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Jock Clear (Ferrari): Schumi hat Vettel immer gerühmt

Von Mathias Brunner
​Der leitende Ferrari-Ingenieur Jock Clear (52) ist voll des Lobes über Sebastian Vettel: «Michael Schumacher hat Sebastian immer gerühmt. Und er hatte völlig Recht.»

Ferrari-Chef Sergio Marchionne will den WM-Titel zurück in Maranello sehen. Der Mann, der es richten soll, heisst Sebastian Vettel. Die Grundlagen stimmen: Vettel brachte 2015 mit seinen drei Siegen das Lächeln zurück nach Italien, und f2016 ist dem berühmtesten Rennstall der Welt mit dem neuen Wagen nochmals ein Schritt nach vorne gelungen. Beim Australien-GP führte der Heppenheimer, eine fragwürdige Reifenstrategie brachte ihn um seine Siegchance.

Gemäss Jock Clear, dem leitenden Ferrari-Ingenieur an der Rennstrecke, ist Vettel genau, was Ferrari fehlte. Der Engländer sagt über den vierfachen Weltmeister: «Ein wenig wusste ich schon vorher, was auf mich zukommen würde. Ich habe ja vor einigen Jahren bei Mercedes-Benz mit Michael Schumacher gearbeitet. Ich kann mich gut daran erinnern, wie Schumi den Sebastian immer gerühmt hat. Nun, wo ich bei Ferrari mit Vettel zusammenarbeite, kann ich bestätigen – nichts davon, was Michael gesagt hatte, war übertrieben. Vettel leistet mindestens so viel wie wir von ihm erwartet hatten.»

«Es ist vor allem diese unglaubliche Detail-Treue, welche Vettel an den Tag legt, die aus allen Mitarbeitern das Beste herausholt und welche den Rennstall nach vorne treibt. Er hat vier Mal den Weltmeistertitel erobert, und alle Qualitäten, die dazu erforderlich sind, spürst du bei seiner Arbeit, jeden Tag. Es spielt keine Rolle, ob das bei Besprechungen, im Simulator oder im Rennwagen ist. Er weiss, wie ein erfolgreicher Fahrer kommuniziert und worauf es ankommt, um ein Team nach vorne zu bringen.»

«Formel 1 ist ein Mannschaftssport, aber die Fahrer tragen ein hohes Mass an Verantwortung. Sie tragen zur Motivation bei, sie geben die Richtung vor, Sebastian versteht das alles. Sein Beitrag ist von unschätzbarem Wert, und die Art seiner Arbeit macht eben den Unterschied aus zwischen einem wahren Champion und anderen Piloten in der Boxengasse.»

Das ist Jock Clear

Jock Clear soll eine Schlüsselfigur von Ferrari werden, um erstmals seit 2007 (Fahrer) und 2008 (Marken) wieder WM-Titel nach Maranello zu holen. Der Engländer aus Portsmouth begann seine Karriere im internationalen Motorsport 1988 als Zeichner beim renommierten Rennwagenhersteller Lola, ab 1989 leitete er schon die Verbundstoffabteilung bei Benetton. 1991 wechselte er als leitender Designer zu Leyton House, von dort ging es weiter zu Lotus, nunmehr als Renningenieur.

In den folgenden Jahren arbeitete Clear mit Johnny Herbert (Lotus), David Coulthard (Williams), Jacques Villeneuve (Williams, Weltmeister), mit dem Kanadier wechselte Clear zu BAR, aus dem BAR-Honda, dann Honda und schliesslich BrawnGP hervorging, das Ende 2009 von Mercedes inhaliert wurde.

Im November 2007 erhielt Jock Clear den Ehrendoktortitel von seiner früheren Universität Heriot-Watt, wo er 1987 sein Mechanikstudium abgeschlossen hatte.

Bei Honda und Brawn war Clear als Ingenieur von Rubens Barrichello am Wagen, ab 2010 hieß das Team Mercedes. 2010 erhielt Clear eine den Renningenieuren übergeordnete Stelle, seit 2011 war er für die Leistungsfähigkeit der Rennwagen zuständig. 2014 die Krönung – WM-Titel mit Lewis Hamilton.

Dann kam das Angebot von Ferrari. Jock Clear hat jenen Posten übernommen, den Pat Fry (heute Berater von Manor) früher innehatte – leitender Ingenieur vor Ort, mit anderen Worten Operationsleiter auf dem Rennplatz. Jock Clear entlastet damit Ferrari-Technikchef James Allison.

Im Fahrerlager des Albert Park Circuit in Melbourne 2016 sagte Clear über die neue Rolle: «Was ich über den Gewinn von Titeln wusste, reicht nicht mehr, um die Meisterschaft zu erringen. Ich muss mich ebenso weiterentwickeln wie das Team. Ich bin jedenfalls ganz sicher nicht mit dem Gedanken nach Australien gereist – ich weiss schon, was wir brauchen, um wieder Champion zu werden. So funktioniert das leider nicht. Dazu entwickelt sich der Sport viel zu schnell.»

«Wenn du in den Motorsport einsteigst, dann gibt es einen Namen, der mit Racing gleichgesetzt wird – und das ist Ferrari. Davon träumst du schon als kleiner Junge, und dieser Traum ist nun für mich wahr geworden. Ich fühle mich sehr geehrt, Teil dieser fabelhaften Scuderia zu sein.»

«Es obliegt mir, dass Ferrari an den Rennstrecken effektiv arbeitet und konkurrenzfähig Rennen fährt. Ich kümmere mich also rund um die Welt um mehr als fünfzig Fachkräfte. Das ist eine menschlich ebenso grosse Aufgabe wie eine technische Herausforderung. In diesem Job geht es oft darum, die richtigen Leute für eine bestimmte Aufgabe zu finden und sie dann in Ruhe arbeiten zu lassen.»

Nach seinem Engagement bei Mercedes musste Clear eine Auszeit nehmen, jene Übergangsphase, welche die Briten so malerisch «gardening leave» nennen, wenn Zeit für den eigenen Garten bleibt. Clear hat sich jedoch nicht um Grünzeug gekümmert, «sondern um unseren Umzug nach Italien. Ich wollte nie pendeln. Es war für mich immer klar, dass wir mit Sack und Pack nach Italien gehen. Ich habe eine junge Familie, also ist das möglich gewesen. Ich hatte monatelang Zeit, es uns in Italien gemütlich zu machen und in Ruhe alles kennenzulernen.»

«Es war nicht einfach, der Formel 1 fernzubleiben. Wenn du 21 Jahre lang bei jedem Rennen warst, und auf einmal sitzt du zuhause auf dem Sofa und guckst die Grands Prix im Fernsehen, dann ist das nicht lustig. Ich fand es auch bemerkenswert, wie man den Speed einbüsst – der hohe Rhythmus der Entscheidungsfindung. Ich muss da noch immer an Geschwindigkeit zulegen. Qualifying und Rennen waren ein Schock. Zum Glück habe ich tolle Leute um mich herum.»

Formel-1-WM

20. März: Australien (Melbourne) – Sieger: Nico Rosberg (D)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Europa (Aserbaidschan, Baku)
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin)
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

Siehe auch

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