Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

MotoGP-WM: Jerez im absoluten Ausnahmezustand!

Kolumne von Sharleena Wirsing
Wenn der MotoGP-Zirkus in Jerez de la Frontera Halt macht, wird die gesamte Region von Motorrad-Fans aus aller Welt belagert. Sie feiern eine riesige Party auf den Straßen von Jerez.

Jerez de la Frontera ist bekannt für seine Sherry-Weine, Pferde und Flamenco. Die Stadt ist mit ihrer historischen Altstadt einer der edelsten Orte der Provinz Cádiz und verbindet aristokratische Paläste mit typisch andalusisch volkstümliche?r Architektur.

Doch wenn der MotoGP-Tross für das traditionelle Rennwochenende auf den Circuito de Jerez nach Andalusien kommt, herrscht absoluter Ausnahmezustand. Am Abend sammeln sich die Fans aller Nationen in der Innenstadt von Jerez. Dann müssen von der «Policía Local» eigene Fahrstreifen für Motorräder abgetrennt werden, damit auf den durch Autos und Menschenmassen ohnehin überfüllten Straßen nicht das komplette Chaos ausbricht.

Aus allen Bars und Kneipen dröhnt Musik, tausende Menschen sind auf den Straßen unterwegs – zu Fuß, mit dem Auto, aber vor allem mit Motorrädern. Sie jubeln, lachen, feiern und lassen die Motoren im Leerlauf aufheulen, bis der Drehzahlbegrenzer den Lärm verschluckt.

Wenn man unbedacht ein Hotelzimmer in der wunderschönen historischen Altstadt bucht, muss man auf Schlaf verzichten können. Bis 3 Uhr morgens brausen manche Fans mit ihren Maschinen über das Kopfsteinpflaster der Altstadt als würden sie selbst gegen Rossi auf der Strecke um den Sieg kämpfen. Andere halten bei jeder Gelegenheit, um die einwandfreie Gasannahme ihres Gefährts im Leerlauf zu testen.

Wenn dann die Hitze des Tages wieder aufflammt, geht es nach wenigen Stunden Schlaf zurück an die Strecke. Im Fahrerlager versammeln sich die Fans an genau drei Punkten in Scharen: hinter dem Truck von Marc Márquez, denen der Yamaha-Stars Jorge Lorenzo und Valentino Rossi sowie an dem der Suzuki-Piloten Aleix Espargaró und Maverick Viñales.

Highlights für die deutschen Fans

In diesem Jahr eilten die deutschsprachigen Fans nach dem Moto3-Qualifying am Samstag jedoch nicht zu einer der Boxen, sondern zum Zelt des Teams Schedl GP Racing. Philipp Öttl sorgte mit dem hervorragenden fünften Startplatz endlich für einen Befreiungsschlag nach der katastrophalen Saison 2014.

Fabio Quartararo bescherte den Fans mit seinem aggressiven Angriff auf Danny Kent und Miguel Oliveira in der legendären letzten Kurve das nervenzerreißende Highlight eines ohnehin spannenden Kampfes. Diesmal waren es nicht Königsklasse-Stars wie Doohan und Criville, Rossi und Gibernau oder Márquez und Lorenzo die in der letzten Kurve harte Manöver lieferten, sondern ein 16-jähriger Moto3-Rookie aus Frankreich.

Obwohl Philipp Öttl seine großartige Leistung aus dem Training nach einem technischen Defekt nicht in ein Top-10-Resultat verwandeln konnte, wurde am Abend sein 19. Geburtstag gebührend gefeiert.

Im nur wenige Kilometer entfernten Arcos fand ein großes Essen mit dem Team, Förderern, Sponsoren und Freunden statt. Der sechste Gang des traditionell spanischen Menüs war eine große Schokoladentorte mit einer brennenden Kerze darauf.

Neben Philipp Öttl gelang noch einem weiteren Fahrer ein bedeutender Befreiungsschlag: Jorge Lorenzo. Der Spanier gewann seinen ersten Grand Prix in diesem Jahr überlegen.

Auch für die deutschen Fans gab es einen sehr guten Grund zu feiern: den überragenden Sieg von Jonas Folger.

Übrigens: Der ungewöhnliche Name Jerez de la Frontera stammt aus der Zeit um 711, als die Mauren aus den heutigen Staaten Tunesien, Algerien und Marokko große Teile der spanischen Halbinsel besetzten. Die Stadt Jerez befand sich nämlich genau an der Grenze (span. frontera) zum europäischen Spanien.

Einmal im Jahr fallen nun nicht mehr die Mauren in Jerez ein, sondern die MotoGP-Fans. Sie bleiben jedoch nur so lange, bis auch ihre Stars weiterziehen...

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