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Neu: Computer-Test nach Gehirnerschütterungen

Von Günther Wiesinger
Randy Krummenacher konnte im September trotz einer schweren Gehirnerschütterung zwei WM-Rennen fahren. Jetzt soll ein neuer Computer-Test eingeführt werden.

Seit dem Todessturz von Marco Simoncelli beim Malaysia-GP 2011 sind bei allen Grand Prix renommierte Ärzte vor Ort, die bei schweren Unfällen sofort die geeigneten Rettungsmassnahmen einleiten und überwachen. Dazu kommen der verantwortliche örtliche Rennarzt, der vom Veranstalter beigezogen wird, daneben agieren Medical Director Dr. Michele Macchiogodena sowie die Ärzte der Clinica Mobile.

Aber seit Jahren fällt auf, dass all diese Spezialisten in erster Linie auf Knochenbrüche aller Art spezialisiert sind. Ein Neurologe, der sich nach Gehirnerschütterungen um die Einsatzfähigkeit der Teilnehmer kümmert, ist unter all diesen Ärzten nicht zu finden.

Das zeigte sich im September 2013, als Randy Krummenacher nach einer schweren Gehirnerschütterung, erlitten im ersten freien Moto2-Training von Silverstone, ungehindert zwei Rennen bestreiten konnte, obwohl er selbst von Erinnerungslücken sprach. «Mir fehlen von Silverstone und Misano ein paar Bilder vom Start bis zur ersten Kurve», sagt der Zürcher Oberländer. «Ich bin gestartet – plötzlich war ich in der Kurve.»

Trotzdem durfte «Krummi» an beiden Rennen teilnehmen – und als 17. ins Ziel fahren.

Erst nach dem Misano-GP suchte er aus Eigeninitiative einen Neurologen in der Schweiz auf. Dr. Gery Büsser, der sonst Schweizer Eishockeyspieler nach Gehirnerschütterungen behandelt, zog ihn nach einem Test sofort für zwei Monate aus dem GP-Verkehr. «Ich wurde viel zu schnell müde, es spielte sich vieles wie in Zeitlupe ab», berichtete Randy.

Krummenacher: «Ich war völlig überfordert»

«Ich habe dann mit den Verantwortlichen des Weltverbands FIM geredet, auch mit Medical Director Macchiogodena», erzählt Randy. «Sie bemühen sich jetzt, dass nächstes Jahr jeder Rennfahrer vor dem ersten Rennen beim letzten IRTA-Test diesen Computer-Test absolvieren muss, den ich nach dem Misano-GP gemacht habe. Dieser Test gilt dann als Referenz für die Saison. Wenn sich ein Fahrer in der Saison den Kopf anschlägt, muss er den Test wiederholen. Anhand der Aufzeichnungen vom Frühjahr sieht man dann rasch, ob er eine Gehirnerschütterung erlitten hat oder nicht. Sie wollen den Sicherheitsstandard erhöhen. Ich habe dazu meinen Teil beigetragen, weil ich ihnen meine Situation sehr deutlich schildern konnte. Es muss auch die Kommunikation zwischen den Ärzten der Clinica Mobile und dem Medical Director verbessert werden. Denn als ich nach zwei Monaten Pause im November zum Valencia-GP gekommen bin, war ich nicht auf der UNFIT-Liste. Das heisst: Ich hätte ohne Medical Check am Rennen teilnehmen können. Ich hätte einfach kommen und fahren können. Da fehlt es an Koordination und Kommunikation. Es läuft manches so hinten rum. Es muss mehr Meetings geben. Dr. Macchiagodena macht jetzt Druck. Er will ein Meeting mit allen GP-Fahrern einberufen. Ich soll dort einen Vortrag über die Auswirkungen meiner Gehirnerschütterung halten und über meine Erkenntnisse halten. Dann soll dieser Test für alle Fahrer vorgeschrieben werden.»

Und was wird von den Fahrern bei diesem Eignungstest verlangt? Krummenacher: «Es geht ums Gedächtnis, du musst dir Formen und Wörter merken, zwischendurch geht es um Reaktion und um die motorische Schnelligkeit. Du musst Aufgaben machen. Du hast zum Beispiel ein Quadrat, in dem stehen die Zahlen von 1 bis 25. Du musst dann von 25 bis 1 mit der Maus runterklicken. Du musst dabei relativ schnell sein. Vorher erscheint auf dem Bildschirm ein Wort, das musst du dir merken. Dieses Wort hast du dann wieder aufschreiben müssen. Es wird auch viel anderes Zeug gemessen. Beim Test nach dem Misano-GP habe ich nach fünf Minuten keinen Plan mehr gehabt; ich war völlig überfordert. Zum Glück habe ich den Test in der Schulthess Klinik in Zürich vorher einmal im Winter gemacht, damals war meine Reaktion zwei Zehntel schneller. Das war beängstigend.»

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