KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Paukenschlag: Tobias Kroner (31) kündigt Rücktritt an

Von Michael Schubert
Nach 18 Jahren Speedway-Sport ist Ende dieser Saison Schluss: Mit dieser Nachricht überraschte Tobias Kroner am Donnerstagabend die Bahnsport-Welt. Ein Blick zurück.

Wenn Tobias Kroner auf seine Karriere als Speedway-Fahrer zurückblickt, bestimmt ein zufriedenes Lächeln seinen Gesichtsausdruck. In den nunmehr 18 Jahren im Renngeschehen kann der 31-jährige Niedersachse auf zahlreiche Erfolge verweisen. «Ich habe auf nationaler Ebene alles erreicht, was möglich war», weiß Kroner.

Zudem zählt er seit mehr als zehn Jahren zu den stärksten deutschen Speedway-Athleten mit permanenter Präsenz in der Nationalmannschaft. Nun soll allerdings ein neues Kapitel im Leben des Herzblut-Rennfahrers aufgeschlagen werden, kündigt Kroner doch mit Abschluss dieser Saison das Ende seiner Karriere an.

An dieser Entscheidung gäbe es nichts zu rütteln – getreu seinem Lebensmotto, alle Dinge mit äußerster Präzision und mit dem vollen Maß an Engagement zu erledigen.

Für Kroner galt es immer mit viel Leidenschaft, akribische Vorbereitung, extrem ausgeprägtem sportlichen Ehrgeiz und permanentem Willen immer 100 Prozent zu geben. Als er mit 19 Jahren direkt nach dem Abitur den Schritt ins Profigeschäft wagte, zur festen Größe in England wurde und zudem mehr als sechs Jahre in Polen aktiv war, schien der weitere Weg des Tobias Kroner vorgezeichnet zu sein. Es winkte eine große sportliche Karriere, doch Kroner überraschte einmal mehr die Fachwelt, als er nicht dem Ruf von Ruhm und Geld folgte, sondern zunächst auf eine berufliche Ausbildung setzte. «Für mich war jederzeit klar, dass am Ende der sportlichen Laufbahn eine Zeit folgen wird, in der ich meinen Lebensunterhalt anders verdienen muss.»

Dem Sport erteilte er auch in der Folge keine Absage, sondern setzte seine Prioritäten stets so, wie es Sport und berufliche Entwicklung erforderten. Mit dem Erreichen des Grand-Prix-Challenge 2007, dem Gewinn der deutschen Einzelmeisterschaft 2012, dem Erreichen mehrerer Bundesliga-Titel sowie zahlreichen Siegen und Erfolgen bei offenen Rennen, bestätigte Kroner immer wieder die Richtigkeit seiner Entscheidungen. Dabei blieb er stets bescheiden und realistisch im Umgang mit den eigenen Leistungen: «Ich bin insgesamt stolz auf meine Karriere und ich denke, ich konnte einiges für mich aus dem Sport mitnehmen. Ich bin mir stets treu geblieben und immer meinen Weg gegangen. Deshalb bin ich mit mir im Reinen und schaue positiv auf diese Zeit zurück.»

Es seien viele positive Eigenschaften, die der Sport ihm beschert hätten. Sei es Ehrgeiz oder Disziplin, ein unbedingtes Durchhaltevermögen sowie die schnelle Verarbeitung von Niederlagen – Kroner zollt seinem sportlichen Engagement ein hohes Maß an Dankbarkeit. «Ich denke, nicht zuletzt das Einschätzen meiner eigenen Fähigkeiten, mit der damit verbundenen Bereitschaft zur Zurückhaltung, gepaart mit der Fähigkeit mich zu präsentieren, haben mir im Leben bisher wirklich geholfen.»

Es fehlt an Biss

Nun sei laut Kroner jedoch ein Punkt erreicht, der seinem Leben erneut eine entscheidende Wende geben soll. «Ich habe gespürt, dass sich in diesem Jahr, während der von mir gefahrenen Rennen, nicht das Gefühl und der Biss vergangener Jahre einstellen.»

Kroner sei nicht mehr hundertprozentig im Rennmodus, der den gesamten Aufwand aller Energie verlangt: «Ich habe mir vor langer Zeit geschworen, dass ich meine Karriere beende, wenn ich spüre, dass sich eine Situation einstellt, in der ich nicht mehr in der Lage bin, mich ohne Kompromiss der gestellten Aufgabe zu stellen.»

Es seien nun der berufliche Erfolg und das eigene Privatleben, welches lange Zeit dem Sport untergeordnet war, die für Kroner zunehmend wichtiger werden. «Ich habe durch den Sport meinen derzeitigen Arbeitgeber kennengelernt, der mir von Beginn an eine sehr anspruchsvolle Perspektive eröffnete.»

Diese nutzte Kroner mit demselben Ehrgeiz und Elan, wie er es stets im Sport getan hat. Dem dualen Studium folgte kürzlich eine neue berufliche Herausforderung, welche eine leitende Tätigkeit umfasst, der sich Kroner zukünftig ohne Abstriche widmen wird: «Mein Leben war bisher nach dem Sport und den nächsten Wettkämpfen ausgerichtet, die Tage und Wochen waren komplett durchgeplant. Dieser Umstand kann nicht ewig durchgehalten werden, ohne an anderer Stelle Federn lassen zu müssen.»

Die Entscheidung, die sportliche Karriere zum Ende dieser Saison zu beenden, sei ihm nicht leicht gefallen, war letztlich aber – wie so vieles im Leben von Tobias Kroner – eine reine Vernunfts- und Kopfsache, umfasst aber ebenfalls das gewohnte Maß an Ehrgeiz: «Ich möchte in meinen verbleibenden Rennen noch einmal alles geben, um mich von meinen Fans sowie meinen Sponsoren und Unterstützern, auf die mich in den vergangenen Jahren stets verlassen konnte, positiv zu verabschieden.»

Dem Rennen in Berghaupten (Teamcup mit dem Emsland-Speedway-Team), dem Einsatz als 1. Reserve am 9. September beim Speedway-Grand-Prix in Teterow, dem Start bei der «Night of the fights» am 15. September in Cloppenburg, der Deutschen Einzelmeisterschaft am 17. September in Olching sowie den Bundesliga-Finalläufen (30.9. in Brokstedt und 3.10. in Landshut) und dem finalen Rennen im Teamcup am 1. Oktober in Neuenknick soll am 21. Oktober das große Abschiedsrennen für Tobias Kroner folgen. Auf seiner Heimbahn, dem Eichenring in Dohren, auf dem er einst das Fahren gelernt hat, schließt sich der Kreis.

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