Tomaszow Mazowiecki: Harald Simon neuer Europameister

Von Thomas Schiffner
Erst zum zweiten Mal wurde ein Fahrer, der nicht aus Russland kommt, Eisspeedway-Europameister. Der 54-jährige Harald Simon aus Österreich bot über das zweite EM-Finale hinweg eine souveräne Leistung.

Die beiden Spitzenreiter der EM, die Russen Dmitry Solyannikov und Vladimir Fadeev, durften in Polen aus den bekannten politischen Gründen nicht starten und so ging Harald Simon mit zwei Punkten Vorsprung auf Jasper Iwema in dieses zweite, entscheidende Finale. Auch Luca Bauer, Franz Mayerbüchler, der Tscheche Lukas Hutla und Benedikt Monn hatten mit je acht Punkten noch Titelchancen.

Iwema eliminierte sich bald selbst aus dem Medaillenkampf, er begann mit einem Motorschaden und konnte in seinem fünften Heat nicht mehr antreten. Simon gab in den 20 Vorläufen nur einen Punkt gegen den Schweden Jimmy Olsen ab, der an diesem Tag unschlagbar war und nur durch einen Sturz, an dem Aki Ala-Riihimäki nicht ganz unbeteiligt war, Punkte liegen ließ.

Simon und Bauer qualifizierten sich direkt für das Tagesfinale. Im Last-Chance-Heat kämpften Riihimäki, Hutla, Olsen und Mayerbüchler um die letzten beiden Finalplätze. In einem heißen Fight fiel Hutla vom ersten auf den dritten Platz zurück und Riihimäki, der das stärkste Rennen seit seinem Comeback zeigte, gewann am Vorabend seines 56. Geburtstages noch vor Olsen. Mayerbüchler blieb chancenlos und wurde Gesamt-Sechster: «Ich kann nicht ganz zufrieden sein. Mein Ziel war der Last-Chance-Heat, aber das Finale habe ich nicht erreicht. Insgesamt war ich zu verhalten. Ich habe zu wenig risikiert und da lässt man eben einige Punkte liegen, die dann fehlen.»

Benedikt Monn stürzte gleich im ersten Lauf und kam unter persönlicher Betreuung vom aus Russland heimgekehrten Hans Weber auf den elften Tagesrang. In der EM belegte der Rookie Platz 10.

Auch im Finale ging es drunter und drüber: Weder Bauer noch Simon führte, sondern Ala-Riihimäki! Als der Finne von Olsen bedrängt wurde, stürzte er in der dritten Runde und flog in den Innenraum. Der Schiedsrichter brach nicht ab, aber die anderen Fahrer verlangsamten.

Schließlich wurde der Endlauf ohne Riihimäki neu gestartet, diesmal setzte sich Olsen vor Simon durch. Der Waldviertler musste nichts risikieren, denn der Titel war ihm schon vor dem Finale sicher. Luca Bauer bekam als Letzter einen Punkt gutgeschrieben und konnte sich damit einen Zähler vor Olsen den Vize-Europatitel sichern.

Olsen aber war der Mann des Tages: «Das war fast ein perfektes Rennen. Den Titel habe ich schon in Sanok verloren, da habe ich kein gutes Rennen gefahren. Ich habe mich einfach besser gefühlt. Ich bin die letzten zwei Jahre kaum gefahren, aber nächstes Jahr fahre ich wieder Grand Prix.»

Wäre Riihimäki im Endlauf nicht gestürzt, dann hätte Luca Bauer gegen Olsen sogar noch ein Stechen um den Vizetitel fahren müssen: «Nach zwei dritten Plätzen bei der EM ist Vize definitiv mein größter Erfolg. Dass ich Simon nicht mehr einholen kann, war schon nach dem ersten Lauf gegen ihn klar. Ich habe dann geschaut, dass ich meine Punkte nicht sinnlos wegschmeiße und wollte ohne Null-Punkte-Lauf über den Tag kommen. Im Finale kommt es darauf an, mit wieviel Kopf man fährt. Ich hätte auch wie Riihimäki alles riskieren können und hätte dann draußen gelegen. Ich hatte den Start nicht erwischt. Ich wusste, dass ich einen Punkt brauche. Aber man sieht, wie es geht, wenn man es mit aller Gewalt versucht.»

Harald Simon blieb auch eine Woche vor seinem 55. Geburtstag, mit der Goldmedaille um den Hals, ehrlich und bescheiden und vor allem er selbst: «Ich möchte immer gewinnen, auch im Finale. Aber in zwei Wochen ist Heerenveen. Ich werde 55 und, wenn ich in meinem Alter einmal stürze, dann brauche ich sooo lange, bis ich wieder fit bin.»

Zum Fehlen der russischen Fahrer meinte er: «Die Politik hat gewonnen, nicht der Sport. Wenn man das realsistisch sieht, wäre nur der dritte Platz drin gewesen. Von meinem Punkteabstand zu den Russen war das sportlich betrachtet nicht realistisch. Bei dieser Europameisterschaft sind nicht die besten Fahrer gefahren.»

Ergebnisse Eisspeedway-EM Tomaszow Mazowiecki/PL:

1. Jimmy Olsen (S) 12+3 Punkte
2. Harald Simon (A) 12+2
3. Luca Bauer (D) 13+1
4. Aki Ala Riihimäki (FIN) 12+D
5. Lukas Hutla (CZ) 12
6. Franz Mayerbüchler (D) 10
7. Jasper Iwema (NL) 6
8. Andre Divis (CZ) 6
9. Michal Knapp (PL) 6
10. Jo Saetre (N) 6
11. Benedikt Monn (D) 6
12. Rami Systä (FIN) 4
13. Jiri Wildt (CZ) 3
14. Mikko Jetsonen (FIN) 3
15. Niek Schaap (NL) 3
16. Lukas Hromadka (CZ) 2

Endstand nach 2 Rennen:

1. Harald Simon, 28 Punkte
2. Luca Bauer 22
3. Jimmy Olsen 21
4. Lukas Hutla 20
5. Franz Mayerbüchler 18
6. Dmitry Sollyanikov (RUS) 18
7. Aki Ala-Riihimäki 16
8. Jasper Iwema 16
9. Vladimir Fadeev (RUS) 16
10. Benedikt Monn 14
11. Michal Knapp 10
12. Mikko Jetsonen 9
13. Jo Saetre 7
14. Franz Zorn (A) 7
15. Andre Divis 6
16. Rami Systä 6
17. Niek Schaap 4
18. Jiri Wildt 4

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