Ein ganz normaler Sonntag
So nah wie selten am F60: Die Ferrari-Tester Gene und Badoer
Die angegebenen Gründe sind sicher verständlich, Gesundheit hat immer Vorrang! Dennoch bleibt das, was Schwaben ein «Geschmäckle» nennen. Denn wenn ein Mensch sich auf etwas freut, was dann nicht zustande kommt, dann ist man enttäuscht. Und enttäuscht sind einige, die Fans, die aufgrund des angekündigten Comebacks Tickets gekauft haben, die Veranstalter, die noch Tickets verkaufen wollten bis hin zu den Agenturen, die Werbeblocks verkauft haben und nun mit ihren Kunden streiten, ob diese vom kurzfristig, im Rausch des Schumi-Combacks geschlossenen Vertrag zurücktreten können oder nicht.
Aber Ferrari hat ja dafür ein anderes Comeback angekündigt, jenes von Testfahrer Luca Badoer. Der hat gegenüber Schumacher einen kleinen Nachteil, er ist nämlich nicht 2006, sondern 1999 seinen letzten Grand Prix gefahren. Aber Jan Lammers hatte auch mal eine ähnlich lange Pause von 1982 bis 1992.
Dafür hat Badoer schon einmal Slicks der neueren Formel 1 probieren dürfen, noch im letzten Dezember sass er in Portimão im 2008er Ferrari. Was diese Slicks noch mit den in dieser Saison eingesetzten Reifen gemeinsam haben, weiss zwar nur Bridgestone, aber damit wäre Badoer Schumi immerhin in einem Punkt voraus. Es wird der einzige bleiben.
Logisch die Entscheidung pro Badoer nämlich nicht, wenn man vom menschlichen Aspekt «das hat er sich verdient» einmal absieht. Doch die Formel 1 ist für diese Menschlichkeit eigentlich viel zu unmenschlich. 1999, als Badoer noch bei Minardi Grand Prix fuhr und gleichzeitig für Ferrari testete, war er nicht gut genug, um Schumacher nach dessen Beinbruch zu ersetzen. Nun, nach vielen Jahren ohne Rennpraxis, soll er auf einem ihm ebenfalls unbekannten Stadtkurs einspringen und dort sein Debüt im F60 geben. Denn den hat er auf einer Rennstrecke auch noch nicht bewegt.
Ok, viele Alternativen gäbe es nicht, aber der zweite Ferrari-Tester Marc Genè fährt immerhin ab und an andere Rennen und gewann in diesem Jahr die 24h von Le Mans für Peugeot. Aber vielleicht wurde ihm nur sein spanischer Pass zum Verhängnis, denn nach dem ganzen Theater vor dem Grand Prix auf spanischem Boden würde dies höchstens zusätzlichen Medien-Wirbel rund um Ferrari aufkommen lassen. Und das will in Maranello derzeit sicher niemand.
So wird aus dem geplanten Rennen des Jahres nun wieder ein ganz normaler Grand Prix an einem ganz normalen Sonntag.
Apropos Medien: David Coulthard hat zumindest zeitweise die Seiten gewechselt und berichtet für die BBC von der Formel 1. Seinen Einstieg in die Medienwelt bezeichnet er selbst im SPEEDWEEK-Interview als viel schwieriger als damals sein Formel-1-Einstieg 1994. Dazu noch im aktuellen, 64 Seiten starken Heft (ab heute am Kiosk): Ein Portrait von F1-Debütant Roman Grosjean, Stefan Heinrich benotet die IndyCar-Teams zur Saisonhalbzeit, Audi Sportchef Dr. Ullrich und Motorrad-Star Sandro Cortese im Exklusiv-Interview, warum sich Valentino Rossi unter Haien fühlt, sowie noch viel aktuelles und Hintergründe über den Motorsport auf zwei oder vier Rädern und in der Luft.
Viel Spass beim Lesen