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Barcelona: Trauriger Abschied von Luis Salom

Von Günther Wiesinger
Luis Salom ist tot

Luis Salom ist tot

Luis Salom war im Fahrerlager allseits beliebt. Nach seinem Tod machte sich tiefe Betroffenheit breit, die Kollegen fordern eine Entschärfung der Unfallstelle.

Es fällt schwer, in so einer Situation die richtigen Worte zu finden. Man darf eigentlich auch die Frage nicht stellen, warum es immer die nettesten, fröhlichsten und liebenswürdigsten Rennfahrer erwischt.

Der Mallorquiner Luis Salom war ein Fahrer, den alle im Fahrerlager schätzen, immer freundlich, immer ansprechbar, seine attraktive Mutter Maria Horrach war immer dabei, denn der Papa musste meistens daheim bleiben, um sich um den behinderten Bruder zu kümmern und um das Motorradgeschäft auf Mallorca.

Wir kennen Luis Salom aus dem Red Bull Rookies-Cup. er war in jeder Kategorie und Rennserie schnell und erfolgreich.

Ich erinnere mich noch genau, wie mich Red Bull KTM-Teambesitzer Aki Ajo am Abend des Brünn-GP 2012 anrief und sich bei mir nach der Mobiltelefonnummer von Marco A. Rodrigo erkundigte, dem Schweizer Manager von Luis Salom.

In diesem Moment wusste ich, wer bei Red Bull KTM 2013 die neue Nummer 1 werden würde, denn Sandro Cortese hatte als kommender Weltmeister den Aufstieg in die Moto2-WM beschlossen.

Schon damals wunderte ich mich, wie der immer gut gelaunte Luis an seinem schmächtigen Körper immer wieder neuen Platz für prächtige und immer buntere Tattoos fand.

Marco Rodrigo, ein ehemaliger Immobilienunternehmer aus Zürich mit spanischen Wurzeln, übernahm 2012 das persönliche Management von Salom, eigentlich war Rodrigo 2011 als Gründer des Grand Prix Team Switzerland in die Moto2-WM gekommen, als Teamchef von Randy Krummenacher. Er fand aber bald Gefallen an Salom und seiner Familie und unterstützte den sympathischen Spanier, er brachte ihn 2012 im niederländischen RW-Racing-Team unter, für das auch Krummenacher mit Sponsorgeld von Rodrigo vorher zwei Jahre unterwegs war.

In diesem zweiten freien Moto2-Training zum Catalunya-GP verunglückte Luis Salom in Kurve 12 schwer, das ist die Kurve vor dem Zielkurve, die letzte im Stadium.

Da das Training nicht mehr gestartet wurde, war allen Menschen im GP-Paddock bewusst, dass der Kalex-Pilot aus dem SAG-Team lebensgefährlich verletzt war. Dr. Giancarlo di Filippo, der Medical Director der FIM, konnte am Freitag um 17.20 nur noch den Tod von Luis Salom melden.

«Mit grosser Traurigkeit geben wir Nachricht über das Ableben von Luis Salom», sagte er. «Die FP2-Session wurde sofort mit der roten Flagge gestoppt, es waren noch 25 Minuten zu fahren. Einige Sanitäter und Ärzte und zwei Ambulanzfahrzeuge waren sofort an der Unfallstelle, um den 24 Jahre alten Fahrer medizinisch zu betreuen und zu versorgen. Auch der Rettungshelikopter wurde in Marsch gesetzt. Durch die Ernsthaftigkeit der Verletzungen wurde die Entscheidung getroffen, Salom ins nahe Hospital de Catalunya zu transportieren. Als er dort eintraf, wurde der Fahrer operiert, aber das Trauma-Team konnte um 16.55 Uhr nur mehr den Tod von Luis Salom feststellen.»

Gespenstische Ruhe hatte sich schon eine Stunde vor diesem ärztlichen Statement im Fahrerlager und an den Boxen breit gemacht. Man erblickte weinende Frauen und Männer, spürte wahre Betroffenheit auch in den Gesichtern jener Mitglieder des GP-Zirkus, die Luis Salom nicht persönlich kannten.

Luis liebte den Motorradrennsport von ganzen Herzen, er opferte alles dafür, trainierte verbissen den ganzen Winter in Cartagena mit Kollegen wie Axel und Edgar Pons, mit Randy Krummenacher, Jesko Raffin und so weiter.

Luis Salom hatte in der Moto2-Klasse nicht an die Erfolge aus der Moto3-WM anschliessen können, in der er neun Rennen gewann und die er 2012 als WM-Zweiter und 2013 als WM-Dritter abschloss.

Luis Salom war im ersten Moto2-Jahr in Barcelona in der ersten Schikane schwer gestürzt. Er brauchte nach solchen Zwischenfällen manchmal ein bisschen lange, bis er wieder zur alten Form fand.

Luis störte sich an der Tatsache, dass in der Moto2-WM nicht mit den alten Moto3-Rivalen wie Rins und Viñales mithalten konnte, er schaffte in 41 Moto2-Rennen zwar drei Podestplätze, zuletzt einen grandiosen zweiten Platz beim, Saisonauftakt 2016 in Katar. Er war WM-Zehnter nach Mugello. Aber das genügte seinen Ansprüchen beileibe nicht.

Miguel Oliveira sagte als Augenzeuge des Salom-Unfalls, Luis sei ohne Reaktion mit hohem Tempo von der Strecke geraten. Sein Motorrad krachte mit hoher Wucht in die Airfences, dahinter standen Reifenstapel, erst dahinter die Betonmauer. 

Die Moto2-Fahrer Miguel Oliveira und Danny Kent jetzt mit Race Director Mike Webb reden, wie diese gefährliche Stelle für die weiteren Trainings und die Rennen am Sonntag entschärft werden könnte. Sogar von einer künstlichen Schilkane war die Rede.

Warum erst jetzt? Muss vorher immer etwas Schlimmes passieren?

Niccolò Antonelli hat an dieser Stelle schon 2014 spektakulär eingeschlagen.

Wie soll der GP-Tross nach so einer Tragödie zur Tagesordnung übergehen?

Unser einziger, schwacher Trost: Luis Salom ist bei seiner Lieblingsbeschäftigung gestorben.

Niemand hätte ihn davon abhalten können, sich seinen Traum von der grossen GP-Karriere zu erfüllen.

Ich bin traurig. Ich habe Gänsehaut.

Aber das Leben geht weiter, der Rennsport geht weiter, die Show geht weiter.

Am liebsten würden hier auf dem Circuit de Catalunya alle einpacken und heimfahren.

Die nächsten beiden Tage haben ihren Sinn verloren. Aber es bleibt keine Zeit für Trübsinn. Der GP-Sport ist von einer Katastrophe heimgesucht worden.

Ich wünsche mir, dass die Familie Salom und alle Freunde des verunglückten Luis diese Tragödie so vorbildlich und ohne Bitterkeit verkraften wie Paolo und Rosella Simoncelli, die Eltern von Marco. Paolo betreibt sogar ein Moto3-Team in der Junioren-WM. Bei jedem Aufeinandertreffen wie zuletzt in Le Mans bin ich voller Bewunderung, wir umarmen uns herzlich.

Kein Mitglied des GP-Zirkus kann sich momentan vorstellen, morgen einfach zur Tagesordnung überzugehen. Aber alle Fahrer, alle Mechaniker, Sponsoren, Funktionäre und Berichterstatter werden sich auf diese Weise therapieren und versuchen, diesen grausamen Schock zu überwinden.

Manche Moto2-Teams verzichteten am Freitag auf die üblichen   Press Releases mit Statements ihrer Fahrer. Forward Racing und andere Teams bedauerten nur den Tod des beliebten Rennfahrerkollegen und drückten den Angehörigen ihr Beileid aus. Auch Yamaha Motor Racing und die Fahrer Lorenzo und Rossi kondolierten in einer Pressemitteilung, auch Rpsol-Honda-Tech3-Yamaha, das Suzuki Ecstar-Team und viele andere drückten ihr Beileid und Mitgefühl aus.

Das Bike mit der Nummer 39 in der Box des SAG-Teams wird verwaist bleiben. Das wird uns nachdenklich stimmen.

Adios, Luis.

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