Argentinien: Für Marc Márquez gelten eigene Gesetze

Kolumne von Günther Wiesinger
Jerez-GP 2013: Auch für diesen Rammstoss gegen Lorenzo (99) blieb Marc Márquez (93) unbestraft

Jerez-GP 2013: Auch für diesen Rammstoss gegen Lorenzo (99) blieb Marc Márquez (93) unbestraft

Der Race Direction wird eine Unbeständigkeit bei den verhängten Strafen nachgesagt. Völlig zu Recht, wie das Beispiel Marc Márquez beim Argentinien-GP zeigt.

Weltmeister Marc Márquez hat sich in der Moto2-Weltmeisterschaft 2011 und 2012 einiges zu Schulden kommen lassen, Gegner wie Wilairot, Lüthi, Kallio und Aegerter können ein Lied davon singen.

Dem Spanier wurde damals vorgeworfen, er zeigte keinen Respekt für seine Gegner.

Und nach dem schweren Crash in Sepang 2011, der ihn für sechs Monate wegen Sehbeschwerden ausser Gefecht setzt, wurde nach den Vorfällen 2012 sogar gemutmasst, Márquez habe kein peripheres Sehvermögen mehr, also ein seitlich eingeschränktes Sehfeld.

Naja, damals gab es noch keine Penalty Points, deshalb wurde Márquez 2011 in Phillip Island und 2011 in Valencia auf den letzten Startplatz zurückversetzt.

Und auf die Frage, was passieren würde, wenn der Draufgänger auch in der MotoGP-WM so rücksichtslos ans Werk gehen würde, stellte Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta im Novemver 2012 gegenüber SPEEDWEEK.com klar: «Dann kriegt er einen Penalty, noch einen Penalty und noch einen Penalty.»

Die Race Direction geht aber bei der Verteilung der Strafpunkt im Zusammenhang mit Marc Márquez sehr zaghaft um.

Im Fahrerlager heisst es, man wolle den einflussreichen Sponsor Repsol nicht vergraulen und auch die mächtige Honda Racing Corporation nicht.

Márquez hat 2013 für seinen Rammstoss gegen Jorge Lorenzo in der letzten Kurve in der letzten Runde des Jerez-GP keinen Strafpunkt erhalten und ist auch letzten Sonntag in Argentinien ungeschoren geblieben, als er in der vorletzten Runde das Hinterrad von Rossis Yamaha berührte und abflog.

Ich bin der Meinung, man hätte Marc Márquez für diese Feindberührung, die gar nichts mit Pech zu tun hatte, wie er in einem Interview meinte, durchaus bestrafen können.

Die MotoGP-WM ist keine Kontaktsportart. Der als besonders fair geltende Jorge Lorenzo hat schon 2011 eindringlich versucht, diese Lektion dem Italiener Marco Simoncelli einzubläuen, es hat nichts genützt.

Marc Márquez verfügt über keinen sehr ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb, für ihn sind selbst Abflüge mit 338 km/h wie in Mugello 2013 zum Schmunzeln, er hält das für einen weiteren Ritterschlag und hält sich nach 46 GP-Siegen und vier Weltmeistertiteln mit 22 Jahren quasi für unverwundbar.

Und Marc Márquez wird mit jedem nicht geahndeten Foul noch selbstbewusster, noch aggressiver, noch rücksichtsloser. Das bekam in Katar 2015 in der ersten Runde schon Alvaro Bautista zu spüren. Er musste aufgeben, Márquez erhielt keinen Strafpunkt.

Weltmeister Márquez hat eine neue Zweikampf-Methode eingeführt: Er holt sofort und unvermittelt zum Gegenschlag aus, wenn er einem Überholmanöver zum Opfer gefallen ist. Nicht in der nächsten Runde, nein, in der nächsten Kurve oder in der übernächsten. Er überrumpelt und attackiert die Gegner, bis er wieder vorne ist.

Bei Pedrosa klappt das, bei Lorenzo auch manchmal. Rossi ist ein anderes Kaliber, keiner ist in der letzten oder vorletzten Runde stärker als der 110fache GP-Sieger. Dovizioso und Iannone werden sich auch nicht mehr einschüchtern lassen.

Warum ich nach dem Las-Termas-Vorfall für eine Bestrafung von Marc Márquez plädiere?

Weil dort auch der italienische Moto3-Fahrer Romano Fenati bestraft worden ist, sogar gleich mit drei Penalty Points, das entspricht der Maximalstrafe.

Und was hatte der heissblütige KTM-Fahrer verbrochen?

Er hat sich im Warm-up über den Finnen Niklas Ajo aufgeregt und ihn mit einem Fusstritt bedacht. Am Schluss stellte sich Fenati dann bei einem Startversuch neben Ajo, klopfte ihm mehrmals auf den Helm und stellte ihm den Motor hinterlistig mit Hilfe Killschalters ab.
Sicher nicht die feine englische Art.

Fenati bekam drei Strafpunkte und musste vom letzten Startplatz losfahren, weil er aus dem Vorjahr noch einen Strafpunkt auf dem Konto hatte.

Aber im Vergleich zur Márquez-Attacke nimmt sich das Fenati-Manöver eher harmlos aus.

Denn Rossi hätte zu Boden gehen, sich schwer verletzen und dadurch die Titelchancen einbüssen können.

Dann wären auch drei Strafpunkte für Márquez keine gerechte Strafe mehr gewesen.

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