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Spa-Francorchamps: 24 Mio Schulden, Frau als Retter

Von Christian Fischer
Nathalie Maillet übernimmt auf 1. Juli die Führung der Rennstrecke von Spa-Francorchamps

Nathalie Maillet übernimmt auf 1. Juli die Führung der Rennstrecke von Spa-Francorchamps

​Nathalie Maillet übernimmt auf 1. Juli die Führung der Rennstrecke von Spa-Francorchamps. Trotz schwarzer Zahlen muss sie einen Schuldenberg bewältigen.

Die Traditionsrennstrecke von Spa-Francorchamps – ein Klassiker im Formel-1-Kalender. Aber auch ein Rennen, das immer wieder von finanziellen Sorgen und damit von Unsicherheit begleitet wird.

Nachdem der ehemalige Rennstreckendirektor Pierre-Alain Thibaut Ende November auf eigenen Wunsch sein Mandat niederlegte, hat der Verwaltungsrat nun den Nachfolger, oder besser gesagt: die Nachfolgerin vorgestellt. Denn es ist eine Frau, die künftig die Fäden auf dem Ardennenkurs in den Händen hält.

Nathalie Maillet ist gebürtige Französin, mit belgischen und luxemburgischen Wurzeln. Sie sieht sich selber als Europäerin. Im Automobilsport kennt sich bestens aus. Als ehemalige Rennfahrerin bestritt sich den VW-Fun Cup, bewegte Nachbauten des Porsche 956 und trat in der Nascar-Euroserie an.

«Jetzt werde ich den Rennhelm notgedrungen an den berühmten Nagel hängen», sagt sie. Ihr Renndebüt auf einer der schönsten Rennstrecken der Welt gab sie 2004 und fuhr sogar Siege ein. Die 46jährige Geschäftsfrau hat in der Vergangenheit sogar ein eigenes Rennteam gegründet und trat auch als Veranstalterin auf. Eigentlich ist sie Architektin und studierte in London. Seit rund 15 Jahren leitet sie ein Architektenbüro im Grossherzogtum Luxemburg mit spezieller Ausrichtung in der Öko-Architektur.

Doch wie kam es, dass nun eine Frau auf 1. Juli 2016 die Geschäftsführung übernimmt?

Im letzten Jahr brodelte es gewaltig an der Rennstrecke. Grund – das gestörte Verhältnis zwischen Geschäftsführer und Personal, das vergeblich über Jahre ein Arbeitsrecht und einen Verhaltenskodex eingefordert hatte.

Der ehemalige Leiter und die wallonische Region schoben sich den Ball ständig hin und her und verwiesen immer auf die Kompetenzen der Anderen. Das artete in zwei Streiks aus. Leidtragende waren das ADAC-GT-Masters und die 24 Stunden von Spa-Francorchamps, wobei hier nur die Parade am Mittwoch gestört und die Abfahrt der Fahrzeuge nach Spa verzögert wurden.

Trotz aller Fehler muss man den vormaligen Direktor loben. Er schaffte es, dass die Rennstrecke seit ein paar Jahren nun schwarze Zahlen schreibt und die Gewinne in den Ausbau und die Verbesserung der Infrastruktur investiert werden. So lag der Jahresumsatz 2015 bei 9,3 Mio. Euro, was eine Steigerung von zwölf Prozent gegenüber 2014 bedeutet. Der Überschuss stieg um 6,3 Prozent auf rund 2 Mio. Euro. Für das laufende Jahr sind Investitionen in Höhe von 3 Mio. Euro geplant. Eines der Großprojekte ist bereits abgeschlossen. Die Parkplätze P1 und P2 wurden komplett saniert und fit für die Zukunft gemacht. Nun gibt es sogar Standplätze für Campingbusse mit Stromanschluss und Klärgrube. Auch soll die alte Boxenanlage aufgefrischt und in der gleichen Dekoration wie der Neubau, der aber auch schon knapp 10 Jahren auf den Buckel hat, gehalten werden.

Trotzdem stellt die wallonische Region jährlich einen Zuschuss in Höhe von 4,8 Mio. Euro zur Verfügung. Drei Millionen dieser Summe dienen zur Tilgung des Kredits, der für den Bau der neuen Boxenanlage 2006 aufgenommen wurde und mit 25 Mio. Euro zu Buche schlug. Derzeit drücken 24 Mio. Euro Schulden die Rennstrecke. Denn die ersten Jahre nach Inbetriebnahme des neuen Gebäudes erwirtschafte die Rennstrecke nur Defizite.

Und wie kam es zur Ernennung von Nathalie Maillet? Nachdem der Posten des Geschäftsführers verwaist war, sprang erstmal ein provisorischer Direktor ein, der auch eine Stellenausschreibung in die Wege leitete. Insgesamt meldeten sich über 100 Bewerber für den Posten. Die ganze Prozedur lief über ein Rekrutierungsbüro, das auch Headhunter einsetze. Und ein derartiger Kopfjäger stiess auf Nathalie Maillet und unterbreite ihr das Angebot, sich für die Stelle zu bewerben. Was diese dann auch tat und schliesslich die Jury überzeugen konnte.

Verwaltungspräsident François Cornelis ist von den Qualitäten der neuen Direktorin überzeugt. «Sie hat in ihre Bewerbung ihre motorsportliche Historie, Rennstreckenkenntnisse, Motivation und Weitsicht beschrieben und das hat die Jury überzeugt. Trotzdem gab es bei der Ernennung Zähneknirschen im Verwaltungsrat, wo sich zwei Mitglieder enthielten. In deren Augen sei das Bruttogehalt von 22.000 Euro pro Monat viel zu hoch angesetzt. Ihr Vertrag läuft über zehn Jahre.

Maillet hat sich grosse Ziele gesetzt. «Mein Vorgänger hat schon viel in Bewegung gesetzt, doch es gibt noch viel zu tun.»

Die Berg- und Talbahn in der Ardennenlandschaft wird oft als eine der schönsten Rennstrecken der Welt gepriesen, doch vieles liegt daneben im Argen. Nur zwei Beispiele: Die alten Tribünen und das alte Fahrerlager.

Maillet sagt: «Wir werden zum Teil renovieren, aber auch neu bauen müssen. Da führt kein Weg vorbei.» Maillet liegt viel daran den zum Teil verlorenen Glanz wieder zurückzubringen. Und dazu plant sie genügend W-Lan Kapazität an der Rennstrecke, deren Nutzung im Idealfall gratis sein soll.

Auch die berühmt-berüchtigte Eau-Rouge-Raidillon-Kurve spielt in ihren Planungen eine Rolle und soll eventuell mit einer Veranstaltungshalle bestückt werden, die auch ausserhalb des Rennbetriebs genutzt werden kann.

Show und Unterhaltung stehen bei ihr ebenfalls ganz oben in ihrem Masterplan. Dabei sollen dann auch die Monate ohne Betrieb auf dem Kurs selber besser ausgelastet werden. Und sie möchte mehr Leben ins Fahrerlager bringen und weg vom tristen Anblick der Sattelschlepper ohne Leben kommen. «Wir müssen verstärkt bei den Veranstaltungen an die ganze Familie denken, nur so lässt sich das Publikum wieder zurück an die Rennstrecke bringen.»

Der Grosse Preis von Belgien findet am 28. August statt. Ein Abkommen mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zur Austragung des Belgien-GP wurde im Januar 2015 bis einschliesslich 2018 verlängert – wie der wallonische Minister Jean-Claude Marcourt bestätigte. Das Parlament musste damals einen neuen Vertrag gutheissen, um das finanzielle Risiko zu tragen.

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