Lukas Tulovic: «Jahr für Jahr hochgearbeitet»

Von Rudi Hagen
Lukas Tulovic (22)

Lukas Tulovic (22)

SPEEDWEEK.com traf Lukas Tulovic am Rande eines Trainings auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya und sprach mit dem Europameister unter anderem über die Moto2-WM 2023 im Liqui Moly Husqvarna Intact GP Team.

Nach dem zehnten von elf Rennen in der Moto2-EM im Motorland Aragón feierte Lukas Tulovic aus dem Liqui Moly Intact Junior Team mit dem Gewinn des Europameistertitels den bisher größten Erfolg in seiner bisherigen Rennfahrerkarriere. 230 Punkte hat der 22-Jährige aus Eberbach in Baden-Württemberg vor dem Saisonfinale am 30. Oktober Valencia auf seinem Konto. Der Australier Senna Agius und Alex Escrig aus Spanien folgen mit 166 und 140 Zählern.

In der vergangenen Woche kam dann die Nachricht, dass Husqvarna das GP-Engagement in Zusammenarbeit mit Peter Öttl und dem Memminger Intact GP Team in der Saison 2023 ausweitet. Und Lukas Tulovic ist dabei. Zusammen mit Darryn Binder, der aus der MotoGP eine Stufe zurückgeht, fährt der Stauferstädter im «Liqui Moly Husqvarna Intact GP Team» künftig in der Moto2-WM.

SPEEDWEEK.com traf Lukas Tulovic auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya.

Lukas, noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Europameistertitel! Vor allem die deutschen Fans freuen sich mit dir über deinen Erfolg.

Ja, mich freut es extrem, dass so viele Leute Anteil an meinen Leistungen genommen haben. Das ist ja erst eineinhalb Wochen her und da war auf meinem Handy schon so einiges los, aber als dann die News verkündet wurde, dass ich in der WM fahren werde, da war ich permanent mit Dankschreiben und Beantwortungen beschäftigt.

War die Nachricht überraschend für dich, dass du 2023 in der Moto2 auf WM-Ebene unterwegs sein wirst?

Nein, ich wusste schon länger, dass die Möglichkeit besteht. Ich musste nur meinen Mund halten und ruhig bleiben. Aber der EM-Titel war wohl auch mitentscheidend. Ich bin auf jeden Fall super happy, dass ich im nächsten Jahr diesen Schritt machen kann.

Wird das eine Umstellung werden für dich vom Motorrad her?

Das kann ich erst sagen, wenn ich es das erste Mal probiert habe. Nächstes Jahr gibt es von Triumph ein bisschen mehr Leistung, ein bisschen mehr Drehzahl. Die Reifenmischungen sind leicht anders, aber ich denke nicht, dass es ein gravierender Unterschied sein wird. Die Elektronik ist eine andere. Ich fahre jetzt eine MecTronik, in der WM wird die Magneti Marelli gefahren. Das wird aber eher für den Data-Ingenieur ein Problem sein als für mich. Dann muss man sehen, wie das mit dem Chassis wird. Aktuell fahre ich ein 21er, nächstes Jahr das 23er Kalex-Chassis.

Du brauchst ja bei deiner Größe Platz auf dem Bike, nicht wahr?

Ja, bei 184 oder 185 Zentimetern braucht man Platz, das ist wahr. Aber die Moto2, die neue mit dem Triumph-Motor, die ich dieses Jahr gefahren bin, kommt mir sehr entgegen. Ich habe richtig Platz auf dem Motorrad. Hinten am Sitz habe ich noch ein Polster von zwei Zentimetern angebracht, weil ich mehr als genug Platz auf dem Motorrad habe. Da hat Kalex ein sehr schönes Bike sogar für größere Fahrer entwickelt.

Warum hat man dich so gut wie nie in der IDM gesehen?

Na ja, ich bin zwei Jahre Junior Cup gefahren und 2021 für Bastian Mackels beim IDM-Finale in Hockenheim dabei gewesen. Aber uns war schon früh klar, dass die 300er Klasse für mich nicht in Frage kam bei meiner Größe. Da haben wir mit meinen 15 Jahren den Schritt nach Spanien gewagt.

Das war wohl nicht einfach, oder?

Nein, denn die Konkurrenz in Spanien war schon sehr stark. Die ersten Jahre war ich auf unterlegenem Material unterwegs. Ich war viereinhalb bis fünf Sekunden hinter der Spitze, habe mich dann aber rangearbeitet. Ich habe mich Jahr für Jahr verbessert und hochgearbeitet. Letztes Jahr war es schon gut, aber dieses Jahr mit dem 21er Bike und meinem Team mit Leuten aus der WM hat alles zusammengepasst. Es hat Jahre gedauert, wo ich mich weiterentwickelt habe. Jahr für Jahr denke ich, ich bin fit wie noch nie, aber dann steigere ich mich doch noch immer mehr. Ich habe schon so viele Höhen und Tiefen überstanden, was mich auch mental sehr vorwärts gebracht hat.

Du hast eine gute Schulbildung. Wie hast du das hinbekommen?

Das war schon anstrengend. Mein Schulleiter hat mich damals unterstützt mit Freistellungen für Rennen und Trainings. Ich musste Arbeiten nachschreiben und den Unterrichtsstoff bei den ganzen Reisen immer nacharbeiten, worauf ich keine Lust hatte, aber es musste halt sein. 2018 habe ich dann das Abitur gemacht.

Eine Berufsausbildung bei der Polizei hast du auch angefangen.

Ja, aber das habe ich im letzten Jahr abgebrochen. Das war ein duales Studium bei der Polizei in der Sportfördergruppe. Es war eine Idee von meinem damaligen Manager. Das klang alles sehr interessant, aber im Endeffekt war es zeitlich einfach nicht unter einen Hut zu bringen. Da war in der Saison auch MotoE und Moto2-Europameisterschaft, aber das Ganze hat gestresst und beides darunter gelitten, die Rennkarriere und das Studium. Da habe ich eine Entscheidung treffen müssen und alles auf eine Karte gesetzt. Solange ich eine realistische Chance auf eine Profikarriere im Rennsport habe, gebe ich alles dafür.

Und was hast du hier in Barcelona gemacht? Im Paddock sah ich Troy Corser als Anführer einer Racing School und eine ganze Reihe von Hobbyfahrern.

Och, für mich ist es eigentlich nur ein Training, Kilometer zu machen um drin zu bleiben in einem gewissen Rhythmus. Nächstes Wochenende ist das Finale der EM in Valencia und ich schaue immer, dass ich möglichst viel fahren kann um fit zu bleiben. Das hier auf dem Circuito war eine super Aktion von Mithos, meinem Lederhersteller aus der Schweiz. Die Jungs waren unterwegs und da habe ich mich denen angeschlossen.

Und wann geht es mit deinem WM-Team los?

Die Trainings und Tests im neuen Team beginnen erst im nächsten Jahr.

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