Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Northern Talent Cup mit KTM mit 46 PS um € 10.000.-

Von Günther Wiesinger
Wie im Red Bull Rookies-Cup wird auch im NTC 2020 auf KTM-Bikes gefahren

Wie im Red Bull Rookies-Cup wird auch im NTC 2020 auf KTM-Bikes gefahren

Heute wird in Sachsen eine neue Nachwuchsrennserie vorgestellt. Im Northern Talent Cup fahren KTM-Bikes um 10.000 Euro, die Dorna bezahlt die halben Materialkosten.

Heuten Mittag werden Dorna Sports-CEO Carmelo Ezpeleta, KTM Motorsport-Direktor Pit Beirer und ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk Details über ein neues Nachwuchsprojekt bekannt geben. SPEEDWEEK.com-Leser wissen schon seit Monaten darüber Bescheid. Bei der neuen Nachwuchsserie handelt es sich um die Wiederbelebung des «Northern European Cups», der vom ADAC 2016 und 2017 überwiegend außerhalb von Deutschland und abseits der IDM veranstaltet wurde, sich als Reinfall erwies und wegen des Misserfolgs nach zwei Jahren eingestellt wurde. Der neue Name: Northern Talent Cup.

Nicht erst seit dem Sachsenring-GP 2018 beratschlagten Dorna-CEO Carmelo und Sohn Carlos, der bei der Dorna als Sporting Director fungiert, wie man wieder deutsche Nachwuchsfahrer in die Motorrad-Weltmeisterschaft bringen könnte.

In Deutschland fehlt der Grand-Prix-Nachwuchs, es existiert kein aktueller Moto3-WM-Stammfahrer mehr, deshalb führen Dorna, ADAC und KTM für 2020 einen neuen Nachwuchscup mit käuflichen Moto3-Rennmaschinen durch. Die neue Nachwuchsserie sollte zuerst «Central European Talent Cup» heissen.

Es war von Anfang an offensichtlich, dass die Dorna bei dieser neuen Rennserie KTM als Partner an Bord haben wollte, denn mit dem Asian Talent Cup, dem British Talent Cup und dem European Talent Cup existieren schon drei Nachwuchs-Meisterschaften, die mit Moto3-Honda NSR250R-Production-Racern bestritten werden.

KTM rüstet den Red Bull Rookies Cup mit den RC250GP-Production Racern aus, dazu den ADAC Junior Cup mit den RC390-Einzylinder-Viertakt-Bikes.

Inzwischen steht der Name der neuen Rennserie fest, es wird die Bezeichnung «Northern Talent Cup» wiederbelebt. Das Zentrum des NTC soll sich in Deutschland befinden, denn Deutschland plagen echte GP-Nachwuchssorgen.

Seit Philipp Öttl hat sich kein deutsches Talent mehr in der WM etabliert. Öttl ist im Frühjahr 2012 (!) nach dem Red Bull Rookies-Cup in die Moto3-WM gekommen. Andere junge Fahrer wie Amato, Alt, Finsterbusch, Grünwald und so weiter haben im GP-Sport nicht dauerhaft Fuß fassen können.

In der Saison 2019 fährt kein einziger Deutscher in der Moto3-Einsteigerklasse mit. Während die Spanier allein über acht MotoGP-Stammfahrer verfügen, hat Deutschland keinen einzigen. 2019 treten nur drei deutsche GP-Fahrer an – Schrötter, Tulovic und Öttl in der Moto2. Dazu jetzt Jonas Folger für drei Rennen, Stefan Bradl als Ersatzmann für Jorge Lorenzo, Dirk Geiger beim Heim-GP mit einer Wildcard.

Im neuen NEC sollen 2020 bis zu sechs Rennen in Deutschland durchgeführt werden, dazu je nach Möglichkeit eines in Brünn, eines in Ungarn oder in den Niederlanden. Sieben bis acht Rennen sind vorgesehen. Die Dorna wird als Veranstalter der Serie auftreten und sich Partner bei den Rennstreckenbetreibern und Promotern suchen.

Beim Jerez-GP 2019 hat Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta mit dem KTM-Vorstandsvorsitzenden Stefan Pierer und KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer vereinbart, dass der NTC 2020 mit Moto3-Production-Racern aus Österreich gefahren wird. Pierer hatte schon vor Jahren die Idee, eine käufliche 250-ccm-Rennmaschine für den Nachwuchs um 10.000 Euro zu bauen.

Schon die abgespeckten KTM RC250GP-Bikes für den Red Bull Rookies-Cup sind teuer. «Wenn wir für so ein Motorrad 30.000 Euro verlangen, legen wir noch Geld drauf», versichert Pit Beirer. «So ein Motorrad ist zu teuer für eine junge Familie, die ein Talent in den Rennsport bringen will.»

Eine gebrauchte GP-Maschine von KTM für die CEV-Repsol-Junioren-WM kostet nach einem Komplett-Service 55.000 Euro (ohne ECU).

KTM plant jetzt ein neues Konzept für die Moto3-Production-Racer für den neuen «Northern Talent Cup» 2020. Die Kaufpreis für die ersten 24 Maschinen für die Saison 2020 wird von der Dorna subventioniert. Momentan gehen die Beteiligten davon aus, dass die Dorna die Hälfte des Kaufpreises übernimmt.

KTM kalkuliert bei den Kosten streng. «Wir werden ein Motorrad für einen Kaufpreis von 10.000 Euro anbieten», sagt Pit Beirer. «Dazu werden wir aber sehr viele Serienteile aus dem KTM-Baukasten hernehmen, denn nur dann lässt sich dieser Preis erzielen. Wenn es ein Prototyp wird, ist das unmöglich. Mit vielen Serienteilen ist es machbar. Dann ist das Motorrad sicher nicht so schnell wie eine Moto3-WM-Rennmaschine. Aber ich sage immer: Du kannst im Rennsport mit zwei Währungen bezahlen – entweder in Euro oder in Rundenzeit. Wenn du weniger investierst, wird das Motorrad ein bisschen langsamer werden. Doch für die ganz jungen Fahrer zum Einstieg spielt das auch keine Rolle, denn sie sollen ja das Motorradfahren lernen. Wir werden ein Motorrad bauen, das weniger als 80 kg wiegt, das ein gutes Leistungsgewicht hat und weniger als 10.000 Euro kostet. Das ist eine Idee, mit der wir weltweit wieder mehr Talente zum Straßenrennsport bringen können, weil so der Einstieg finanzierbar ist.»

Wenn eine Rookies-Cup-KTM 30.000 Euro kostet und ein NTC-KTM ca. 10.000 Euro, wie wirkt sich dieser Unterscheid auf die Rundenzeit aus? Beirer: «Das reden wir vielleicht von 3 oder 4 Sekunden, was keine Rolle spielt, wenn alle auf dem gleichen Material sitzen. Es ist ja normal, dass eine Nachwuchsklasse andere Rundenzeiten fährt als eine GP-Klasse. Bei der Motorleistung reden wir in der Moto3-WM von 55 PS, beim NTC-Motorradprojekt rechnen wir mit 46 PS.»

Die Dorna wird ein Paddockzelt zu allen Veranstaltungen bringen wie beim Red Bull Rookies-Cup. Die Teams werden dort die Maschinen vorbereiten und im Besitz der subventionierten Motorräder sein. Sie müssen dafür den vereinbarten, leistbaren Sonderpreis bezahlen. KTM wird die Logistik für die Ersatzteile übernehmen und sich um den Track Support kümmern.

Es wird einen Selektions-Event geben und eine Website für die Anmeldung. Aus Deutschland liegen bereits Anfragen von 15 Interessenten vor.

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