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Man lernt nie aus!

Von Guido Quirmbach
Da war der Fahrer schon aus dem Auto: Bartocci-Unfall in Brünn

Da war der Fahrer schon aus dem Auto: Bartocci-Unfall in Brünn

«Motorsport is dangerous», das ist eine fast in Vergessenheit geratene Weissheit. Leider gibt es derzeit zu viele Anlässe, sich daran zu erinnern.

Schutzengel im Motorsport haben derzeit Hoch-Konjunktur. Sie haben so viel zu tun, dass es kaum möglich ist, überall zum richtigen Zeitpunkt da zu sein.

Als Mario Moraes im März beim IndyCar-Saisonauftakt auf Marco Andretti`s Kopf landete, war bereits ein Grossteil der Schutzengel-Crew im Einsatz. Ein Bild, an das wir uns sehr gerne gewöhnt haben: Es scheppert wie blöd, die Beteiligten steigen aus und grinsen sich eins.

Leo Löwenstein hatte nicht soviel himmlische Unterstützung, bei ihm kamen alle unglücklichen Umstände zusammen, die ihm beim letzten VLN-Rennen das Leben kosteten.

Am vergangenen Wochenende mussten sich die Schutzengel aufteilen, leider konnten sie nicht überall sein.

Am Bergring bei Teterow verlor der Grasbahn-Routinier Vincent Kinchin sein Leben.

Marcel Tiemann erlitt bei einem Startunfall bei den GT Open in Imola ein Schädel/Hirntrauma und einem Halswirbelbruch, er wurde in ein künstliches Koma versetzt.

Im tschechischen Brünn gab es bei der Trofeo Lamborghini ein Unfallszenario, welches im Jahre 2010 eigentlich nicht mehr passieren sollte und auch die Schutzengel verzweifeln liess:

Der Italiener Giorgio Bartocci prallte vor den Augen der Zuschauer direkt auf der Start/Ziel-Geraden in die Boxenmauer. Das Auto wurde förmlich auseinandergerissen und stand minutenlang in Flammen. Leider war der Fahrer volle 60 Sekunden im brennenden Wagen. Er hat überlebt, liegt im künstlichen Koma, wird aber sein weiteres Leben lang gezeichnet sein. Rund 40% seiner Haut sind verbrannt, glaubt man den heutigen Meldungen stabilisiert sich sein Zustand aber glücklicherweise mehr und mehr.

Der Unfall und die Rettung werfen viele Fragen auf. Denn die lief sicher nicht optimal, wie die Videoaufnahmen zeigen. Einige der Ersthelfer mit Feuerlöschern waren zwar nach Sekunden am Fahrzeug, wirkten mit der Situation aber überfordert und auch mangelhaft ausgestattet.

Es war letztendlich ein unbeteiligter Teamchef und ein Funktionär aus dem Lamborghini-Stab, die, übrigens ohne Schutzkleidung, nach rund einer Minute den Fahrer aus dem noch immer brennenden Auto zogen. Der Lamborghini brannte noch Minuten weiter.

Es geht hier nicht darum, anzuklagen, schon gar nicht, weil es meist ehrenamtliche Helfer sind, ohne die eine Rennsport-Veranstaltung überhaupt nicht zu organisieren ist. Und keiner von uns allen kann mit Sicherheit behaupten, in einer solch extremen Situation richtig zu handeln. Dennoch: Einen Feuerlöscher in der Hand zu haben ist nicht gleichbedeutend, ihn auch richtig benutzen zu können. Die Geschehnisse bieten in jedem Fall genug Anschauungsmaterial für Veranstalter und Feuerwehren, ihre Helfer entsprechend zu trainieren.

Dazu kommt die mangelnde technische Ausstattung. Die anfänglichen eingesetzten Löscher waren wie Wasserpistolen bei einem Waldbrand. Und dies bei einem FIA-Event! Dies gehört aber auch ins Lastenheft der Streckenbetreiber, die dazu nachdenken sollten, ob die Rettungstasche, in die das Auto krachte, nicht optimaler gelöst werden kann.

Doch auch Lamborghini muss sich Gedanken machen. Auch wenn der Aufprall in eine Rettungstasche der Boxenmauer sehr unglücklich war, bei den extremen Folgen darf die Frage erlaubt sein, ob in dem 238.000 € teuren und 570 PS starken Markenpokal-Sportwagen (nicht zu verwechseln mit dem GT3-Gallardo!) das Optimum an Sicherheit verbaut worden ist.

Doch all diese Fragen sollten sich alle Verbände, Streckenbetreiber, Veranstalter und Fahrzeughersteller ohne Selbstüberschätzung stellen. Könnte so was auch bei uns, mit unserem Team, auf unserer Strecke, mit unserem Fahrzeug passieren?

Es geht wie gesagt nicht darum, anzuklagen, sondern aus den Vorfällen zu lernen. Nicht nur aus dem Ereignis in Brünn, sondern auch aus anderen Unfällen. Man lernt bekanntlich nie aus!

In einem Sport, der von Natur her bereits gefährlich ist und immer bleiben wird, sind die Schutzengel jedenfalls für alle Unterstützung dankbar!

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