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Champion Jaume Masià (Honda): Ein Zirkus und ein Zoo

Von Friedemann Kirn
Nach Sieg und Titelgewinn in der Moto3-Klasse vergoss Jaume Masià (Leopard Racing) in Doha nicht nur Freudentränen, sondern holte auch zu einem kräftigen Rundumschlag gegen Organisation und Rennleitung aus.

Die Szenen im Moto3-Lauf von Katar erinnerten an die Rempeleien, die sich in der Autoscooter-Bahn auf der Kirmes zutragen: Nicht ein-, sondern gleich zweimal zog Masià mit seiner Leopard-Honda auf die Innenspur neben seinen WM-Rivalen Ayumu Sasaki, um dann aufzurichten und den Japaner aus der Spur zu zwingen. Masiàs Teamkollege Adrián Fernández half nach Kräften mit und kam Sasaki ebenfalls mit einem aggressiven Manöver in die Quere. Der Husqvarna-Intact-Pilot verlor auf diese Weise seine Chance aufs Podium und darauf, die WM-Entscheidung bis zum Saisonfinale in Valencia hinauszuschieben, während Masià den Sieg und, mit nunmehr 28 Punkten Vorsprung in der Punktewertung, den vorzeitigen Titelgewinn feierte.

Dass er während des Laufs eine Warnung wegen seiner rüpelhaften Fahrweise erhalten hatte, kümmerte Masià nicht im Geringsten. «Ich habe Nachrichten von der Rennleitung gesehen, doch das war mir ziemlich egal», konstatierte der 23-jährige Spanier, der sich mit seinem Team schon vor dem Katar-Grand Prix der Manöverkritik der Rennleitung ausgesetzt sah und eine Verschwörung gegen sich und das Leopard-Honda-Team vermutete. «Seit dem Malaysia-Grand Prix haben wir die Strategie, dass Adrián in den Rennen hinter Sasaki herfährt, doch die Rennleitung hat sich dazu herabgelassen, uns in der Box aufzusuchen und diese Strategie zu verbieten. Das war unfair, weil Adrián nichts weiter getan hat, als ihm hinterher zu fahren», verwies Masià.

Den Anlauf, das Leopard Racing Team etwas zu zügeln, bis hin zu der Warnung im Rennen von Katar, interpretierte Masià als Versuch, Husqvarna/KTM und dem japanischen Fahrer im Titelkampf den Steigbügel zu halten – weil die Grand Prix-Organisation an einem weiteren spanischen Weltmeister kein Interesse habe. «Ehrlich gesagt bin ich schockiert über die Organisation und über die Renndirektion. Letztendlich ist das ein Witz, es ist ein Zirkus und wir sind der Zoo», legte er sich ins Zeug. «Ich verstehe, dass wir eine Show sind und dass die Teams bestimmte Nationalitäten haben wollen. Aber das ist ein bisschen ungerecht. Ich verstehe auch, dass sie die Bildrechte verkaufen müssen, dass sie Geld verdienen müssen, weil es sonst kein Geld zu verteilen gibt. Aber ich war sehr enttäuscht, dass die Rennleitung uns in Malaysia gesagt hat, dass Adrián nicht hinter Sasaki herfahren darf. Wenn man es analysiert und darüber nachdenkt, ist es meiner Meinung nach ein Witz. Zu sagen, bitte lasst diesen Fahrer in Ruhe und nehmt lieber einen anderen Fahrer ins Visier, ist grotesk!»

Überzeugt vom Desinteresse an weiteren spanischen Siegern brüllte Masià ein besonders lautes «Viva España» durchs Pressezentrum der Losail-Strecke. «Wir sind das beste Land mit dem besten Klima, den besten Leuten und der besten Gesellschaft, und deshalb kommen alle nach Spanien, um zu trainieren. Wir sind der Neid der Welt, denn wir haben das Talent, und wir haben die Rennstrecken», zeigte er seinen Nationalstolz.

An seiner erbitterten Rivalität mit Sasaki ließ er nicht den geringsten Zweifel. «Die Warnung heute habe ich wirklich nicht verstanden. Letztes Jahr, in Valencia, habe ich Kaito Toba geschubst und dafür einen Start aus der Boxengasse und zwei Long-Laps als Strafe kassiert. Dieses Jahr verpasst Aleix Espargaró Franco Morbidelli einen Schlag und kommt mit einem Minus von sechs Positionen in der Startaufstellung davon. Und das ist es, was ich nicht verstehe, dieses Messen mit zweierlei Maß. Márquez hängt sich permanent in den Windschatten von Bagnaia, und es passiert nichts. Adrián Fernández fährt bei zwei Rennen hinter Sasaki her, und die Rennleitung veranstaltet einen Aufstand in unserer Box. Das ist es, was ich nicht verstehe. Es ist unglaublich!»

Ergebnis Moto3-Rennen, Doha (19.11.):

1. Masià, Honda, 16 Rdn in 33:50,694 min
2. Alonso, GASGAS, + 0,068 sec
3. Deniz Öncü, KTM, + 0,163
4. Riccardo Rossi, Honda, + 0,285
5. Perez, KTM, + 1,553
6. Sasaki, Husqvarna, + 1,566
7. Bertelle, Honda, + 1,725
8. Toba, Honda, + 1,846
9. Holgado, KTM, + 1,943
10. Veijer, Husqvarna, + 2,019
11. Fenati, Honda, + 3,634
12. Muñoz, KTM, + 4,003
13. Kelso, CFMOTO, + 4,060
14. Furusato, Honda, + 4,166
15. Ortolá, KTM, + 4,228

Moto3-WM-Stand nach 19 von 20 Rennen:

1. Masià, 271 Punkte (Weltmeister). 2. Sasaki 243. 3. Alonso 225. 4. Holgado 212. 5. Öncü 212. 6. Ortolá 171. 7. Veijer 136. 8. Moreira 131. 9. Rueda 111. 10. Muñoz 106. 11. Toba 105. 12. Nepa 101. 13. R. Rossi 79. 14. Yamanaka 78. 15. Artigas 77. 16. Furusato 58. 17. Bertelle 57. 18. Kelso 52. 19. Suzuki 50. 20. Fenati 35. 21. Salvador 31. 22. Odgen 24. 23. Adrián Fernández 23. 24. Migno 17. 25. Perez 15. 26. Farioli 15. 27. Fellon 6. 28. Azman 5. 29. Carraro 5. 30. Whatley 4. 31. Aji 4.

Konstrukteurs-WM:

1. KTM, 378 Punkte (Weltmeister). 2. Honda 322. 3. Husqvarna 282. 4. GASGAS 250. 5. CFMOTO 104.

Team-WM:

1. Liqui Moly Husqvarna Intact GP, 379 Punkte. 2. Leopard Racing 344. 3. Red Bull KTM Ajo 323. 4. Gaviota GASGAS Aspar Team 303. 5. Angeluss MTA Team 272. 6. Red Bull KTM Tech3, 227. 7. SIC58 Squadra Corse 184. 8. MTHelmets-MSi 136. 9. CFMOTO Racing PrüstelGP 129. 10. BOE Motorsports 121. 11. Rivacold Snipers Team 97. 12. Honda Team Asia 62. 13. CIP Green Power 54. 14. Vision Track Racing Team 29.

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