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Lucio Cecchinello (LCR): Künftig wieder Junior-Team?

Von Günther Wiesinger
Nach dem MotoGP-Sieg in Brünn: Cal Crutchlow mit einem glückseligen Lucio Cecchinello

Nach dem MotoGP-Sieg in Brünn: Cal Crutchlow mit einem glückseligen Lucio Cecchinello

Mit dem Sieg von Cal Crutchlow gelang LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello endlich der lang ersehnte erste MotoGP-Triumph. Aber er macht sich Gedanken um die Zukunft.

Lucio Cecchinello (46) erlebte am Sonntag beim GP von Tschechien in Brünn den größten Triumph seiner Teambesitzer-Karriere. Der LCR-Honda-Teambesitzer hat zwar selbst in seiner GP-Karriere sieben GP-Siege (125 ccm) erobert, seit 20 Jahren betreibt er ein Team (vorher 125 und 250 ccm), aber vor Brünn hat er noch keinen GP-Sieg in der Königsklasse gefeiert.

Das Team LCR (Lucio Cecchinello Racing) ist 2006 mit Casey Stoner und Honda in die MotoGP-Klasse eingestiegen und hat seither Fahrer wie Checa, de Puniet, Elias, Bradl, Crutchlow und Jack Miller eingesetzt.

Seit mehr als 10 Jahren besteht also das MotoGP-Team, jetzt hat der 30-jährige Cal Crutchlow erstmals für einen GP-Triumph in der «premier class» gesorgt.

Eine riesige Genugtuung und Befriedigung für den leidenschaftlichen und allseits beliebten Lucio Cecchinello, der viele Höhen und Tiefen erlebt hat. Zum Beispiel 2015 mit dem zwielichtigen Hauptsponsor CWM, der nur 4 statt 6,5 Millionen Euro bezahlte und das LCR-Team in finanzielle Bedrängnis brachte.

LCR setzte im Vorjahr erstmals zwei Fahrer ein, musste sich aber nach dem Ausstieg von WCM für 2016 wieder auf Cal Crutchlow beschränken und Jack Miller zu Marc VDS ziehen lassen. Das LCR-Team möchte 2018 unbedingt wieder zwei Fahrer einsetzen. Das ist auch im Sinne der Dorna, die es dann nur noch mit Zwei-Fahrer-Teams zu tun hätte.

LCR wechselt als einziges Team in der MotoGP den Hauptsponsor von Rennen zu Rennen, den Löwenanteil hat sich allerdings GIVI gesichert.

Lucio, es gab jetzt im Regen in Assen und Brünn zwei MotoGP-Siege durch Satellitenteams, durch Miller und Crutchlow und die Honda-Kundenteams von Marc VDS und LCR. Aber 2017 werden sechs Werksteams antreten. Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal befürchtet, die Kundenteams werden dann um Platz 13 fighten. Es wird für den Kundenteams immer schwieriger, attraktive Fahrer und gute Sponsoren zu finden.

Ich habe dazu meine eigene Meinung. Sie lautet: Der Fakt, dass neue Hersteller in die MotoGP kommen und gekommen sind, wird den Markt für die Spitzenfahrer verschärfen, das trifft die Satellitenteams schwer. Und natürlich werden die Fahrergagen steigen. Das ist teilweise bereits passiert. Denn die Werksteams werden immer mehr Geld auf den Tisch legen können als die Privatteams, um sich gute Fahrer zu sichern. Das kann sich kein Kundenteam leisten.
Ich stimme zu, dass die Situation für die Kundenteams schwieriger wird. Bisher haben sich die Kundenteams aber noch nicht zusammengesetzt, um Ideen zu diskutieren.
Anderseits habe ich mit Honda bereits tiefgehende Gespräche über dieses Problem geführt. Sie werden sich immer stärker bewusst, dass sie ihre Unterstützung für die MotoGP-Kundenteams in Zukunft verstärken sollten.
Und vielleicht sollten sie die Kundenteams wie in der Vergangenheit auch nützen, um vielversprechende junge Fahrer für die Zukunft aufzubauen. Diese Fahrer könnten dann eines Tages ins Werksteam eingebaut werden.
Ich stimme Poncharal teilweise zu. Ich verstehe seine Bedenken, es bestehen gewisse Bedrohungen für die Kundenteams. Anderseits will ich positiv denken.
In meinem besonderen Fall wird Honda die Politik betreiben, um eine junge Fahrergeneration für die Zukunft aufzubauen.

Honda hat das in der Vergangenheit gemacht. Mit Marco Simoncelli bei Gresini, dann mit Stefan Bradl bei dir, nachher mit Jack Miller. Der 30-jährige Crutchlow passt nicht ideal ins Junior-Team-Konzept. Hätte Honda nicht für 2017 nach Talenten wie Alex Rins Ausschau halten müssen? Er könnte ein Potenzial wie Maverick Viñales haben. Ducati hat Iannone aufgebaut, Yamaha hat sich Viñales geangelt und Pol Espargaró sowie Smith gefördert. Aber Repsol-Honda macht mit dem 30-jährigen Dani Pedrosa noch einmal zwei Jahre weiter.

Da stimme ich zu. Ich sehe das auch so. Ich habe aber gehört, dass Rins von Honda kontaktiert wurde. Sein Manager wollte aber nicht über Verträge mit HRC diskutieren, wenn er in einem Satellitenteam fahren muss.
Wir müssen uns also eventuell daran erinnern, welche Vorschriften es einmal gab. Bis zum Moto2-Titelgewinn von Marc Márquez durfte ein MotoGP-Neuling nicht in ein Werksteam gehen. Das betraf Simoncelli, Spies und andere Talente. So kamen die Satellitenteams immer wieder zu Topfahrern. Für Márquez wurde das Reglement geändert. Deshalb darf Rins als Rookie ins Suzuki-Werksteam wechseln, Viñales durfte es auch.
Wir haben darüber bereits mit IRTA-Präsident Hervé Poncharal diskutiert. Diese Rookie-Rule wird wieder auf den Tisch kommen, hat Poncharal versprochen.

Alex Rins hätte in einem Kundenteam von Honda weniger Druck, könnte ein Jahr lernen oder zwei, und dann Pedrosa bei Repsol ersetzen? Er war nie Weltmeister, weder in der Moto2 noch in der Moto2. bei Suzuki wird er an Viñales gemessen. Das bedeutet viel Druck. Bei Suzuki wird er es mit Ianonne zu tun haben.

Ich stimme dir zu.

Bei Márquez war es ja noch verständlich, dass er in ein Werksteam wollte. Man könnte ja sagen: Der Moto2-Weltmeister darf als Rookie in ein Werksteam. Oder jeder, der im Jahr vor dem Aufstieg mindestens sechs Moto2-Rennen gewonnen hat.

Ehrlich gesagt: Ich bin dafür, die Reglements so einfach wie möglich gestaltet werden. Deshalb würde ich es befürworten, wenn wir die Rookie-Rule wieder etablieren.
Den sie wurde mit dem klaren Ziel ins Leben gerufen, die Kundenteams zu unterstützen. Wir alle kennen die Story. Es ist an der Zeit, diese Vorschrift wieder zu neuem Leben zu erwecken.
Es wäre gut gewesen, das bereits für die nächste Saison zu installieren. Aber wir müssen bei so wichtigen Entscheidungen genau Vorlaufzeit haben. Ich mag es nicht, wenn innerhalb weniger Tage überstürzt solche Entscheidungen getroffen werden. Es wird also erst für 2018 gehen. Wir brauchen eine Vision und müssen allen Beteiligten den Sinn dieser Rookie-Rule klarmachen und dann bei unserer Entscheidung bleiben.

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