Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

MXGP 2014: Die heissen Fragen vor der neuen Saison

Von Adam Wheeler
Tony Cairoli bei der Italienischen Meisterschaft: Der Weltmeister gibt bereits wieder das Tempo vor

Tony Cairoli bei der Italienischen Meisterschaft: Der Weltmeister gibt bereits wieder das Tempo vor

Motocross-WM-Vorschau, Teil 1: Wir blicken auf den siebenfachen Weltmeister Tony Cairoli und analysieren das Fehlen von echten Sandstrecken im Kalender.

Die längste Motocross-WM-Saison aller Zeiten beginnt diesen Samstag zum zweiten Mal in Folge unter Flutlicht in der Wüste von Losail in Katar. Eine Woche darauf folgt die Reise nach Si Racha in Thailand, danach geht es die nächsten sechs Monate in weitere 14 Länder, bis die Serie mit der Doppelrunde in Süd- und Mittelamerika im September endet.

Diese Fragen stellen sich vor dem ersten Training des WM-Jahrgangs 2014 am 28. Februar in Losail…

Ist Cairoli diesmal bezwingbar?

Viele neutrale Fans sehnen dieses Szenario herbei. Aber in Wirklichkeit ist der Sizilianer auf dem Höhepunkt seines Schaffens. 2013 war Cairoli nach vier Runden schon fast 40 Punkte in Front, in den ersten zehn Läufen verpasste er nur einmal die Top-3-Ränge. Es ist die mittlerweile wohlbekannte Formel: Die «222» arbeitet sich ein Polster heraus und spielt dann den Rest der Saison das «lange Spiel», indem er die Leaderposition verwaltet. Bei ausgewählten Gelegenheiten – bei gutem Gefühl, starken Starts oder auf Strecken, die er mag – schaltet Cairoli einen Gang höher.

Bei anderen Rennen rechnet der KTM-Star eiskalt und nimmt die Punkte mit, die er kriegen kann. Dies im Wissen, dass der Sieger an diesem Tag ihn nicht regelmässig bei anderen Rennen herausfordern kann. Es gab letztes Jahr eine Phase, als Gautier Paulin im Sommer für etwas Wirbel sorgte. Aber Cairoli hatte zu viel Erfahrung im Vergleich zum Franzosen, der weniger als zwei Jahre in der Königsklasse verbracht hat.

Die Niederlage und eine leichte Knieverletzung beim Heim-GP in Maggiora katapultierte Cairoli in eine neue Motivationsstufe, genauso wie es 2012 nach seinem unglücklichen Doppel-Nuller in Schweden der Fall war, er gewann damals von den verbleibenden 14 Läufen deren 13. Wer also Tony einen Tritt in den Hintern versetzt, sollte fähig sein, noch schneller zu rennen, denn seine Reaktion kann verheerend sein…

Wie gewohnt im diesem aufreibenden Sport ist Cairolis grösstes Rätsel in der Kamagne mit 36 Läufen die Fitness und Gesundheit. Der siebenfache Weltmeister kann praktisch bei jedem Szenario gewinnen, aber wenn er sich mit Verletzungen abmühen muss, wird die Ausgangslage logischerweise etwas offener. Die Werksmaschine 350 SX-F ist auf ihn massgeschneidert, sie ist schnell, erwiesenermassen langlebig und startet wie eine Rakete. Clément Desalle, Gautier Paulin und vielleicht einer der Honda-Werksfahrer wie Max Nagl und ein, zwei Überraschungsmänner werden dafür sorgen, dass Cairoli 2014 keine einfache Zeit erleben wird. Aber keiner konnte regelmässig auf dem Niveau des Italieners operieren, seit dieser 2009 in seinem MXGP/MX1-Rookiejahr den Titel holte.

Es ist schon lange her, seit in der Königsklasse an der Spitze ein packendes Duell um den Titel zu sehen war. Letztmals war dies 2008 der Fall, als David Phillippaerts im letzten Rennen den Kampf gegen Steve Ramon für sich entschied. Die kürzeren Rennen in der kommenden Saison (30 min + 2 Runden statt 35 min + 2 Rdn) verknappen den Raum für Fehler. Aber wir werden fünf Runden abwarten müssen, um in der Tabelle zu sehen, ob jemand die Stärke hat – mental, physisch und strategisch – um eine Dominanz in Orange zu verhindern.

Cairoli fehlen nur noch drei Jahre mit WM-Triumphen, um Stefan Everts´ Titelrekord mit zehn Stücken (zuvor ein deftiges Ziel) zu egalisieren. Seine Resulate und sein Tempo in der Italienischen Meisterschaft diesen Februar deuten darauf hin, dass der KTM-Star Titel Nummer 8 fest im Visier hat.

Werden wir den Sand vermissen?

Okay, Valkenswaard ist die sechste Runde in dieser Saison, aber gemäss den Einheimischen und den Sandspezialisten ist der flache und relativ harte Boden des Eurocircuit kein echter Sanduntergrund. Der Niederlande-GP findet mit dem Termin Anfangs Mai diesmal später als gewohnt statt. Das mindert die Chance der wilden Schwankungen, in Valkenswaard gab es schon Schneefall an Ostern und 25 Grad im Jahr darauf. 2013 herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Im Kalender fehlen tiefe Sandstrecken wie Lierop oder Lommel, aber eine Form von losem Boden oder Lehm gibt es in Finnland vorzufinden, dazu ist der Belgien-GP noch immer nicht an eine bestimmte Strecke vergeben. Die Strecken in der Ukraine, Brasilien (Goiana) und Mexiko sind allesamt neu und unbekannt.

Sand war entweder eine sichere Sache für die Favoriten – die MX2 mit Jeffrey Herlings braucht nicht extra erwähnt zu werden – oder ermöglichte einige Überraschungen wie Shaun Simpsons Sensationssieg 2013 beim Saisonfinale in Lierop.

Natürlich ist der Anblick von Jeffrey Herlings in voller Fahrt auf Sand etwas, was kein Motocross-Fan verpassen sollte. Es ist eine Vorstellung von wahrer Klasse und Selbstvertrauen. Im Prinzip kann ich schon jetzt den Rennbericht für Valkenswaard schreiben angesichts dessen, dass der Niederländer die letzten fünf Jahre ungeschlagen blieb.

Die Fragen im Teil 2 der Saisonvorschau: Wie viele Fahrer stehen bei den Überseerennen am Startgatter? Kann Jeffrey Herlings die MX2-Klasse erneut dominieren?
Diese Woche auf SPEEDWEEK.com!

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