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Der Porsche-Wanderzirkus und der Mann mit Hut

Kolumne von Rainer Braun
​60 Jahre Formel V, zehn Kurzgeschichten zum Staunen und Schmunzeln, Episode 1: Was zunächst spaßeshalber als Porsche-Wanderzirkus bezeichnet wurde, entwickelte sich schnell zum Fan-Liebling.

Das erste Jahr der Formel V in Deutschland ist Zeitzeugen mehr als Spaßveranstaltung denn als ernsthaftes Racing in Erinnerung.

Im Mittelpunkt der spaßeshalber als Porsche-Wanderzirkus bezeichneten Rundreise der neuen Formel V-Bewegung stand ein Porsche-Mitarbeiter, dessen Position ihm ganz unbeabsichtigt zu erstaunlicher Popularität verhalf. Sein Name: Gerhard Härle, 27, Porsche-Angestellter, Assistent von Porsche-Sportchef Huschke von Hanstein, Markenzeichen: ein Pepita-Hut.

Der von Porsche aus den USA importierte Formel V-Fuhrpark bestand 1965 aus 12 Rennwagen der US-Fabrikate «Beach» und «Formcar», die mit sechs VW-Bullis samt Hänger aus der Rennabteilung der Stuttgarter quer durch die Republik transportiert wurden.

Sieben Stationen standen auf dem Rundreise-Programm quer durch Deutschland: Norisring, Solitude, die Flugplatzrennen Mainz-Finthen, Trier und Wunstorf, das Schauinsland-Bergrennen sowie das Eifelpokalrennen auf der Nürburgring-Südschleife als Final-Auftritt.

Huschke von Hanstein, damals bei Porsche allgewaltiger Presse- und Sportchef in Personalunion, beauftragte besagten Gerhard Härle, die von Porsche finanzierte Promotion-Tour als «weisungsberechtigter Leiter» zu begleiten und die jeweilige Fahrer-Besetzung zu organisieren. Ab diesem Zeitpunkt war er plötzlich ein gefragter Mann und sein Telefon klingelte beruflich wie privat unablässig.

«Der Mann mit dem Hut», wie ihn die rotierenden Fahrerkader seines Formel V-Wanderzirkus der Einfachheit halber gerne nannten, war auf Schritt und Tritt umlagert von Bittstellern. Denn jeder wollte mal ein Formel V-Rennen zum Nulltarif fahren. Aber es waren jeweils nur zehn Cockpits zu vergeben, zwei Autos blieben als Reserve unbesetzt – für den Fall, dass es Schrott im Training gab.

Härle hatte Anweisung, «eine gute Mischung aus Stars, Routiniers und Nachwuchsleuten» zu finden. So standen auch die Porsche-Werksfahrer Rolf Stommelen, Willi Kauhsen, Udo Schütz oder Gerhard Mitter dann und wann mal als Zugpferde am Start. Gewonnen haben in diesem ersten Jahr trotzdem fast immer die jungen, zu dieser Zeit noch völlig namenlosen Talente.

Und Gerhard Härle hat das erste Formel V-Jahr in Deutschland als «Zirkusdirektor» wirklich gut gemanagt und dazu auch noch sichtlich genossen.

Ein paar Jahre später erzählte er mir, dass er jedes Cockpit 100 Mal hätte vergeben können. «Es war eine tolle Erfahrung, den Start in eine neue Form der Nachwuchsförderung auf diese Art zu begleiten. Und wer hätte gedacht, dass die Formel V sich danach so rasant als die Nachwuchsklasse schlechthin durchsetzen würde.»

Nach der erfolgreichen Formel V-Einführung machte auch Härle selbst noch mehrere Karriere-Sprünge. Darunter Engagements bei BMW als Sportchef, als Promoter der Interserie und schließlich von 1978 bis 1991 als Aufbauhelfer der Motorsport-Aktivitäten von Mercedes.

Nach seinem letzten Engagement in Stuttgart siedelte Gerhard Härle 1994 nach Frankreich um und bezog in der Nähe der Magny Cours-Rennstrecke ein Büro des Rennwagen-Konstrukteurs Oreca. Inzwischen ist er 87 Jahre alt und genießt seinen Ruhestand.


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