KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Chronologie von 13,8 Sekunden

Von Guido Quirmbach
Lamy (li.) fuhr kaum, Bourdais (re.) fast das halbe Rennen

Lamy (li.) fuhr kaum, Bourdais (re.) fast das halbe Rennen

13,8 Sekunden trennten die beiden Erstplatzierten in Le Mans. Dazu einige Details.

Es war einer der knappsten Ausgänge in der Geschichte von Le Mans. Das einzigartige an diesem Rennen aber war der Kampf von der ersten bis zur letzten Stunde, der mit keinem Rennen der Vergangenheit vergleichbar war.

Im Ziel lagen Treluyer/Lotterer/Fässler nur um 13,8 Sekunden vor dem Peugeot mit der Nummer 9 von Pagenaud/Lamy/Bourdais. Doch diese Zahl ist letztendlich das Resultat im Ziel. Audi hätte deutlicher gewinnen können. Oder auch verlieren.

Der siegreiche Audi verbrachte in der Boxengasse steuerte insgesamt 31x die Box an und verbrachte dort 33m 56s. Nur 28x fuhr die Nummer 9 in die Box, doch verbrachte man mehr Zeit zwischen der Einfahrts- und Ausfahrtslinie, nämlich 34min 19s. Der Grund: Peugeot führte insgesamt einen Fahrerwechsel mehr durch, wechselte 3x öfter die Reifen und benötigte im Schnitt rund 3-5 Sekunden länger zum Tanken. Das lag daran, dass man bei Peugeot nur alle 12 Runden zur Tanke ging, bei Audi hingegen alle 11 Runden. Dabei blieb eine grössere Restmenge Diesel im Tank des R18. Aber voll wurde immer getankt, schliesslich musste man bei einer Safety-Car-Phase so lange wie möglich auf der Strecke bleiben, denn Tanken unter Gelb wird in Le Mans bitter bestraft. Man muss an der Boxenausfahrt warten, bis die nächste Gruppe der insgesamt 3 Safety-Cars da ist, was ungefähr 90 Sekunden Extra-Verlust mit sich bringt.

Insgesamt leistete sich der beste Peugeot zwei Schwachpunkte: Zum Einen den Ausrutscher von Pagenaud, der in Arnarge einmal in den Notausgang musste. Rund 40 Sekunden kostete der Lapsus. Der zweite Schwachpunkt war der erste und einzige Einsatz von Pedro Lamy, der insgesamt 34 Runden fuhr. Wenn auch dieser Punkt aufgrund der verschiedenen Boxenstoppfenster mit Vorsicht zu geniessen ist: Bevor Lamy ans Steuer ging, betrug der Rückstand 41 Sekunden, als der Portugiese wieder an Bourdais übergab, waren es 1.48 min. Das lag weniger an den besten Zeiten von Lamy sondern an der hohen Streuung seiner Rundenzeiten, er hatte einfach zu viele Ausreisser nach oben. Peugeot zog die Konsequenz, das restliche Rennen teilten sich Pagenaud und Bourdais.

Der Kollege Paul Truswell (u.a. Radio Le Mans) hat sich die mühevolle Kleinarbeit gemacht und anhand der offiziellen Boxenprotokolle die Fahrzeigen der einzelnen Piloten errechnet. Insgesamt verbrachte Bourdais mehr Zeit als jeder andere Fahrer im Feld am Steuer. Er fuhr fast 11h12min, Pagenaud 10h13min und Lamy 2h02min.

 
Beim Audi mit der Nummer 2 gab es nur einen schwachen Moment, nämlich als Lotterer gegen 12.30 Uhr auf feuchter Strecke 5-6 sehr langsame Runden hinlegte, weil die Slicks wohl zu stark abkühlten. In dem Zeitraum machte Pagenaud rund 45 Sekunden gut. Doch Lotterer fing sich wieder und der Vorsprung stieg wieder an. Der Speed von Lotterer war so gut, dass Audi am Schluss noch genug Vorsprung hatte, um eine halbe Stunde vor Ende das herausgefahrene Sicherheitspolster aufzubrauchen, als der R18 einen schleichenden Plattfuss hatte und beim letzten Tankstopp ungeplant nochmals Reifen gewechselt werden mussten.

Beim siegreichen Audi sassen am Steuer Treluyer 9h21min, Fässler 5h39min und Lotterer 8h07min. Der Schlussturn von Lotterer dauerte mehr als 3,5 Stunden, dabei legte er 61 Runden zurück, was 829km entspricht.

Den genauen Punkt, wo Audi gewonnen oder Peugeot verloren hat, gibt es nicht. Der Audi R18 war deutlich schneller als der Peugeot 908, viel schneller, als es das knappe Ergebnis aussagte. Die Vorteile des 908 mit dem geringeren Verbrauch machte der höhere Reifenverschleiss wett. Und der Vorteil im Top-Speed war marginal, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren konnte sich Audi im Windschatten halten und sogar angreifen. Im Endeffekt konnte Peugeot das Limit des Autos in diesem Rennen zu wenig abrufen.

In Le Mans 2011 kam es einmal mehr auf den 0-Fehler-Job an, der ist den Fahrern und der Crew der Nummer 2 als einziges Team gelungen.

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