Sotschi 3. Training: Hamilton vor Rosberg, Vettel 3.

Von Mathias Brunner
WM-Leader Nico Rosberg

WM-Leader Nico Rosberg

​Drittes freie Training zum Grossen Preis von Russland in Sotschi: Wieso die Reifen ein grosses Thema bleiben, auch für das kommende Abschlusstraining im Olympiapark.

Am Freitag hatten sich die Fahrer bitter über das verschärfte Umrunden des Sotschi-Kurses beklagt. Lewis Hamilton: «Als würdest du auf Eis ausrücken.» Der frühere Force-India-Pilot Paul di Resta findet hingegen: «Das halte ich nun für ein wenig übertrieben. Jeder Fahrer weiss ja, dass die Pistenoberfläche sehr glatt ist. Und wenn die Strecke rutschig ist, dann ist das für alle Fahrer gleich, also was soll die Jammerei?»

Das Programm der Piloten im dritten freien Training: Verfeinerung der Abstimmung, weitere Reifenversuche, Quali-Simulation, letzte Versuche mit der verfeinderten Aerodynamik – Haas etwa rückte mit dem neuen Frontflügel aus. Ferrari ebenfalls.

Nochmals Paul di Resta: «Das grösste Problem für die Fahrer ist das schmale Betriebsfenster der Reifen. Wer das nicht hinbekommt, hat ein echtes Problem. Die glatte Pistenoberfläche macht es knifflig, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Dann kommst du in einen Teufelskreis – der Wagen rutscht zu viel, dadurch entsteht das so genannte Körnern, wenn sich also auf der Reifenoberfläche kleine Gummikügelchen bilden. Es kann lange dauern, bis sich ein Reifen davon erholt hat.»

Erstes Sorgenkind: Sergio Pérez. Der Sensationsdritte des Russland-GP rutschte nach knapp einer Viertelstunde in Kurve 13 (wo Carlos Sainz im vergangenen Jahr seinen schweren Unfall hatte) von der Ideallinie und blieb neben der Pistenbegrenzung stehen, weil er zu wenig Raum hatte, um den Wagen zu wenden. Die Streckenposten zogen ihn aus seiner Position zurück, damit der Mexikaner an die Box zurückfahren konnte. Das Auto war zum Glück unbeschädigt.

Die Reihe nach zwanzig Minuten: Daniel Ricciardo vor Pérez, Sainz, Verstappen und Hülkenberg. Dann gaben die Stars von Ferrari und Mercedes Gas.

Nico Rosberg rutschte dann (wie zuvor Pérez) in Kurve 13 geradeaus, beschädigt wurde nur der Stolz.

Kimi Räikkönen fuhr zweitschnellste Zeit hinter Ricciardo, dann machte Lewis Hamilton ernst: 1:38,217 min, Bestzeit. Paul di Resta: «Lewis scheint sich sehr wohl zu fühlen.»

Nico Rosberg wollte es besser machen – 1:37,722 min. Aber erneut war die Runde nicht sauber: In der letzten Kurve war Rosberg komplett neben der Bahn. Gemäss Formel-1-Reglement dürfte die Runde eigentlich nicht zählen. Aber Formel-1-Starter Charlie Whiting hat in solchen Momenten ein Gegenargument: «Neben der Bahn zu fahren, hat Rosberg nicht schneller gemacht.»

Hamilton konterte: 1:37,325 min, die Bestzeit ging wieder an den Engländer.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die McLaren-Honda-Stars Jenson Button und Fernando Alonso nur Installationsrunden absolviert. Kurzer Bericht aus der McLaren-Box: Kein Problem, alles läuft nach Plan.

Nico Rosberg antwortete mit 1:37,224 min, ein Wettkampf der Silberpfeilschützen auf hohem Niveau, eine Zehntelsekunde schneller als der dreifache Champion Hamilton.

Die knifflige Anbremszone zu Kurve 13 überforderte auch Romain Grosjean (mit dem Handling seines Haas-Renners noch immer nicht happy), dann Hamilton. Damit handelte sich der Champion von 2008, 2014 und 2015 eine gewaltige Bremsplatte ein.

Noch immer kämpften die Piloten mit dem Verhalten ihrer Reifen: Die Sonne hatte sich inzwischen hinter Wolken versteckt, die Pistentemperatur fiel auf 30 Grad, bei 16 Grad Lufttemperatur. Das bedeutet: Es dauert noch länger, bis die Reifen endlich die volle Haftkraft entwickeln.

McLaren-Honda inzwischen endlich auf der Bahn: Rang 10 für Alonso, Rang 11 für Button. Die beiden McLaren-Weltmeister hatten am Freitag angekündigt: «Wenn wir im Abschlusstraining alles auf die Reihe bekommen, dann muss es möglich sein, unter die besten Zehn vorzustossen.»

Wieso erleben wir in Sotschi so viele Ausrutscher? Jenson Button: «Das Betriebsfenster des Reifens ist so schmal, dass du von viel Haftung ganz flugs in den Bereich „fast keine Haftung“ kommst, vor allem dann, wenn du ihm zu viel zumutest. Das ist keine graduelle Verschlechterung, das geht schlagartig. Dann gibt es auch noch einige Wellen hier auf der Bahn, welche das Auto aushebeln. Wenn der Wagen mal ins Rutschen gerät, dann ist es schwieriger als auf anderen Strecken, ihn wieder einzufangen.»

Eine Viertelstunde vor Schluss rückte Nico Rosberg erneut aus: Der Pole-Mann von 2015 konnte aber seine Bestzeit nicht verbessern – Fehler in Kurve 4, Fehler in der letzten Kurve.

Zum gleichen Zeitpunkt war Ferrari-Star Sebastian Vettel Letzter! Kein Problem beim Deutschen, sondern Dauerläufe. Ein richtiges Problem hätte werden können: Ferrari gab Sebastian die Freigabe, in die Boxengasse zu fahren, just in jenem Moment, als Lewis Hamilton daherkam. Vettel behielt die Übersicht und konnte rechtzeitig bremsen.

Die Stars rüsteten sich zum letzten Feuerwerk, und dann ging es sehr schnell: Vettel rückte auf Rang 5 hoch. Rosberg gelang eine bessere Runde – 1:36,783 min, als erster Fahrer unter 1:37 min.
Lewis Hamilton war im ersten Pistensektor schneller, mutete den Reifen dann aber zu viel zu – 107 Tausendstelsekunden hinter Rosberg, zweiter Platz.

Sebastian Vettel teilte die Runde anders ein: Persönliche Bestzeit im ersten Sektor, absolute Bestzeit im zweiten, dann aber einen Hauch zu langsam im letzten Pistenteil – Rang 3.

Dann war auf einmal Hamilton neben der Bahn: Lewis hatte den mit blockierten Rädern heranschiessenden Daniil Kvyat im Rückspiegel entdeckt und fuhr klug eine weite Linie, um nicht vom Red Bull abgeschossen zu werden.

Rosberg legte noch eine drauf: 1:36,471 min. Hamilton konnte zunächst nicht nachlegen, weil er im Verkehr aufgehalten wurde, dann aber war Hammer-Time: 1:36,403 min, 68 Tausendstelsekunden vor Rosberg.

So eng dürfte es auch im kommenden Abschlusstraining zugehen.

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