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Stefan Bradl: Im Januar fit – Zukunft bei Honda?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl am MotoGP-Grid in Valencia

Stefan Bradl am MotoGP-Grid in Valencia

Hiroshi Aoyama verriet in Valencia, dass er künftig nicht mehr oft als MotoGP-Testfahrer bei HRC tätig sein wird. Es mehren sich deshalb die Anzeichen, dass Stefan Bradl auf die RC213V zurückkehrt.

Rund sieben Wochen nach dem Sturz beim Superbike-WM-Lauf in Portimão/Portugal ließ sich Stefan Bradl am Donnerstag im Klinikum Augsburg den Draht aus dem rechten Handgelenk entfernen, der dort zwei Wochen nach dem Crash eingefügt wurde, um das lädierte skapholunäre Band, das Mondbein und Kahnbein zusammenhält, zu stabilisieren.

Beim Valencia-GP trug Bradl bei seiner Tätigkeit für ServusTV noch eine Manschette am rechten Handgelenk, diese muss er seit der Operation am Donnerstag nicht mehr tragen.

Bradl beantwortete in den letzten Wochen alle Fragen nach seiner motorsportlichen Zukunft recht ausweichend. Aber er wirkte nie beunruhigt und sprach immer von einem Plan B oder Plan C.

Fakt ist, dass der Bayer das Angebot von Honda Motor Europe für eine weitere Superbike-WM-Saison nicht angenommen hat.

Auch wenn sich Bradl zugeknöpft gibt, so ist bereits beim Australien-GP im Oktober durchgesickert, dass HRC über die Bildung eines MotoGP-Testteams nach dem Muster von Ducati (Pirro, Stoner) und KTM (Kallio) nachdachte.

Bis zum Japan-GP hatte Honda gewartet, aber nach Veröffentlichung der neuen Testvorschriften in Motegi wurden die Pläne offenbar vorangetrieben. Und die Kandidatenliste war offenbar nie sehr umfangreich.

Der bisherige Repsol-Honda-Teamprinzipal Livio Suppo bestätigte in Phillip Island, dass Stefan Bradl ein geeigneter Kandidat sei. «Er hat Erfahrung, er ist verschiedene Fabrikate gefahren, wir kennen ihn aus seinen LCR-Honda-Jahren», sagte Suppo.

Eigentlich hatte Bradl für 2018 eine zweite Superbike-Saison eingeplant. Aber als er nach dem Österreich-GP von KTM angefragt wurde, ob er sich einen MotoGP-Testfahrervertrag vorstellen könnte, machte sich der Moto2-Weltmeister von 2011 erstmals Gedanken zu diesem Thema.

«Vorstellbar ist so ein Testfahrervertrag schon.», erklärte Bradl vor einigen Wochen. «Denn nächstes Jahr finden 19 Grands Prix statt. Da kann jedes Werk nicht nur einen Testfahrer brauchen, sondern immer wieder mal auch einen Ersatzfahrer. Das hat man in den letzten Jahren oft bei Pirro und Ducati gesehen, beim Motegi-GP mit mit Aoyama bei Honda. Verletzungen gehören in diesem Sport leider dazu. Das habe ich gerade selber am eigenen Leib erlebt. Egal, ob du in der Superbike-WM schaust oder aktuell in der MotoGP-WM, es werden immer wieder Ersatzfahrer gebraucht.»

Der Japaner Hiroshi Aoyama war zuletzt drei Jahre lang MotoGP-Testfahrer bei Honda, mit 36 Jahren wechselt er jetzt in die Rolle des Teammanagers beim Idemitsu Honda Asia Team in den Klassen Moto3 und Moto2.

«Der Testfahrervertrag war bisher meine Hauptaufgabe, das ändert sich jetzt», verriet Hiroshi beim Valencia-GP.

Deshalb verdichten sich die Hinweise, dass Stefan Bradl für Honda die Testfahrer-Aufgaben übernehmen wird. Schon bei den Übersee-Rennen waren diese Neuigkeiten zu den deutschen Technikern durchgedrungen, die im Repsol-Team für Marc Márquez und Dani Pedrosa arbeiten.

Stefan Bradl, 27 Jahre alt, letztes Jahr als Aprilia-Werksfahrer in der MotoGP-WM noch sechsmal in den Top-Ten, lässt sich keine Details entlocken.

Er sagte aber schon in der ersten Oktober-Hälfte: «Das Beste ist, was Mika Kallio in diesem Jahr bei KTM abgezogen hat. Das war vom Feinsten. So hat er sich gleich wieder ins Gespräch gebracht. Der Testfahrer-Job in der MotoGP-WM ist in den letzten ein, zwei Jahren sicher durch die Beispiele Pirro/Ducati und Kallio/KTM deutlich lukrativer geworden. Natürlich ist das kein Vergleich zu einem Stammplatz in der MotoGP-WM, darüber brauchen wir nicht zu reden. Aber so eine Aufgabe ist nicht mehr so unbedeutend. Ich denke, auch andere Hersteller müssen in diesem Bereich nachziehen und den Fokus vermehrt auf ein Testteam legen, weil bei 19 Grands Prix die offiziellen Testfahrten für die Stammfahrer schrittweise verringert werden sollen.»

Zu welchem Zeitpunkt Stefan Bradl wieder auf eine Rennmaschine steigen kann, ist noch offen. Könnte er bis zum großen IRTA-MotoGP-Test in Sepang (28. bis 30. Januar 2018) wieder genesen sein?

«Ich darf die Hand seit Donnerstag im Alltag wieder normal benutzen, darf sie aber in den nächsten vier Wochen nicht stark belasten, also erst ab 10. Dezember», entgegnet Bradl. «Ich muss mich jetzt um die Beweglichkeit kümmern, nachher kann ich mit dem Krafttraining beginnen. Aber es gibt genügend Trainingsmethoden, bei denen ich die Hand nicht belasten muss. Bis Ende Januar möchte ich fit sein. Am liebsten würde ich Mitte Januar schon irgendwie Motorrad fahren – Motocross, Enduro, Supermoto oder so etwas, vielleicht in Spanien.»

Wenn es mit dem HRC-Deal klappt und es Bradl gelingt, 2018 bei den Tests auf dem Niveau von Pirro oder Kallio zu fahren, könnten sich vielleicht Möglichkeiten auf einen Stammfahrervertrag für die MotoGP-WM 2019 eröffnen.

Übrigens: Honda, Yamaha und Ducati dürfen nächstes Jahr ihre Testfahrer dreimal mit Wildcards losschicken, die «concession teams» Suzuki, Aprilia und KTM sechsmal.

«Ich würde gerne mal wieder eine Honda RC213V fahren», liess verriet Stefan Bradl. «Das ist auf jeden Fall das beste MotoGP-Motorrad, das ich bisher fahren durfte.»

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