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Windreich-Chef Willi Balz: «Ich bin ein Opfer»

Von Günther Wiesinger
Barcelona 2011: Willi Balz mit Paris Hilton

Barcelona 2011: Willi Balz mit Paris Hilton

Windreich-Chef Willi Balz sieht sich als Medienopfer. «Die Verlierer der Energiewende gönnen mir den Erfolg nicht», sagt Balz.

Willi Balz, langjähriger Motorsport-Sponsor und im Hauptberuf Gründer, Alleinaktionär und Vorstandsvorsitzender der Windreich AG, macht schwere Zeiten durch. 35 Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes durchsuchten am Dienstag die privaten Wohnungen und Geschäftsräume der Windreich AG in Wolfschlugen. Das Unternehmen ist als Projektentwickler verantwortlich für den Aufbau von Offshore-Windparks in Deutschland und in der Nordsee. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation, des Kapitalanlagebetrugs, der Marktpreismanipulation und des Kreditbetrugs. «Das kann ich nicht dementieren», sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft gemäss Handelsblatt.

Willi Balz wollte zum ersten Milliardär von Wolfschlugen werden. Laut Marktforscher «Wind Research» ist Windreich mit 35 Prozentz der gesicherten Flächen für Offshore-Parks Marktführer in der deutschen Nordsee. Laut eigenen Angaben verfügt der Projektentwickler zudem «als einziger Marktteilnehmer» über planmäßig verlaufende Offshore-Windparkprojekte mit einer Kapazität von mehr als 1000 Megawatt.

Das Unternehmen kündigte an, «vollumfänglich» mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren. «Die Anschuldigungen werden sich als haltlos erweisen», hieß es in einer Windreich-AG-Presseerklärung. «Ich fühle mich als Opfer», teilte Windreich-Vorstandschef Willi Balz dem Handelsblatt mit. Der Energiewender verbreitet Verschwörungstheorien. «Die Verlierer der Energiewende gönnen mir den Erfolg nicht», vermutet der Oldtimer-Liebhaber, der sich jahrelang von den Medien in seitenlangen Jubelberichten als Windkraft-Pionier feiern liess.

Laut Informationen des Handelsblatts ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht nur gegen Vorstandschef Willi Balz, sondern auch gegen Technikvorstand Heiko Roß, Vorstandsmitglied Anil Srivastava (zuständig für Internationales und Projektfinanzierung) sowie den im Mai abgetretenen Finanzvorstand Matthias Hassels und den im Juli ausgeschiedenen ehemaligen stellvertretenden Vorstandschef Walter Döring.

Die Branche zeigte sich seit langem erstaunt, wie Windreich die Finanzierung der riesigen Offshore-Projekte (Balz sprach von einem Investitions-Volumen von 1 bis 1,6 Milliarden Euro) trotz zahlreicher Unsicherheiten wie fehlender Netzanbindungen stets stemmen konnte. Große Konzerne wie der Energieversorger EnBW lassen hingegen ihre Windparkprojekte auf dem Meer wegen der zahlreichen Unsicherheiten oft ruhen.

Anleihezinsen nicht pünktlich bezahlt

Am Montag geriet Windreich in die Schlagzeilen, weil das Unternehmen die Anleihezinsen am 1. März nicht pünktlich bezahlt hatte. Die Stuttgarter Börse setzte den Handel der Windreich-Anleihen aus Anlegerschutzgründen vorübergehend aus. Die «Börsen-Zeitung» berichtete, das Unternehmen habe ein aktuelles Rating nicht pflichtgemäss veröffentlicht. Die Anleihekurs brachen 60 Prozent ein.

Die säumigen Zinsen hat Windreich inzwischen zwar bezahlt. Aus dem BondM-Segment der Börse Stuttgart hat sich das Unternehmen jedoch zurückgezogen, angeblich um damit Kosten von 500.000 Euro zu sparen. «Das Downgrade in den Freiverkehr ist schwer vermittelbar», sagte Kapitalexperte Peter Thilo Hasler. «Die Kosten für die Börse, den BondM-Coach und die Ratingagentur liegen weit unter 100.000 Euro.»

Von den Windreich-Problemen ist auch die TV-Moderatorin Sabine Christiansen betroffen: Balz hatte sie im Januar 2013 zur stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Windreich AG ernannt – zur Stärkung der «medialen Kompetenz».

Viele Vorstände vom Winde verweht

Die Windgeschäfte von Balz liefen schon seit einem Jahr in unruhigen Gewässern. Der frühere Telekom-Finanzvorstand und Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick hatte für Balz den Börsengang organisieren sollen. Er erklärte das Unterfangen 2012 nach Prüfung der Bücher für aussichtslos und trat den Posten bei Windreich nicht an. Balz erklärte jedoch, er habe Eick «gefeuert», weil dieser womöglich eine feindliche Übernahme vorbereitet habe.

Im Mai 2012 verliess Finanzvorstand Matthias Hassels seinen Posten. Balz beschuldigte den ehemaligen Sarasin-Banker, er sei für die schlechte Kursentwicklung der Windreich-Anleihen mit verantwortlich.

Zuletzt hatte Balz Ärger mit der Ratingagentur Creditreform. Er stimmte der Veröffentlichung des jüngsten Ratings nicht zu. «Wir werden von Creditreform dafür bestraft, dass die Medien unser Geschäftsmodell kaputtreden», wetterte Balz, der als Sponsor von Kiefer Racing 2011 den Titelgewinn von Stefan Bradl mitfinanziert hatte und den deutschen Spitzenfahrer auch beim Aufstieg in die MotoGP-WM finanziell unterstützen wollte.

Doch im vorletzten Winter versiegte die Geldquelle Windreich AG für alle bisherigen Motorsportpartner. 2011 hatte der publicity-süchtige Balz beim Motorrad-GP in Barcelona dem It-Girl Paris Hilton (sie unterstützte das Blusens-Team mit Maverick Viñales) seine Visitenkarte zugesteckt.

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