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Analyse von Max Neukirchner: Gewichtslimit ist nötig

Von Max Neukirchner
Max Neukirchner

Max Neukirchner

In der Superbike-WM wird hitzig über das kombinierte Mindestgewicht aus Fahrer und Bike diskutiert. Tom Sykes und Kenan Sofuoglu wollen es abschaffen, Max Neukirchner sagt: Es muss bleiben – im Interesse des Sports.

Mit zwei Siegen und zehn Podestplätzen ist Max Neukirchner der erfolgreichste Deutsche in der 1988 gegründeten Superbike-WM. 2013 fuhr der Sachse seine letzte volle WM-Saison und baute seither die florierende Firma «Top Superbike Riding School» auf, die speziell auf die Kunden zugeschnittene Sicherheits- und Rennstreckentrainings anbietet.

Für SPEEDWEEK.com befasste sich Max intensiv mit der 2024 eingeführten Regel, dass in der Superbike-WM nicht nur das Motorrad ein Mindestgewicht haben muss, sondern es auch eines in Kombination mit dem Fahrer in voller Montur gibt. Das führt dazu, dass der zweifache Champion Alvaro Bautista als Einziger zirka sechs Kilogramm zuladen muss und sich darüber regelmäßig echauffiert. Mit den Weltmeistern Tom Sykes und Kenan Sofuoglu hat er prominente Unterstützer, die ebenfalls finden, dass diese Regel abgeschafft gehört.

Max Neukirchner versucht das Thema als professioneller Riding-Coach zu beurteilen, überlassen wir ihm das Wort:

2023 dominierte Alvaro Bautista auf der Ducati ohne Zusatzgewicht die Meisterschaft fast nach Belieben. Das war fahrerisch stark – aber es lag auch daran, dass sein geringes Gewicht perfekt zum Motorrad passte.

Ohne Limit hat ein leichter Fahrer auf einer passenden Maschine physikalische Vorteile, die nicht auszugleichen sind. Das macht die WM berechenbar – und das will kein Fan sehen.

Mit der Einführung des Limits wurde dieser Vorteil reduziert. Das sorgt für engere Kämpfe, mehr Überholmanöver und unvorhersehbare Rennverläufe. Genau das ist der Reiz einer Weltmeisterschaft.

Was Statistik damit zu tun hat

Gewicht ist eine wichtige und nicht zu unterschätzende Komponente – es kann über Sieg oder Niederlage entscheiden und gehört in der Spitzenklasse zu den entscheidenden Einflussfaktoren.

In der Industrie nutzt man heute sehr oft die Statistik, um den Einflussfaktoren auf die Produktivität auf die Spur zu kommen – mit dem Ziel, am Ende als «Sieger» im Sinne des Gewinns vom Platz zu gehen.

Die Aussagen zur Gaußschen Normalverteilung haben mich zum Nachdenken gebracht. Ziehe ich die Parallelen, sind die meisten Fahrer in der WSBK mit einem normalen Körpergewicht unterwegs und haben somit vergleichbare Voraussetzungen. Leichtere oder schwerere Fahrer hingegen haben andere Bedingungen – diese können im Kampf um den Sieg sowohl Vor- als auch Nachteil sein. Ich stehe für gleiche Bedingungen für alle.

Bautista: Das Problem ist nicht nur das Gewicht

Viele sagen: Bautista ist dieses Jahr schwächer wegen des Zusatzgewichts. Ich sage: Das ist nur die halbe Wahrheit.

Seit 2016 analysiere ich die Körperhaltung auf dem Motorrad – auf der Rennstrecke wie auf der Straße. Fahrer wie Nicolo Bulega oder Toprak Razgatlioglu setzen diese Technik aktuell perfekt um. Ihre Position sorgt für Stabilität, Grip und Speed.

Seit vielen Jahren coache ich erfolgreich Hobbyfahrer auf der Rennstrecke, internationale Rennfahrer weltweit und seit drei Jahren auch deutschlandweit im normalen Straßenverkehr mit meinen «neun Skills für sicheres Fahren». Seit letztem Jahr bin ich zudem Crew-Chief im Yamaha-Werksteam YART in der Endurance-Weltmeisterschaft – Erfahrungen, die meinen Blick auf Fahrtechnik und Performance noch einmal deutlich erweitert haben.

Rea als Beispiel

Jonathan Rea fuhr auf der Kawasaki in perfekter Harmonie von Motorradgewicht, Fahrstil und eigenem Gewicht. Auf der Yamaha funktioniert das nicht mehr so gut. Selbst mit einer Ducati wird er nicht automatisch wieder gewinnen, wenn er seinen Fahrstil nicht anpasst. Ich bin ein großer Fan von Jonathan, aber es ist schade zu sehen, wie viel Potenzial ungenutzt bleibt, wenn Fahrtechnik und Motorrad nicht zu 100 Prozent zusammenpassen.

Fazit: Technik ist nur die halbe Miete

Das kombinierte Gewichtslimit ist kein unnötiger Eingriff, sondern eine sportliche Notwendigkeit. Motorradwahl, Technik und Gewicht spielen eine Rolle – aber die wahre Kunst liegt in der Fahrtechnik. Wer Körperhaltung und Stil perfektioniert, kann auch mit Einschränkungen gewinnen – und genau das macht die WSBK spannend.

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