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24h Le Mans: Was sonst auch noch aufgefallen ist

Von Martina Müller
SPEEDWEEK.com blickt zurück auf die großen und kleinen Geschehnisse bei der diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans. Und tatsächlich gibt es an machen Stellen noch einiges an Verbesserungspotential.

Bei den 24 Stunden von Le Mans wird alljährlich die ganz große Motorsport-Geschichte geschrieben. Auch bei Ausgabe Nummer 85 war dies nicht anders. 258.500 Zuschauer haben sich das Rennen an der französischen Sarthe vor Ort selbst angeschaut. Das sind zwar 5000 weniger als im Vorjahr (263.500). Dennoch ist der Wert immer noch auf einem ganz hohen Niveau und stellt den gewaltigen Stellenwert des Klassikers dar. Gerade in Zeiten, in denen Besucher anderen Motorsport-Veranstaltungen den Rücken drehen, ist diese Zahl absolut positiv einzuwerten. Dennoch: An machen Stellen wurde die Leidensfähigkeit der Fans schwer auf die Probe gestellt. Teilweise defekte Schließanlagen an den Toiletten-Türen und 'günstige' acht Euro für das kleine Bier gehören zumindest einmal überdacht.

Auch auf der Strecke hatte sich die ein oder andere Schrecksekunde ereignet. Beispielsweise als ein LMP2 in das Heck des Toyota #9 krachte – und diesen damit aus dem Rennen nahm. Schon vor Saisonbeginn der Sportwagen-WM (FIA WEC) hatten viele, vor dem immensen Topspeed der neu aufgelegten kleinen Prototypen-Kategorie gewarnt. Und mit dem sich in der Nacht von Le Mans zugetragenen Crash fühlten sich diese Kritiker bestätigt. Wie sinnhaft ist es, wenn die Wagen der großen LMP1-Klasse aufgrund des 2014 eingeführten Effizienz-Reglements am Ende der Geraden vom Gas gehen müssen, um Sprit zu sparen, wenn sie dann sogar von Fahrzeugen anderer Kategorien überholt werden?

Entscheidender Faktor war 2017 auch ganz klar das Wetter. Zwar heißt es 'It always rains at Le Mans', doch tatsächlich kam erstmals seit dem Jahre 2000 in der kompletten Le-Mans-Woche kein einziger Regentropfen vom westfranzösischen Himmel. Temperaturen im mittleren 30-Grad-Celsius-Bereich haben nicht nur Zuschauer, Fahrer und Techniker bis an die Belastungsgrenze gebracht, auch das Material wurde bis aufs Letzte strapaziert. Da ist es nicht verwunderlich, wenn alle sechs gestarteten LMP1-Wagen mit technischen Gebrechen zu kämpfen hatten.

Somit hatten es sogar zwei LMP2-Equipen auf das Gesamt-Podium geschafft. Es könnte als Ironie des Schicksals angesehen werden, dass ausgerechnet Rebellion Racing dazu gehörte. Die Mannschaft um Bart Hayden hatte sich jahrelang von den LMP1-Werken in der Königsklasse demütigen lassen. Jetzt folgte mit dem Schritt zu den 'Kleinen' die große Genugtuung. «Wir haben es richtig genossen. Wenn wir mit einem LMP2 sogar auf das Gesamt-Podium fahren können, bin ich mit meinen Klassenumstieg sogar noch mehr zufrieden, als im Winter», grinste der Brite am beim Blick auf die Ergebnisliste.

Grundsätzlich hat sich die kleine LMP2-Klasse in Le Mans mächtig Respekt verschafft. Vor allem zu Saisonbeginn der IMSA-Serie in Daytona und Sebring hatten die Wagen noch mit vielen technischen Problemen zu kämpfen. Insbesondere die Einheits-Elektronik von Cosworth stand in der Kritik. Doch davon war in Le Mans kaum noch etwas zu spüren. Auch der 4.2L-V8-Gibson-Einheitsmotor wusste zu überzeugen. «Erstmals seitdem ich in Le Mans antrete, konnten wir vor dem Rennen auf einen Motorwechsel verzichten», legte Rebellion-Teamchef Hayden dar. Dass die kleine (und auch kostengünstige) LMP2 am Ende beinahe sogar der überzüchteten LMP1 die Show gestohlen hätte, sollte doch manchem Regelhüter zu denken geben.

Ordentlich zur Sache ging es auch in der GTE-Kategorie. Alle fünf teilnehmenden Hersteller (Aston Martin, Corvette, Ferrari, Ford und Porsche) hatten 2017 Siegchancen gehabt. Und dass tatsächlich erst in der letzten Runde die Entscheidung zugunsten des Aston Martin von Darren Turner, Jonathan Adam und Daniel Serra ausgefochten wurde, spricht für die BoP (Balance of Performance) in der Klasse. Diese wurde jedoch im Vergleich zu 2016 erheblich angepasst, was auf der anderen Seite wiederum belegt, dass es im Vorjahr also nicht wirklich fair zugegegangen ist.

Wie auch immer: Die 85. Auflage der 24 Stunden von Le Mans war abermals ein echtes Motorsport-Fest. Und schon jetzt zählen viele der diesjährigen Protagonisten die Tage, bis im Département Sarthe 2018 wieder Gas gegeben wird. Darum enden wir an dieser Stelle mit den Worten, die der diesjährige Gesamtsieger Timo Bernhard voller Emotion zu SPEEDWEEK.com äußerte: «Ganz klar: Le Mans ist das größte Autorennen der Welt!» Dem gibt es nichts hinzuzufügen.


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