Drei Deutsche im Eisspeedway-EM-Finale: Ihr Fazit
Luca Bauer: Der 24-Jährige aus Reit im Winkl holte den Vizetitel. Den hatte er bereits letztes Jahr in Sanok und Tomaszow Mazowiecki errungen, aber diesmal war die Performance des Günther-Bauer-Zöglings überragend. Dreimal musste er sich Zorn beugen, am Samstag kam er im direkten Duell mit Zorn auch noch hinter Harry Simon ins Ziel. Dafür schlug er im Finallauf am Sonntag den neuen Champion bei starkem Schneefall und eingeschaltetem Flutlicht. Der Kurvenspeed von Luca, stets 20 cm neben den Strohballen, beeindruckte am meisten. «Ich wusste, als ich im ersten Lauf am Sonntag gegen Zorn die Punkte liegengelassen habe, dass es ganz oben wieder nicht reichen wird und habe geschaut, dass ich die Punkte mitnehme, die ich brauche. Das war das Wichtigste, ein Ausfall wäre das Schlimmste gewesen, was passieren konnte. Ich bin aber extrem zufrieden, dass wir das Finale am Sonntag gewonnen haben. Ich wusste, wenn ich den Start gewinne, habe ich gute Chancen, denn ganz außen war das Eis noch ziemlich gut. Umso erleichterter war ich, dass ich auch beim dritten Start den Start gewinnen konnte. So schlecht wie das Eis nach und nach wurde, konnte ich innen nicht mehr fahren. Von daher bin ich sehr zufrieden mit dem Wochenende.»
Benedikt Monn: Der Parsberger kam nur ins Rennen, weil die neue Expertenkommission Eisspedway des Promotionteams Zukunft Bahnsport (ehemals DMSB) vereinbart hatte, dass bei der EM primär die zweite Garde Rennpraxis sammeln soll. Seine hohen Ziele konnte Beny am Samstag nicht erreichen: Im ersten Durchgang kollidierte er mit dem Finnen Max Koivula, der stürzte. Der Referee disqualifizierte den Bayer. Monn: «Ich habe mir das Video angesehen und da ist Max eigentlich mehr von außen nach innen gezogen als ich umgekehrt.» Im vierten Durchgang führte Monn zunächst vor dem starken Lukas Hutla, musste den Tschechen dann ziehen lassen, aber in der letzten Kurve ging sein Motor aus: «Der Zündunterbrecher hat einen Kurzschluss mit dem Gasgriff hergestellt.» Mit den Füßen versuchte Beny schneller in Richtung Ziellinie zu kommen, doch Jo Saetre und Marc Geyer waren mit Motorkraft erfolgreicher. Statt mögliche 10 (das wäre der Last-Chance-Heat gewesen) holte Monn nur 6 Punkte.
Das drehte sich am Sonntag komplett – obwohl er nach drei Durchgängen (Sturz in Heat 9) ganze zwei (!) Punkte auf dem Konto hatte: Heatsiege gegen Klatovsky (!) und Hutla (!) katapultierten ihn als Vierten noch in den Last-Chance-Heat! Der 25-Jährige schaffte dann das Wunder von Gelb aus, wieder Hutla und Jimmy Olsen zu besiegen – und stand im Grand Final! Im Endlauf unter erschwerten Bedingungen stürzte im ersten Anlauf Monn, im zweiten dann Hutla. Erstmals wurde Beny bei einer EM Tagesvierter. «Das Fahrerfeld war top und ich habe gemerkt, dass ich mit den Topleuten mithalten kann. Franky und Luca sind in einer eigenen Liga gefahren. Im Last-Chance-Heat habe ich alles in die Waagschale geworfen, ich hab’ den Hutla zweimal geschlagen, das war einwandfrei. Im Finale fährt jeder am Limit. Es hat mich ein bisserl ausgehoben. Ich hatte keinen Kontakt mehr zum Steigbügel und dann ist mir der Lenker eingeklappt. Und dann war ich machtlos. Aber mir geht’s gut und ich sehe das Wochenende positiv. Am Sonntag war das Glück dabei, das am Samstag fehlte.»
Marc Geyer: Der Hesse war ursprünglich Reservefahrer, kam dann aber für Hans Weber ins Feld. Weil er sich in den letzten Jahren als Kältetechniker selbstständig gemacht hatte, konnte Eisspeedway in dieser Zeit für ihn keine Rolle spielen. In Sanok rückte der 33-Jährige erstmals mit zwei Bikes an und kam von Lauf zu Lauf immer besser zurecht. In Heat 9 am Samstag stürzte er und verdrehte sich dabei das Knie. Der Büdinger fuhr aber weiter und nach nächtlicher Eigentherapie stand er auch am Sonntag mit dickem Knie am Start. Im zweiten Durchgang wurde er in der Zielkurve angerempelt, kam erst Richtung Strohballen, dann rutschte er ohne sein Bike über die Ziellinie. Weil vorher schon Dennis Andersson gestürzt war, bekam Marc noch zwei Punkte gutgeschrieben. Mit sechs Punkten am Sonntag konnte er zufrieden sein. «Wäre der Samstag besser gelaufen, dann hätte ich mein Ziel, die Top-Ten, erreichen können», sagte der Elfte der Gesamtwertung.
Markus Jell: Der ehemalige Deutsche Meister hatte sich freiwillig zugunsten der oben genannten Fahrer mit der zweiten Reserveposition zufriedengegeben. Am Sonntag startete der Landshuter in Heat 20 für Michal Knapp, der nach einer Vielzahl von Stürzen aufgegeben hatte, und wurde hinter Monn und Hutla Dritter.
Ergebnisse Eisspeedway-EM Sanok/PL:
1. Franz Zorn, 35 Punkte
2. Luca Bauer 32
3. Jimmy Olsen 23
4. Lukas Hutla 21
5. Harald Simon 20
6. Max Koivula 18
7. Jan Klatovsky 16
8. Benedikt Monn 14
9. Sebastian Reitsma 14
10. Tomi Norola 10
11. Marc Geyer 10
12. Jo Saetre 10
13. Jimmy Hörnell 10
14. Niek Schaap 7
15. Dennis Andersson 4
16. Andrej Divis 2
17. Markus Jell 1
18. Michal Knapp 1