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MotoGP-WM: Frühes Ende der Privilegien für Ducati?

Von Frank Aday
Die Titelchance von Ducati hat die sieggewohnten Japaner aufgeschreckt. Der Friede im Herstellerbündnis MSMA ist vorbei. HRC-Sportdirektor Livio Suppo pocht auf ein Ende der Ducati-Privilegien.

Der durchschlagende Erfolg von Ducati mit der neuen GP15 stößt den Verantwortlichen bei Honda und Yamaha bitter auf. Es gibt Zwist unter den Werken, denn die Zugeständnisse an Ducati hätten schon für 2015 wieder abgeschafft werden können.

Die Hersteller-Vereinigung MSMA schlägt vor, das neue Concession-Punktesystem für die Zugeständnisse, welches ab 2016 greifen sollte, schon in diesem Jahr einzuführen. Das würde bedeuten, dass Ducati gezwungen wäre, 2016 unter gleichen Voraussetzungen gegen Honda und Yamaha anzutreten – eingefrorene Motorentwicklung, sieben Motoren pro Saison und keine zusätzlichen Testfahrten.

Der Erfolg der Ducati Desmosedici GP15 verdeutlicht, dass es Lücken in den derzeitigen Regeln gibt. Das System der Zugeständnisse erlaubte es Ducati, die 2013 keinen Sieg eingefahren haben, als die Regeln der Open-Klasse beschlossen wurden, dank technischer Privilegien zu Yamaha und Honda aufzuschließen. Neueinsteiger Suzuki, für die dieselben Regeln gelten, schließt die Lücke langsam, Aprilia hat mehr Mühe.

Doch 2016 ändern sich die Regeln, die Open-Class fällt weg, auch das System der Zugeständnisse wird sich ändern. Derzeit erhält ein Team, das 2013, als die Regeln für die Open-Klasse beschlossen wurden, keinen Sieg einfuhr, mehr Sprit, zwölf Motoren statt fünf, es erhält im Gegensatz zu den echten Factory-Teams (von Honda und Yamaha) weiter Freiheit bei der Motorenentwicklung während der Saison und darf auch außerhalb der offiziellen Tests mit den Werksfahrern mehr testen.

Ab 2016 werden alle Teams mit 22 Litern Sprit unterwegs sein, es kommt die Einheits-Elektronik, alle Fahrer müssen dieselben Reifen-Optionen nutzen, also wird es weniger Zugeständnisse geben.

Honda, Yamaha und Ducati werden 2016 sieben Motoren zur Verfügung haben, während Neueinsteiger wie Suzuki und Aprilia neun Triebwerke (statt 12 wie jetzt) einsetzen dürfen. Die Motorenentwicklung ?soll für die Neueinsteiger-Werke Suzuki und Aprilia auch 2016 erlaubt sein; dazu sollen sie mit ihren Werksfahrern weniger Testbeschränkungen haben.

2016: Keine Vorteile mehr für Ducati?

Auch das System, welches den schrittweisen Verlust der Vorteile regelt, wird sich verändern. Für 2016 wird zu diesem Zweck ein neues Zugeständnis-Punktesystem eingeführt. Drei Punkte gibt es für einen Sieg, zwei Punkte für Platz 2, ein Punkt für den dritten Rang. Wenn ein Hersteller? mit Zugeständnissen sechs «concession points» gesammelt hat – egal in welcher Kombination – wird ?er Vorteile verlieren. Das uneingeschränkte Testen wird sofort gestoppt, in der folgenden Saison stehen dann nur sieben Motoren zur Verfügung, die Motorenentwicklung wird wie bei den renommierten Werken eingefroren.

Doch es gibt eine Lücke im Reglement, die es Ducati ermöglichen könnte, auch 2016 Vorteile zu erhalten, obwohl sie schon jetzt große Erfolge mit der GP15 feiern. Wenn Ducati 2015 keinen Sieg im Trockenen einfährt, dürfen sie 2016 trotzdem unbegrenzt testen und den Motor weiterentwickeln, bis sie sechs «concession points» gesammelt haben.

Mit Andrea Doviziosos drei zweiten Plätzen in den ersten drei Rennen und Andrea Iannones drittem Rang in Katar hätte Ducati allerdings bereits sieben «concession points» gesammelt.

Der Friede zwischen den Herstellern ist vorbei

Im MSMA-Meeting in Jerez diskutierten die Hersteller darüber, das neue Concession-Punktesystem schon 2015 anzuwenden, um die Vorteile für 2016 noch beeinflussen zu können. Das würde bedeuten, dass Ducati die Vorteile für 2016 mit Sicherheit verlieren würde, da sie 2015 bereits mehr als sechs Concenssion-Punkte gesammelt hätten.

HRC-Sportdirektor Livio Suppo, der bis 2009 Teammanager von Ducati war, erklärte gegenüber «MotoMatters.com»: «Es herrscht ein bisschen Verwirrung, weil sich zwei verschiedene Regelungen überschneiden. Klar ist, dass das Herstellerbündnis MSMA die Zugeständinisse im letzten Jahr gestartet hat. Wir sollten sie beibehalten, denn es gibt großes Interesse von KTM, Aprilia und Suzuki daran. Das ist gut für den Sport. Wir sind uns alle einig, dass wir diese Vorteile für die neue Hersteller beibehalten sollten, die noch nicht konkurrenzfähig sind.»

Doch die Überschneidungen der zwei verschiedenen Regelungen ist laut Suppo das Problem. «Es ist klar, dass ein Werk 2017 keine Zugeständnisse mehr erhält, wenn 2016 sechs ‹concession points› gesammelt wurden. Doch dabei haben wir leider nicht an 2016 gedacht! Wenn das System von 2016 auf 2017 greift, dann sollte es unserer Meinung nach auch von 2015 auf 2016 gelten. Das ist ein normales Verständnis der Regeln, weil das ihr Hauptzweck ist. Wir helfen damit den erfolglosen Herstellern, die Probleme haben.»

Wenig überraschend begrüßt Ducati diesen neuen Vorschlag nicht. Die Italiener betonen, dass bereits ein System existiert, mit welchem die FIM die Regeln festgelegt hat. «Das Problem ist, dass Ducati sagt, wir müssen in diesem Jahr drei Rennen im Trockenen gewinnen, da wir siegen müssen, um den weichen Reifen zu verlieren. Doch das ist eine andere Geschichte», erklärte Suppo.

«Dann sagten sie, wir müssen ein Rennen gewinnen, weil es eine FIM-Pressemitteilung gibt, die von einem Sieg spricht, bevor wir mit Podestplätzen anfingen. Also schlug Mike Trimby von der IRTA plötzlich die ‹concession points› vor. Vielleicht ist dieses System besser, weil es klarer ist. Wir haben zugestimmt, dass das funktioniert. Alle haben für das nächste Jahr zugestimmt. Doch ehrlich: Warum nicht ab diesem Jahr?»

Titelchancen von Ducati machen Honda nervös

Suppo betonte, dass er der Zweck dieser Regelung sei, Herstellern zu helfen, die nicht konkurrenzfähig sind und zu den erfolgreichen Herstellern aufschließen wollen. Diese Regeln auf ein Werk wie Ducati anzuwenden, das bereits konkurrenzfähig ist, widerspreche dem Geist des Reglements. «Bei dieser Vorsch geht es darum, denen zu helfen, die Probleme haben. Bei diesem Meeting sagte ich zu Gigi Dall’Igna: ‹Gigi, du hast einen sehr guten Job gemacht. Aber täusche nicht vor, nicht konkurrenzfähig zu sein und im nächsten Jahr Hilfe zu brauchen. In der Theorie könnt ihr nämlich den Titel gewinnen.›»

Es ist nicht nur eine Frage der Fairness. Suppo sagte, dass ein weiteres Jahr mit Vorteilen für Ducati vor allem für die Satelliten-Teams von Honda und Yamaha untragbar wäre. «Die Satelliten-Teams zahlen viel Geld für unsere Bikes und die von Yamaha. Nun haben sie viele Ducati vor sich. Vergesst das Werksteam, aber für Lucio Cecchinellos LCR-Team und MarcVDS Honda ist es nicht fair, dass sie gegen andere Factory-Bikes kämpfen müssen, die Vorteile haben. Es macht ihnen das Überleben schwieriger. Also ist es nicht nur für andere Hersteller schädlich. Die Tatsache, dass sogar Suzuki einverstanden ist, die Zugeständnisse zu verlieren, wenn sie in diesem Jahr sechs ‹concession points› sammeln, ist vielsagend.»

Derzeit stehen die Veränderungen noch zur Diskussion. Damit sich die Regeln ändern, müsste dies von der MSMA vorgeschlagen werden, dann müssen die Mitglieder der «Grand Prix Commission» abstimmen. Offensichtlich findet der Vorschlag nicht bei allen MSMA-Mitgliedern Rückhalt, da Ducati noch immer strikt dagegen ist. Das wird jedoch keine Rolle spielen, wenn der Vorschlag von einer einfachen Mehrheit in der «Grand Prix Commission» angenommen wird.

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