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Statt Rodeo: Garrett Gerloff setzt auf eiserne Pferde

Von Peter Fuchs
Garrett Gerloff bei einem Besuch in seiner Heimat Texas

Garrett Gerloff bei einem Besuch in seiner Heimat Texas

«Wann immer es für mich an der Zeit ist, über diese Welt hinauszugehen, hätte ich gerne eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden», sagt BMW-Werksfahrer Garrett Gerloff aus der Superbike-WM.

Im ersten Teil des großen Interviews erzählte Garrett Gerloff von seinen deutschen Vorfahren und was ihn mit der Marke BMW schon vor seiner Zeit als Werksfahrer verband. Im zweiten von drei Teilen steht seine Heimat Texas im Vordergrund und weshalb der 27-Jährige Rennfahrer wurde.

Garrett, du kommst aus The Woodlands südlich von Houston in Texas. Wie kam es, dass du in der internationalen Rennszene angekommen bist und heute Superbike-WM fährst?

Meine Reise, meine Geschichte ist definitiv verrückt. Aus Texas zu kommen und in der Superbike-WM zu fahren – das war ein langer Weg. Ich versuchte nur immer, fokussiert zu bleiben. Ich wusste, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Ich wusste, wohin ich wollte. Ich wusste, dass ich in der Weltmeisterschaft fahren wollte. Und ich habe versucht, mein Leben so gut wie möglich so auszurichten, dass ich das verwirklichen kann. Und verrückt genug, hat es bis jetzt geklappt.

Gab es bestimmte Schritte in deiner Karriere? Erzähl uns über diese Reise.

Meine Liebe zu Motorrädern begann, als ich als Kind meinem Vater am Wochenende beim Motocrossfahren zusah. Der Vater meines Vaters war auch Motocrossfahrer. Und die Mutter meines Vaters ist als Jugendliche auch Motocross in der Powderpuff-Class gefahren. Also habe ich Motorräder praktisch im Blut. Meine Liebe zu Motorrädern begann an den Dirt-Tracks, aber wir haben schon bald den Weg in Richtung Road-Racing auf der Rennstrecke eingeschlagen. Und ich hatte viel mehr Spaß auf zwei Rädern auf Asphalt, allein das Gefühl der Geschwindigkeit und alles, was dazu gehört. Es hat mich einfach süchtig gemacht.

Sobald ich mit Road-Racing anfing, wusste ich, dass es das ist, was ich in meinem Leben machen will. Ich habe wirklich alles dafür gegeben. Ich habe jeden Tag trainiert. Ich habe versucht, mich mental vorzubereiten. Ich tat alles, was ich konnte, um sicherzustellen, dass ich auf dem Rundstreckenbike die beste Version meiner selbst sein konnte. Ich habe die Profis beobachtet und versucht, so viel wie möglich davon umzusetzen, um zu sehen, ob ich eines Tages selbst eine Karriere darauf aufbauen könnte. Es war eine verrückte Reihe von Ereignissen, die mich vom Amateur zum professionellen Rennfahrer in der MotoAmerica, schließlich zum Superbike-Aufstieg in der MotoAmerica und dann in die Superbike-WM geführt haben. Es sind so viele Dinge passiert, die ich mir nie hätte vorstellen können. Aber ich schaue zurück und lächle, wenn ich darüber nachdenke, wie am Ende alles zusammengekommen ist.

Es war kein Durchmarsch, es gab in meiner Karriere viele schwierige Zeiten. Aber ich blicke auf jeden dieser Momente zurück und weiß, dass jedes Mal, wenn etwas Negatives passiert ist, mich dies zu einer stärkeren Person gemacht hat. Und ich musste lernen, diese harten Zeiten zu überstehen. Und ja, es macht das Positive, die Höhepunkte, noch so viel wertvoller und schöner.

Was bedeutet Texas für dich?

Texas ist Heimat. Hier dreht sich alles um die Menschen in meinem Leben, um meine Familie und Freunde. Ich fühle mich sehr privilegiert, das tun zu können, was ich mache. Um die Welt reisen zu können und so viele neue Orte und Menschen zu sehen. Aber es gibt nichts Schöneres, als nach Hause zurückzukehren, nach Texas. Mein enges Umfeld aus Freunden und Familie zu sehen, zu entspannen und den Rest der Welt auszublenden.

Als ich in Texas aufwuchs, hatte ich einige Freunde, die Rodeo mit Pferden betrieben haben. Ich selbst habe mich für eine andere Art von Rodeo entschieden, das zu mir passt. Ich bin seither eher auf eisernen Pferden unterwegs.

Einige meiner Lieblingsdinge an Texas sind die Musik, die Stimmung hier, das Barbecue. Nichts geht über Grillen mit Freunden. Wenn der Tag zu Ende geht, scheinen die Sonnenuntergänge hier einzigartig zu sein. Dieses flache Land, der weite, offene Himmel, das ist einfach wunderschön. Es ist auch immer super, neue Leute kennenzulernen und eine andere Seite von Texas zu entdecken. Es gibt so viele interessante Menschen in Texas. Die Vielfalt ist so groß, auch in meiner Heimatstadt Houston. Es gibt Menschen aus der ganzen Welt. Es öffnet einem die Augen für all diese unterschiedlichen Kulturen. Es ist ein wirklicher Schmelztiegel der Kulturen.

Du lebst seit einiger Zeit teilweise in Europa, in Andorra. Wurdest du seit deinem Umzug ein bisschen zum Europäer?

Ich bin jetzt seit fast vier Jahren in Europa. Und jedes Mal, wenn ich nach Texas zurückkomme, sagen die Leute, ich bekomme mehr und mehr einen Akzent. Aber ich weiß nicht, wovon sie reden. Ich höre das überhaupt nicht. Aber ich finde es lustig, meine Freunde und Familie nach einer Weile zu sehen, und das Erste, was sie sagen, ist, dass ich jetzt anders spreche.

Abgesehen davon denke ich, dass beides Vor- und Nachteile hat. Es gibt viele Dinge aus Europa, die ich mir in den USA wünschte. Es gibt viele Dinge, die Texas hat, die ich mir für Europa und Andorra wünsche. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich habe das große Glück, beides erleben zu können. Und sobald ich das eine satt habe, wechsle ich zum anderen. Europa und Texas sind das komplette Gegenteil. In Andorra gibt es Berge, in Texas Flachland und Sonne, und das ist beides schön. Doch eines der Dinge, die ich an Europa im Allgemeinen und besonders an Andorra sehr schätze, ist, wie viele Menschen dort Motorradfahren, wie viele Menschen dort auf zwei Rädern unterwegs sind. Das ist eine coole Sache. Man fühlt sich auf zwei Rädern so frei, und es ist klasse in den Bergen in Europa über die kurvigen Straßen zu fahren, andere Leute auf Motorrädern zu treffen und mit ihnen in Kontakt zu kommen.

Das ist meiner Meinung nach das Coolste an Motorrädern: Es bringt Menschen aus allen verschiedenen Kulturen, mit den unterschiedlichsten Hintergründen, aus den verschiedenen Ländern zusammen, und wir können alle das Motorradfahren gemeinsam erleben. Das spürt man besonders in Europa, wo die Länder alle so nah beieinander liegen.

Was können wir noch über Garrett Gerloff erfahren? Was inspiriert dich?

Generell finde ich, dass das Leben zu kurz ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir so viel Zeit auf Erden haben, wie wir glauben wollen. Und deshalb sage ich gerne ja zu den verrücktesten Dingen, nur um so viel wie möglich zu erleben. Wann immer es für mich an der Zeit ist, über diese Welt hinauszugehen, hätte ich gerne eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden, und die die Leute gerne hören würden. Das inspiriert mich, Risiken einzugehen und Chancen zu ergreifen. Ich wäre nicht in die Superbike-WM gegangen und hätte mein ganzes Leben verändert, wenn ich das nicht geglaubt hätte. Ich versuche, mein Leben in vollen Zügen zu leben, während ich hier auf dieser Welt bin.

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