fangen jetzt mit der 401er-Maschinen aus dem Indien-Programm an, die wir im Herbst auf den Messen präsentiert haben. Dann geht’s bis hinauf zum 1300er-Modell.»

Es handelt sich um die neuen Husqvarna-Modelle 401 Svartpilen und die Vitpilen, die etwas an die Scrambler-Modelle von Husky aus der Mitte des letzten Jahrhunderts erinnern. Sie werden vom bewährten 390er-Einzylinder-Motor aus dem Hause KTM angetrieben.

Bevor KTM die Marke Husqvarna übernommen hat, wurden bei KTM im Jahr auch rund 6000 Husaberg-Motorräder im Jahr erzeugt und verkauft. Diese Marke, die einst aus Husqvarna hervorging war, ist inzwischen ohne grosses Aufsehen stillgelegt worden. «Husaberg war vor 30 Jahren ein Spin-off von Husqvarna», hält Pierer fest im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Jetzt sind alle froh, dass die beiden Marken wieder vereint sind. Husaberg ist jetzt sanft entschlafen. Der Vertrieb der beiden Marken sind zusammengeführt worden.»

Auch wenn sich Husqvarna aus den KTM-Plattformen bedient, im Verkauf werden getrennte Wege beschritten. Es gibt keinen Händler, der beide Fabrikate anbietet. So macht es auch die VW-Gruppe mit den Marken VW, Audi, Skoda und Seat.

Pierer: «Wir gehen bei den Motorrädern ähnlich vor wie die Autokonzerne, nur mit ein paar Jahren Verspätung. Was sich bei den Autos durchsetzt und bewährt, muss man nachmachen. Was sich bei den Autos nicht bewährt, auf das können wir gleich verzichten, das spart Geld. Bei der Entwicklung betreiben wir eine extreme Plattform-Strategie. Das Teuerste sind mittlerweile die Motoren samt dem Motormanagement mit Euro4 und so weiter. Das ist ein irrer Aufwand.»

KTM: MotoGP-WM 2017 mit V4-Motor

Im Dezember 2013 waren sich Stefan Pierer und Gerald Kiska noch einig, dass man bei KTM und Husqvarna die ganze Palette mit Ein- und Zweizylinder-Maschinen abdecken könne.

Doch bereits im Frühjahr 2014 wurde der Einstieg in die MotoGP-WM 2017 diskutiert und dann beschlossen, dazu wird von Ing. Kurt Trieb ein neuer V4-1000-ccm-Motor mit pneumatischem Ventiltrieb entwickelt.

Wie kam dieser rasche Meinungsumschwung zustande? Pierer: «Ich habe gesehen, dass dieses Retro-Thema ein Riesen-Marktsegment wird und eigentlich bereits ist. Unser durchschnittlicher Kunde ist älter, er will vielleicht mehr als zwei Zylinder, bei einem Cruiser sowieso. Dazu kommt: Die Marke Husqvarna ist 110 Jahre alt, die zweitälteste Motorradmarke. Sie hat eigentlich aus der Geschichte für den Auftritt auf der Strasse einen freien Spielraum. Das Match unserer zwei Marken im Offroad-Bereich ist schon hart genug. Wir müssen es also nicht auf der Strasse fortsetzen. Deshalb belegen wir mit dem Retro-Style ein anderes Thema, auf dem KTM nicht tätig ist. Das passt auch zu dem getrennten Vertriebsweg.»

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