Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

50 Jahre Renault R5-Cup: Der Pisten-Polizist

Kolumne von Rainer Braun
​R5-Cup-Kurzgeschichten zum Staunen und Schmunzeln, Episode 2: Wie der zweifache deutsche Rennsport-Meister Dieter Glemser als Leitfigur im Renault 5-Cup landete.

Eigentlich sollte Dieter Glemser nach seinem selbst gewählten Karriere-Ende von seinem langjährigen Partner Ford Köln in eine Berater-Funktion gehievt werden. Das war der Plan, doch der zerschlug sich über den Winter 1973/74 wegen der damals gerade beginnenden Energiekrise und daraus resultierenden gekürzten Ford-Werksaktivitäten im Motorsport.

So landete der populäre Ford-Mann plötzlich dort, wo man ihn am wenigstens erwartet hätte – bei Renault-Sport in Brühl vor den Toren Kölns.

Renault-Sportchef Rolf Schmidt hatte blitzschnell reagiert, sich beim Vorstand die nötige Kohle besorgt und sich die Dienste des Schwaben gesichert: «Wenn so ein Mann zu haben ist, muss man doch sofort zugreifen, das ist der Idealfall eines Lehrmeisters für die jungen Fahrer unseres neugeschaffenen Renault 5-Cups.»

So unterschrieb der zweifache Rennsport- und Tourenwagen-Europameister einen Jahresvertrag mit fürstlichem Salär. Im März 1975 wurde er offiziell als «Pate des zweiten R5 Cup-Jahrgangs» vorgestellt. Allerdings entpuppte sich der neue Job für Glemser als ziemlich aufregend, mühsam und nervenaufreibend, «weil die Burschen trotz aller guten Tipps und Ermahnungen nicht zu bändigen waren».

Denn neben guten Ratschlägen und Einzelgesprächen profitierten die Racing-Frischlinge auch von einem nicht alltäglichen Service. Ein gelber R5 im Cup-Trimm und zwei großen M auf beiden Türen mischte sich in den Trainings-Sitzungen unters rennende R5-Jungvolk. Am Steuer der große Meister, der mit seiner Präsenz und Erfahrung jenen orientierungslos herumtorkelnden Neulingen zu Seite stehen sollte, die noch auf der Suche nach der Ideallinie waren. Eigentlich fehlte an Glemsers R5-Heck nur noch der Schriftzug «Follow me» …

Die zweifellos mutige Idee erbrachte nicht den gewünschten Erfolg. Der sonst so coole und nicht aus der Ruhe zu bringende Renn-Profi gab schon nach den ersten Einsätzen leicht entnervt zu Protokoll, «dass die Kerle statt was zu lernen versuchen, mich zu überholen oder in Zweikämpfe zu verwickeln».

Immerhin stand der R5-Pate die Saison geduldig durch, um am Ende dieses Fazit zu ziehen: «Für Renault und den Cup an sich war meine Anwesenheit sicher eine gute Sache, aber der Lerneffekt bei den Teilnehmern hielt sich in engen Grenzen.»

Cup-Vater Rolf Schmidt sah die Sache eher pragmatisch: «Die Anwesenheit eines solchen Tourenwagen-Stars hat unserer neuen Cup-Rennserie unbezahlbare Publicity und Popularität verliehen.»

Das Engagement endete nach einem Jahr in bestem Einvernehmen. Ab 1976 brauchte es sowieso keine Nachhilfe mehr, denn die R5-Cup-Chauffeure hatten längst begriffen, wie man den Fünfer im Grenzbereich ausbalanciert. Deshalb wurden die Rennen auch beherzter und die Kämpfe untereinander hemmungsloser. Besonders die bereits rennerfahrenen Herrschaften, die sich zusätzlich auch noch in die Europa Cup-Rennen stürzten, lieferten ab dem dritten Jahr besonders wilde Schlachten und Geschichten ab.

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