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Kenan Sofuoglu: «Präsident will, dass ich aufhöre»

Von Ivo Schützbach
Kenan Sofuoglu (li.) mit dem türkischen Präsidenten Erdogan (Mitte)

Kenan Sofuoglu (li.) mit dem türkischen Präsidenten Erdogan (Mitte)

Bis zum nächsten Supersport-Rennen in Imola am 13. Mai 2018 wird sich der fünffache Weltmeister Kenan Sofuoglu entscheiden, ob er seine Karriere beendet. Alle Zeichen deuten darauf hin.

Die jüngsten Stürze haben Kenan Sofuoglu schwer zugesetzt. Der langwierige Beckenbruch, den sich der 33-Jährige im Oktober 2017 bei einem Highsider in der Superpole-Session in Magny-Cours zugezogen hat, war noch nicht völlig verheilt, da stürzte der Türke beim Saisonstart auf Phillip Island im freien Training wegen eines Reifenschadens bei 257 km/h erneut und überschlug sich mehrfach im Kiesbett. Schwere Abschürfungen, Verbrennungen und Prellungen am ohnehin geschädigten linken Bein sowie am linken Arm waren die Folge – und auch das Becken wurde erneut in Mitleidenschaft gezogen.

Seither pausiert Sofuoglu, SPEEDWEEK.com traf ihn in Assen.

«Nach diesem Wochenende habe ich einige weitere Treffen in der Türkei, speziell der Präsident der Türkei will nicht, dass ich weiterhin Rennen fahre», erzählte der 43-fache Rennsieger unter vier Augen. «Nach meinen letzten Stürzen haben alle Angst, meine Familie, jeder. Ich liebe den Rennsport, die Menschen um mich herum wünschen sich aber, dass ich aufhöre. Alle, bis auf mein Team.»

Kenan weiter: «Assen war das vierte Rennen, ich habe bald die halbe Saison verpasst. Ist es wirklich notwendig, dass ich weiterfahre? Ende der Saison hätte ich sowieso aufgehört. Aber nach dem schlimmen Sturz auf Phillip Island und meinen nicht heilenden Verletzungen, macht es vielleicht keinen Sinn weiterzufahren. Die gebrochenen Knochen von Magny-Cours sind nicht perfekt zusammengewachsen. Vielleicht brauche ich auch noch eine Hautverpflanzung, die Wunde an der Hüfte ist nach wie vor nicht verheilt.»

«Ich will nicht noch mehr Probleme. Als ich zum fünften Mal Weltmeister wurde sagte ich, dass ich alles erreicht habe und nur noch zum Vergnügen fahre. Ich liebe den Rennsport, ich darf aber auch nicht vergessen, dass ich Familie habe. Sie haben nach den vielen Stürzen Angst um mich, und machen sich Sorgen um meinen körperlichen Zustand.»

Hörst du mehr auf dich, deine Frau, deine Familie oder den Präsidenten? Sofuoglu: «Auf alle. Abgesehen von meinem Team wollen alle, dass ich aufhöre. Ich bin hin- und hergerissen. Wenn ich auf dem Motorrad sitze, dann will ich sehr gut sein. Der einzige Grund, der fürs Weitermachen spricht, ist, dass Puccetti und Kawasaki in einer schwierigen Situation stecken, sie kommen ohne mich auf keine guten Ergebnisse. Ich bin der Einzige, der für sie aufs Podium fahren kann. Das Team weiß das, Kawasaki weiß es – sie hoffen, dass ich das Jahr zu Ende fahre und ihnen einige Podestplätze beschere. Ich könnte zwar wahrscheinlich nicht um den Titel kämpfen, würde Kawasaki aber wieder auf einen guten Level bringen. Wenn ich mich dafür entscheide, mache ich viele Leute in der Türkei traurig. Leute, die mich unterstützen. Ich will jeden respektieren, deshalb ist die Entscheidung so schwierig und zieht sich so lange hin. Ich würde gerne in Imola fahren.»

«Mein Präsident kümmert sich sehr um mich. Als ich in Magny-Cours gestürzt bin, hat er mir innerhalb weniger Stunden einen Jet geschickt, um mich in die Türkei zu bringen. Mein Land kümmert sich sehr um mich, ich habe großen Respekt vor ihm. Meine Mutter hat mich inständig gebeten aufzuhören, sie sagte nach Australien, dass sie fürchterliche Angst um mich hat. Als mich der Präsident nach Phillip Island kontaktierte, sagte er mir, dass ich zwei Brüder verloren habe. Er wolle nicht in den Nachrichten hören, dass Kenan Sofuoglu in einem Rennen gestorben ist. Er sagte mir, dass ich meine Familie respektieren soll. Zuerst muss ich gesund werden, dann kann ich entscheiden was ich mache. In Imola werde ich bekanntgeben, ob ich gleich aufhöre oder bis zum Ende des Jahres fahre.»

Sofuoglu wird seit vielen Jahren vom türkischen Präsidenten Erdogan protegiert, er zählt zu den berühmtesten Sportlern seines Landes.

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