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Colin Edwards: «Wir waren Hardcore-Motocrosser»

Von Thomas Baujard
Adam Norrodin, Colin Edwards und Ayumu Sasaki auf Edwards' Ranch in Texas

Adam Norrodin, Colin Edwards und Ayumu Sasaki auf Edwards' Ranch in Texas

Der Ex-MotoGP-Pilot und TV-Experte Colin Edwards sprach mit SPEEDWEEK.com über seine neuen Aufgaben im TV, die Veränderungen der MotoGP-Klasse und seine Anfänge im Motocross.

Der 43-jährige Colin Edwards beendete seine GP-Karriere 2014 bei Forward-Yamaha mitten in der Saison und wurde dann von Yamaha und Michelin als Testfahrer engagiert. Der Superbike-Weltmeister 2000 und 2002 auf Honda stand auch bei 15 MotoGP-Rennen auf dem Podest, aber nie als Sieger. Seit einigen Jahren betreibt er in seiner texanischen Heimat das «Texas Tornado Boot Camp», eine einzigartige Trainingsmöglichkeit für Hobby- und Profi-Racer. Zudem ist Edwards als TV-Kommentator tätig.

SPEEDWEEK.com traf den «Texas Tornado» zum exklusiven Interview. Edwards sprach über TV-Arbeit, Michelin und seine erste Erinnerung an ein Motorrad.

Colin, wie lebt es sich als TV-Kommentator für BT Sport im MotoGP-Paddock?

Es ist gut, ein einfaches Leben. Der einzige Druck besteht darin, mein Mundwerk im TV sauber zu halten und Schimpfwörter zu vermeiden. Bisher ist mir nichts Schlimmes rausgerutscht. Es macht Spaß, denn du bist weiterhin mit den Jungs in Kontakt bleibst, die noch Rennen fahren, und mit den Crews, mit denen auch ich gearbeitet habe. Ich habe eine gute Zeit an der Strecke.

Mit deiner Arbeit für BT Sport und dem Bootcamp auf deiner Ranch muss dein Zeitplan ziemlich voll sein?

Ich mache nur elf der Rennen für BT Sport. Sie ließen mich wählen. Es ist für mich einfacher, zwei Rennen in Folge wie Barcelona und Mugello oder Brünn und Österreich zu machen. Auf diese Weise bin ich nicht so oft weg von zuhause.

Kribbelt es noch in der Gashand, wenn du eine MotoGP-Maschine siehst? Willst du wieder eine fahren?

Nein. Ich habe meine Karriere Mitte 2014 beendet, danach testete ich noch 2014, 2015 und auch im letzten Jahr für Yamaha und Michelin. In diesem Jahr wollte ich das nicht mehr machen. Und sie brauchten mich auch nicht wirklich. Sie kamen nicht mehr mit 20 Reifen, sondern mit vier und wollten, dass ich Longruns fahre. Aber Longruns sind für Fahrer nicht angenehm. Du willst eher fünf oder sechs Runden fahren, an die Box kommen und ihnen dann deine Eindrücke schildern. Das macht mehr Spaß. Für mich besteht keine Notwendigkeit mehr, das zu tun. Das ist die zweite Stufe meines Lebens. Ich habe nun eine Ranch, Pferde und Kinder. Nun habe ich Spaß an anderen Dingen.

Trotzdem: Wenn du ein MotoGP-Bike für das Rennen in deiner Heimat Texas auswählen dürftest, welches wäre es?

Hm. Vielleicht müsste man dort eher eine Honda wählen, obwohl sie im Moment nicht das schnellste Motorrad ist. Dort haben sie nämlich eine sehr gute Statistik. Für dieses bestimmte Rennen wäre eine Honda richtig. Ich fuhr von 1998 bis 2002 für Honda in der Superbike-WM und 2004 auch in der MotoGP-Klasse.

Welche GP-Fahrer haben dein Bootcamp 2017 schon besucht?

Jorge Navarro, Ayumu Sasaki, Adam Norrodin und John McPhee waren vor dem Austin-GP bei mir. Es hat wirklich Spaß gemacht, wir erlebten eine schöne Zeit. Sasaki hat mich beeindruckt. Ich habe schon bei Kenny Roberts auf der Ranch japanische Nachwuchsfahrer erlebt, die noch nie Dirt Track gefahren waren. Es war ihnen völlig fremd. Als Norrodin und Sasaki am ersten Tag bei mir auf ihre Bikes stiegen, waren sie sofort schnell. Ich dachte mir: «Holy shit!» Doch dann stellte sich heraus: Norrodin fährt gerne Motocross und Sasaki hat Erfahrung mit Dirt Track. Sasaki ist gut. Ich denke, vor ihm liegt eine erfolgreiche Zukunft.

Als du für Michelin getestet hast, durftest du die Werks-Yamaha fahren. Wie groß war der Unterschied zur Tech3-Yamaha?

Als ich zum letzten Mal auf einer Tech3-Yamaha saß, hatten die Bikes noch 800 ccm. Das war 2011. Das Werksbike war aber großartig. Das beste GP-Bike, das ich je gefahren habe. Es hatte noch die Werkselektronik – unglaublich. Die Einheitselektronik war ein kleiner Schritt zurück. Ohne etwas zu wissen, sagte ich, dass es ein Rückschritt um sechs oder sieben Jahre ist. Beim nächsten Test sagte Valentino dann dasselbe. Es war alles so harmonisch mit der Werkselektronik. Stürze konntest du fast nur über die Front fabrizieren. Sehr schön zu fahren.

Was ist deine allererste Erinnerung an ein Motorrad?

Hm. Meine erste Erinnerung war wohl mit vier Jahren. Aber ich fuhr jeden Tag, daher habe ich nicht eine besondere Erinnerung. Mit dreieinhalb kam ich aber am Weihnachtsmorgen die Treppe herunter und da stand eine Suzuki JR50 unter dem Baum. Ich wollte unbedingt ein Motorrad. Mein Vater fuhr keine Rennen, aber er baute ein paar Rennbikes für einen Malaysier. Aber er hatte immer mit Motorrädern zu tun.

Warum wolltest du Rennen fahren?

Wir fuhren jeden Tag Motocross. Das war irgendwann nicht mehr genug. Jeder mag Wettkampf und Herausforderungen. Ich denke, ich habe noch ein Bild auf meiner kleinen JR50 in der Startaufstellung, wo alle anderen auf 60ern fuhren. Doch ich wollte unbedingt Rennen fahren und hatte viel Spaß. Ich habe es geliebt.

Du hast mit Motocross begonnen. Wie ging es weiter?

Wir waren Hardcore-Motocrosser. Ich gewann meine erste nationale Meisterschaft 1981 auf einer Yamaha PW50, dann auf einer 60er, einer 80er um 1987 und so weiter. Wir sind sehr viel gereist, um Rennen in den gesamten USA zu fahren. Wann immer ich konnte, fuhr ich Rennen. Ich war nach Werksfahrer Damon Bradshaw der Zweite, der von Yamaha gefördert wurde.

Wer war dein Held zu dieser Zeit?

Motocross-Profi David Bailey war zu dieser Zeit mein Held. Sein Style war großartig. Als Kind habe ich versucht, ihn nachzuahmen. Er war ein so großes Vorbild, dass ich vor zehn Jahren bei einem Supercross-Event gefragt wurde, ob ich ihn kennenlernen will. Doch ich lehnte ab, weil ich das Bild in meinem Kopf nicht zerstören wollte. Er könnte ja ein Arschloch sein. Ich weiß es nicht. Ich denke, er ist ein netter Kerl, aber ich lehnte ab.

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